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Viele heimische Gemüsearten kommen mit etwas Frost zurecht © Iuliia Karnaushenko/Shutterstock.com

WINTERGEMÜSE

Klimawandel verlängert die Saison für Wintergemüse

Ein Artikel von Denise Wachschütz | 14.11.2024 - 13:15

Klimaforscher haben festgestellt, dass die Vegetationsperiode in unserer Region aufgrund der Klimaerwärmung länger wird. Die milderen Frosttage im Herbst ermöglichen es den heimischen Gemüsebauern, immer mehr spät reifende Gemüsesorten frisch vom Feld anzubieten. Darunter sind Vogerlsalat, Stangensellerie, Salatherzen und auch neue Trendgemüse aus dem Gewächshaus wie Ingwer. Oberösterreich kann besonders stolz darauf sein, mit einem Anteil von 29 Prozent das Bundesland mit dem höchsten prozentualen Anteil an biologisch erzeugtem Gemüse zu sein.

„Hohe Energiepreise, zunehmendes Umweltbewusstsein und der wachsende Wunsch nach gesunder, biologischer Ernährung bieten eine Gelegenheit zum Umdenken und zur verstärkten Orientierung am saisonalen, heimischen Angebot“, erläutert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Um die Vielfalt an heimischem Gemüse langfristig zu sichern, benötige der heimische Gemüsebau jedoch entsprechende Rahmenbedingungen. Der derzeitig bei 58 Prozent liegende Eigenversorgungsgrad bei Gemüse drohe ansonsten zu sinken. 

Chancen und Risiken durch den Klimawandel

Durch die Klimaerwärmung gibt es eine messbare Zunahme von nutzbaren Vegetationstagen, was sich vor allem in den Herbstmonaten durch wärmere Temperaturen und weniger Frosttage bemerkbar macht. Viele heimische Herbst- und Wintergemüsearten können Temperaturen bis zu minus acht Grad Celsius gut überstehen. Aus diesem Grund testen einige Gemüsebaubetriebe in Oberösterreich bereits erfolgreich spätreifende Sorten, die bis Dezember auf dem Feld bleiben können und dadurch frisch in den Lebensmittelhandel kommen. Porree, Karfiol, Sprossenkohl, Salatherzen, Stangensellerie, Schwarzwurzeln und Vogerlsalat gehören zunehmend dazu.

Laut Waldenberger sehen innovative Gemüsebauern darin eine Chance, der wachsenden Importflut aus südlichen Ländern entgegenzuwirken. Der Klimawandel fördere aber auch Extremwetterereignisse. Starkregen bedrohe die Böden durch Erosion, durch Dürreperioden steige der Bedarf an kostspieligen künstlichen Bewässerungsanlagen immer weiter an. „Glücklicherweise blieben Mitte September – anders als in Niederösterreich – über 95 Prozent der Gemüsefelder vom Hochwasser verschont. Lediglich einige flussnahe Bestände wurden beeinträchtigt oder vernichtet,“ erklärt Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern GEO_OÖ. Die Saison 2024 fällt dennoch in Bezug auf die Erträge insgesamt unterdurchschnittlich aus, trotz des niederschlagsreichen Frühlings.

Dringende Forderung nach Maßnahmen der Regierung

Die Gemüseanbaufläche stieg in Oberösterreich auf ein Rekordhoch von 2.164 Hektar, seit 2023 gehen die Anbauflächen jedoch wieder zurück. „Der schmerzhafte Rückgang seit dem Rekordjahr 2022 ist klar auf die verschärften Rahmenbedingungen, steigende Produktionsrisiken und den deutlichen Anstieg an Importmengen zurückzuführen. Der hohe Importanteil im Lebensmitteleinzelhandel führt zu massiven Marktverlusten für heimische Produzenten.“, erklärt Präsident Waldenberger und fordert politische Maßnahmen, wie unter anderem eine wettbewerbsfähige Lohnkostenstruktur, Chancengleichheit beim Zugang zu Betriebs- und Pflanzenschutzmitteln im Vergleich zu anderen EU-Ländern und die Begrenzung des Bodenverbrauchs, um langfristig Anbauflächen zu sichern.

Mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln sparen

Wintergemüse aus der Region ist schmackhaft und leistet einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der kalten Jahreszeit. Heizung und Künstliche Beleuchtung für die Produktion von Tomaten, Gurken und Paprika im Winter kommen in Zeiten knapper Rohstoffe und steigender Energiekosten schnell an ihre Grenzen und stehen gegen die Klimaziele.

Wie Waldenberger betont, lohnt es sich gerade in den Wintermonaten bewusst zu saisonal und regional produziertem Gemüse zu greifen. Außerdem werden dadurch die heimische Landwirtschaft und Wertschöpfung der eigenen Region gefördert.

Alte und neue Gemüsearten aus OÖ für LEH und Direktvermarkter

Wintergemüse besticht nicht nur durch seinen hervorragenden Geschmack, sondern ist auch eine wertvolle Quelle für Ballaststoffe und Vitamine. Sorten wie Brokkoli, Rote Beete, Sauerkraut, Grünkohl, Spinat und Kartoffeln sind wahre Vitalstofflieferanten. Zu den etablierten neueren Trendgemüsen im Lebensmitteleinzelhandel zählen mittlerweile auch Stangensellerie und Süßkartoffeln aus dem Freiland sowie Ingwer und Vogerlsalat aus dem Gewächshaus – allesamt bereichernde Optionen für die kalte Jahreszeit.


Quelle: AIZ