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Die Aktion soll am Welttag der Biodiversität (22. Mai) mehr Bewusstsein für kleine Wildpflanzen in der urbanen Umgebung schaffen © Senckenberg Gesellschaft

Welttag der Biodiversität

Aktion zum Entdecken der urbanen Vielfalt

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 21.05.2022 - 08:48

Viele Stadtbewohner nehmen die sie umgebende Flora kaum wahr und wenn dann nur als Hintergrund bzw. Straßenbegleitgrün. Denken wir an urbanes Grün tauchen vor unseren Augen Bäume und Parks auf, vielleicht auch noch grüne Verkehrsinseln. Auch wenn diese für die Kühlwirkung eine wichtige Rolle spielen, gibt es aber noch mehr an Botanik in der Stadt – sogar in den von Beton geprägten Vierteln.

Zwischen Pflastersteinen, in Fugen und Mauerritzen wachsen kleine grüne Kämpfer – ein Vielzahl an Kräutern, Gräsern und Moosen verteilt sich hier. Sie trotzen der Tritt- und Fahrbelastung, Hitze, Bodenverdichtung und Verschmutzung tapfer und sind wertvolle Mikro-Ökosysteme für zahlreiche Insekten und andere Organismen.

Die Schönheiten entdecken

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Bei der Stadtbotanik-Aktion wird in jede Ritze geschaut © Senckenberg Gesellschaft

Das kleine Stadtgrün hat aber auch für Menschen einen nicht zu unterschätzenden Nutzen, denn ein dichter Bewuchs der Fugen von Kopfsteinpflaster erhöht die Festigkeit, die grünen Fugen nehmen Oberflächenwasser auf, erhöhen die Versickerung und binden Staub. Und spätestens auf den zweiten Blick ist der Bewuchs auch schön, nicht nur mit Blüten versehene Pflanzen, viele fallen auch durch den Formenreichtum an den Blättern auf – man muss nur genau genug hinschauen.

Deshalb möchte am Welttag der biologischen Vielfalt, dem 22. Mai die Stadtbotanik-Aktion #Krautschau bereits zum zweiten Mal das Bewusstsein für die Präsenz kleiner Wildpflanzen im urbanen Bereich und ihre Bedeutung für die Städte anfachen. Die Koordination übernehmen Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Die Aktion ist als Grassroot-Bewegung von Botanikern und Pflanzenfans als Reaktion auf das Phänomen der „Plant Blindness“ entstanden. Darunter versteht man die Unfähigkeit, Pflanzen in der eigenen Umgebung detailliert wahrzunehmen. Bei der Aktion werden oft übersehene Pflanzen auf Gehwegen, in Mauerritzen oder Pflasterfugen mit bunter Kreide beschriftet und gekennzeichnet und fotografiert.


Quelle: Senckenberg Gesellschaft