Normalerweise reagieren die Augen von Insekten auf ultraviolettes, blaues und grünes Licht. Rot bleibt ihnen – abgesehen von einigen Schmetterlingsarten – verborgen. Dennoch werden rote Blüten von Insekten angeflogen. Sie werden dabei jedoch nicht durch die rote Farbe angelockt, sondern durch UV-Licht, das von den Blüten reflektiert wird.
Bei den beiden mediterranen Käferarten Pygopleurus chrysonotus und Pygopleurus syriacus, die zur Familie der Glaphyriden gehören, ist das anders. Untersuchungen zeigen, dass sie in ihrer Netzhaut vier verschiedene Typen von Lichtrezeptoren besitzen, die nicht nur auf UV-, Blau- und Grünlicht, sondern auch auf langwelliges Rotlicht ansprechen. Diese Käfer ernähren sich überwiegend von Pollen und bevorzugen Pflanzen mit roten Blüten, wie Mohn, Anemonen oder Hahnenfuß.
Die neuen Erkenntnisse stammen aus einer Studie, bei der verschiedene Methoden wie Elektrophysiologie, Verhaltenstests und der Einsatz von Farbfallen kombiniert wurden. Die Ergebnisse belegen, dass diese Käfer rote Ziele gezielt erkennen und eine deutliche Vorliebe für diese Farbe zeigen.
Die Forscher sehen die Gattung Glaphyridenkäfer als eine vielversprechende Tiergruppe, um die Entwicklung von Farberkennung bei Bestäubern und die Anpassung der Blütenfarben an deren Wahrnehmung weiter zu erforschen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Farbpräferenzen innerhalb der Käferfamilie stark unterscheiden – manche Arten bevorzugen rote, andere violette, weiße oder gelbe Blüten. Dies lässt vermuten, dass die Fähigkeit, bestimmte Farben zu sehen, innerhalb der Gruppe recht variabel ist.
Die Vielfalt der Blütenfarben im Mittelmeerraum und die unterschiedlichen Vorlieben der Käfer sprechen dafür, dass sich die Farbwahrnehmung dieser Bestäuber möglicherweise stärker an die Blütenfarben angepasst hat, als bislang angenommen wurde.
Quelle: uni-wuerzburg