Seit dem 19. Mai sind Garten und Gebäude von Schloss Hof im Marchfeld wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Was ein wenig marktschreierisch als „barocke Erlebniswelt“ verkauft wird, ist das sehenswerte Ergebnis von drei Jahren geradezu detektivischer Restaurierungsarbeit. Ein Glücksfall für die Gartenarchitektur war, dass die Anlage im Laufe der Jahrhunderte nie modernisiert oder überformt wurde und so ideale Voraussetzungen für eine fundierte Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands bot.
Prinz Eugens Jagdschloss. Nach Schönbrunn ist Schloss Hof die zweitgrößte Schlossanlage Österreichs. 1725 erwarb Prinz Eugen das damals eher bescheidene Anwesen und ließ es vom Architekten Lucas Hildebrand in ein prunkvolles Landschloss verwandeln. Nach dem Tod Eugens kaufte Maria Theresia den Besitz und ließ das Gebäude aufstocken.
Folgende Generationen hatten wenig Interesse an Schloss Hof. Es geriet allmählich in Vergessenheit und verfiel zusehends. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann man mit der schrittweisen Renovierung. In den letzten drei Jahren wurde die Revitalisierung von der Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsges.m.b.H. – einer Tochtergesellschaft von Schloss und Zoo Schönbrunn - intensiv vorangetrieben.
Terrassen mit Ausblick. Die Pläne für den barocken Garten stammen von Dominique Girard, ausgeführt wurden sie von Lucas Hildebrand. Girard war ein französischer Gartenarchitekt, der vor allem in Bayern wirkte. Auf ihn geht die Vollendung des Nymphenburger Schlossparks und die Gestaltung des Gartens von Schloss Schleißheim zurück.
Schloss Hof steht auf einem Hügel, der nach Osten hin zu den Marchauen abfällt. Heute sieht man von hier aus die Hochhäuser des nahe gelegenen Bratislava. Das Gefälle wird in sieben Terrassen aufgefangen, die durch eine zentrale Sichtachse miteinander verbunden sind. Ein Portal markiert den Endpunkt, entlang der Achse reihen sich Treppenanlagen und sechs Wasserspiele. Vor dem Schloss liegt das 5.000 m² große Broderieparterre, in den tiefer gelegenen Terrassen läuft der Garten in die Landschaft des umliegenden Marchfelds aus.
Zur Anlage gehört eine Meierei, einer der größten barocken Wirtschaftshöfe, die noch erhalten sind. Der Grundriss des Gebäudes bildet ein großes „E“ – das Initial des Bauherrn Prinz Eugen. Der Meierei angeschlossen waren zwei Orangerien, die vom Keller aus durch eine Art Fußbodenheizung erwärmt werden konnten. Eine echte Rarität, wie Kurt Farasin, Geschäftsführer von Schloss Hof erklärt. Auch sie sollen in den nächsten Jahren originalgetreu restauriert werden.
Die Rekonstruktion. Der italienische Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, malte zwischen 1759 und 1761 zwölf Ansichten von Schloss Hof. Diese Bilder waren die wichtigste Grundlage für die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes des Gartens. Allerdings konnte man sich nur bedingt auf die Authentizität der Darstellung verlassen, schränkt Yvonne Krumlehn, Gartenleiterin von Schloss Hof und eine der führenden Barockgarten-Spezialistinnen Europas, ein. Niemand weiß, ob der Garten wirklich jemals so ausgesehen hatte wie auf den Gemälden abgebildet, oder ob es sich um idealisierte Darstellungen handelt. Als zweite wichtige Quelle dienten daher gartenarchäologische Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes. Und auch hier hatten Krumlehn und ihr Team Glück: Man fand Reste der barocken Broderien, anhand derer die Ornamente und Linienführung der Beete rekonstruiert werden konnten. Auch der im Laufe der Jahrhunderte völlig im Boden versunkene Neptunbrunnen wurde wieder entdeckt und von Steinmetzen wieder in Stand gesetzt.
Für die Auswahl der Pflanzen wandte man sich an den kanadischen Gartenhistoriker Mark Laird. Er bestimmte anhand von Gemälden und Archivmaterial jene Blütenpflanzen, die zur Zeit des Prinz Eugen in Schloss Hof kultiviert worden sind. Die historische Farbpalette reicht von Gelb über Ocker bis Rot – mit nur sehr wenig Blau. Unter den Blumen finden sich Balsaminen, seltene Nelkenarten und Wunderblumen. Der Pflanzenliebhaber Prinz Eugen schickte einst Agenten in alle Welt aus, um seine wertvolle botanische Sammlung zu bereichern. Für die Restauration bezog man authentisches Pflanzenmaterial aus dem Garten von Monticello in Virginia/USA, wo seit den Zeiten von Präsident Thomas Jefferson botanische Sorten unveredelt über die Jahrhunderte hinweg erhalten werden.
Die Restauration. Die Restaurationsarbeiten konzentrierten sich zunächst auf die ersten drei Terrassen beim Schloss. Die Broderieflächen wurden originalgetreu nachgebaut. Über 40.000 Stück Buchs säumen die Ornamente aus weißem Carrara-Marmor, rotem Ziegelkies, schwarzem Kohlebruch und 14.000 Sommerblumen. Dazu kommen 100 Bäume und 24.000 m² wassergebundene Decke als Ersatz für die Asphalt- und Betonflächen, die in früheren Jahren aufgebracht worden sind. Um die architektonische Geschlossenheit des Ensembles wieder herzustellen, wurde eine 2,5 km lange Umfahrungsstraße errichtet. Sie ersetzt die Landstraße, welche zuvor das Areal durchquerte. Der Besucherverkehr wird vor Schloss Hof auf einen neu errichteten Waldparkplatz geleitet.
Zurzeit des Prinzen Eugen arbeiteten teilweise bis zu 600 Arbeiter am Garten. Heute muss man mit wesentlich weniger Angestellten das Auslangen finden, und so übernehmen 7.233 m Bewässerungsleitungen die Versorgung des Gartens und des Meierhofes mit Wasser. Auch die Abgrenzung der Kiesornamente durch Metallleisten entspricht nicht dem barocken Urzustand. Diese kleinen Details werden den Besuchern aber kaum auffallen, sobald der Buchs über die Sache gewachsen ist.
Lebendige Vergangenheit. Zu seinen Hochzeiten war Schloss Hof ein Ort der rauschenden Feiern. Eine aufwändige PR-Party war es auch, die Maria Theresia dazu veranlasst haben soll, die Anlage – zu einem überhöhten Preis – zu erwerben. Die Tradition großer Feste soll in Zukunft wieder aufgegriffen werden. Zum barocken Gesamterlebnis tragen zudem Vorführungen alter Handwerkskunst im Meierhof und eine Menagerie alter Haustierrassen wie Mangalitza Schwein, weiße Esel und Wisent bei.