Das Knacken der Umsatzmarke von 350 Mio Euro am 17. Dezember (vierter Adventsamstag) belegte eine leichte Erholung des Konsumklimas und bestätigte die heurige Tendenz zum späten Geschenkekauf. Heuer mussten die Händler zwar keine Lockdowns verkraften, dafür aber steigende Energiekosten, Inflation und einen starken Arbeitskräftemangel.
Zu den Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft und das Umsatzjahr 2022 äußerten sich Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes und Dr. Marcus Scheiblecker, Senior Economist am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Rahmen einer Pressekonferenz.
Umsatz im Non-Food-Bereich hinter 2019 zurück
Der weihnachtsbedingte Mehrumsatz von 1.36 Mrd. Euro netto entspricht einem Plus von 220 Mio Euro gegenüber dem Vorjahr, allerdings beeinflussten 2021 Lockdowns massiv das Geschäft. Insgesamt schätze man das Umsatzvolumen im Dezember auf nominell 7,28 Mrd. Euro, inflationsbereinigt entspricht das einem Minus von 0,8 % gegenüber 2021.
Es zeigen sich aber deutlich Unterschiede zwischen den Branchen, wie Scheiblecker betont: „Betrachtet man lediglich den Nichtlebensmittelbereich, liegen die Mehrumsätze im Dezember inflationsbereinigt um 11 Mio. Euro über dem Vorjahresniveau, aber um mehr als 150 Mio. Euro hinter 2019 zurück. Der Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet heuer im Weihnachtsgeschäft inflationsbereinigte Mehrumsätze von 422 Mio. Euro, real 1,9 % weniger als im Vorjahr.“
Top-Geschenke zu Weihnachten 2022 sind Gutscheine, gefolgt von Bekleidung und Spielzeug. Jeder zwölfte kauft alle Geschenke online ein, fast ein Zehntel verzichtet auf das Beschenken.
Einzelhandel 2022
Die Gesamtjahresprognose für den österreichischen Einzelhandel liegt bei 72,5 Mrd. Euro, das entspricht einer Steigerung von 6,3 % gegenüber dem Vorjahr. Bereinigt um die durchschnittlichen Preissteigerungen ergibt sich allerdings real ein Umsatzminus von einem Prozent. Will erwartet, dass 2023 die Effekte des heurigen Weihnachtsgeschäfts stärker in den Jänner wirken (Gutscheingeschäft und Umtauschphase). Ab Februar schlagen dann aber die höheren Kosten voll durch, spätestens im zweiten Halbjahr hoffe man auf eine Normalisierung des Preisniveaus.
Eine Blitzumfrage des Handelsverbands hat ergeben, dass ca. ein Drittel der Betriebe zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft ist. 39 % werden im Gesamtjahr 2022 einen Verlust verkraften müssen, 38 % maximal ein ausgeglichenes Ergebnis. Laut einer Hochrechnung des KSV1870 verzeichnet der Handel mit Abstand die meisten Insolvenzen im Branchenvergleich.
Die österreichischen Händler versuchen mit Strategien und Maßnahmen ihre wirtschaftliche Existenz nach dem Weihnachtsgeschäft abzusichern. Dazu zählen v. a. Investitionsstopp (50%), Reduktion von Werbeausgaben (43%), Personalabbau (35%). Dazu kommen noch verkürzte Öffnungszeiten, Förderbeantragung, Filialschließung, Verhandlungen mit Vermietern über Bestandszinsreduktion und anteilige Übernahme von Energiekosten.
An das politische Christkind richten die österreichischen Händler fünf Wünsche:
• einen Energiekostenzuschuss II, von dem auch die heimischen Händler tatsächlich profitieren
• die Umsetzung der überfälligen Arbeitsmarktreform
• eine zeitnahe Umsetzung der globalen Mindeststeuer auf OECD-Ebene
• die regulative Entdiskriminierung des stationären Handels (z. B. Abschaffung der Mietvertragsgebühr, substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten)
• Strukturreformen
Quelle: Handelsverband