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Der Wirkstoff nicht unbedingt die Menge beeinflusst das Risikopotenzial von Pflanzenschutz für Oberflächengewässer © Nikolay Zaborskikh/Shutterstock.com

Forschung

Einsatz und Risiko von Pflanzenschutzmitteln

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 09.10.2020 - 12:02

Herbizide, Fungizide und Insektizide schützen Nutzpflanzen, können aber bei Mensch, Tier und Umwelt unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Die Einsatzmengen und auch das Risiko sollen durch immer umfangreichere Zulassungen und agrarpolitische Maßnahmen sinken. Agroscope hat im Detail analysiert, wie sich der Pflanzenschutzmittel-Einsatz und das damit verbundene Risikopotenzial für Oberflächengewässer zwischen 2009 und 2018 in der Schweiz entwickelt hat.

Die Wirkstoffwahl dominiert das Risiko

300 Betriebe erfassen seit 2009 wie viele PSM sie bei welchen Kulturen und wann einsetzen, daraus rechneten die Forscher den schweizweiten Einsatz pro Kultur hoch. Im Anschluss berechnete man mittels SYNOPS (ein Model zur synoptischen Bewertung des Risikopotentials chemischer Pflanzenschutzmittel) die Risiken für Oberflächengewässer – einmal mit und einmal ohne Berücksichtigung der mit der Zulassung verfügten Auflagen zur Risikominderung.

Die Resultate zeigten, dass in den betrachteten zehn Jahren 328 bis 476 Tonnen Herbizide pro Jahr zum Einsatz kamen, die eingesetzte Wirkstoffmenge sank ab 2012 um ca. 31 %. Bei Fungiziden kamen 99 bis 146 t/Jahr zum Einsatz – im Jahr 2018 um ca. 27 % weniger als 2009. Insektizide sind oft bereits in niedrigen Dosierungen hochwirksam, sie kamen in wesentlich geringern Mengen zum Einsatz, mit Ausnahme von Paraffinöl im Kartoffelanbau. Es zeigte sich bei Insektiziden kein Trend in der eingesetzten Menge, sie schwankte sehr stark im Verlauf der Jahre. Die Abnahme der eingesetzten Wirkstoffmenge war auch bedingt durch den Rückgang der Anbaufläche von Getreide und nicht nur auf Veränderungen in der Zulassung von PSM und der Zunahme von Bio-Anbau bedingt.

Erkenntnisse aus der Studie:
» Sowohl die Menge der eingesetzten PSM als auch das Risikopotenzial für Oberflächengewässer nahmen in den vergangenen Jahren ab.
» Verfügte Auflage zur Risikominderung in der Zulassung verringerten das Risikopotenzial für Oberflächengewässer z. T. deutlich.
» Berücksichtigt man die Auflagen aber nicht, nahmen die Risikopotenziale nur bei Fungiziden ab, bei Herbiziden blieben sie konstant und bei Insektiziden stiegen sie an.
» Die Wirkstoffwahl hat einen großen Einfluss auf die Risikopotenziale – verschiedene Wirkstoffe unterscheiden sich in ihrem Umwelt-Verhalten und haben eine unterschiedliche Ökotoxizität.
» Das Risikopotenzial für Oberflächengewässer korreliert nicht mit der eingesetzten Menge an PSM, manche Wirkstoffe sind risikodominierend auch wenn sie nur in geringen Mengen eingesetzt werden, andere haben auch in größeren Mengen nur ein geringes Risikopotenzial
» Die gezielte Unterstützung in Richtung der Auswahl von risikoärmeren Wirkstoffen kann einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des Risikopotenzials haben.


Quelle: Agrarforschung Schweiz