Durch entsprechende Bedachungsmaterialien und Konstruktionen den Lichteinfall in ein Gewächshaus zu optimieren ist eine Möglichkeit, die Energieeffizienz zu verbessern. Eine andere ist es, die Wärmeverluste zu verringern. Energieschirme sind hier inzwischen von zentraler Bedeutung. Diese sind derzeit am besten geeignet, um auch durch eine Nachrüstung erheblich an Energie einzusparen.
Dabei werden die Gewebe immer professioneller und erfüllen weitere Aufgaben, so wie bei den „Revolux“-Geweben von Ludvig Svensson, LV Hellevoetsluis/NL, die nicht nur schattieren und isolieren, sondern auch den Anteil an diffusem Licht im Haus erhöhen. Daraus resultiert nicht nur eine spätere Schattierung und somit ein höherer Lichtgewinn, sondern es entstehen auch geringere Extreme im Bereich der Blatt-Temperatur mit positiven Auswirkungen auf die gesamte Kulturführung. Die Produktreihe der XLS Harmony Revolux ist aus diesem Grund mit weißen Kunststoffbändern, statt üblicherweise mit Aluminiumbändern ausgestattet. Die Energieeinsparung wird bei allen Geweben mit rund 47 % angegeben.
Noch einen Schritt weiter geht Svensson mit der H2no-Technologie, umgesetzt in den Geweben XLS 10 Revolux und XLS 10 Ultra Revolux. Durch diese Technologie kondensiert Wasserdampf am Gewebe nicht in Tropfenform, sondern als gleichmäßiger Wasserfilm. Das führt zu einer Verminderung der Lichtreflektion und somit zu einer Verbesserung der Lichtdurchlässigkeit – diese kann etwa 9 % betragen. Zudem wird der Anteil an diffusem Licht erhöht. Umfangreiche Versuche an mehreren Instituten haben die begünstigende Wirkung diffuser Strahlung auf Pflanzen inzwischen bestätigt. Die Kulturen reagieren besonders an Tagen mit einer hohen direkten Bestrahlung insgesamt mit einer verstärkten Photosynthese.
Klimaregulierung und Brandschutz
Ebenso reagiert Bonar mit mehreren neuen Serien auf die zunehmende Bedeutung von Energieschirmen. Bei der Bonar Technical Fabrics, Zele/BE, handelt es sich um ein weltweit agierendes Unternehmen mit Sitz in Belgien, welches sich auf technische Gewebe aller Art konzentriert. Produkte für die Bereiche Gartenbau, Landwirtschaft und Landschaftsbau (Geotextilien) werden unter dem Markennamen Phormium vertrieben. „Phormium Screens“ fasst alle Gewebe für die Schattierung und Klimaregulierung im Gartenbau zusammen.
Bei den Neuheiten von Bonar stehen derzeit Gewebe für Tagschirme im Mittelpunkt, mit denen sich vor allem in Doppelschirmanlagen einiges an Energie einsparen lässt. „PhormiTex“ Clear, Bright und Super nennen sie sich und vereinen Wärmedämmung, Lichtdurchlässigkeit und Brandschutz miteinander. Bei den Produkten handelt es sich um verwebte Kunststoff-Streifen mit einer Transmission bei klarem Himmel von 89 % (Clear), 87 % (Bright) und 85 % (Super). Die Einsparung an Energie soll in allen Fällen rund 47 % betragen. „PhormiTex“ Super besitzt darüber hinaus die Eigenschaft, einfallendes Licht zu einem großen Anteil in diffuses Licht umzuwandeln.
Die Gewebe müssen heute aber noch mehr können, als nur zu schattieren oder Energie einzusparen. Sie müssen sich auch an der Steuerung des Gewächshausklimas beteiligen. Dafür sind von Bonar Gewebe mit dem Zusatz „O“ entwickelt worden, speziell die Serien „Clima+“ und „Lumina“. Grundlage beider Serien sind weiße Kunststoff-Streifen, die so verwebt werden, dass ein Luftaustausch stattfinden kann. Die Kunststoff-Streifen sorgen dabei im Haus für einen hohen Anteil an diffusem Licht, die offene Gewebestruktur für einen optimalen Luftaustausch und damit für ein besseres Klima.
Aufgrund der zunehmenden Automatisierung und der Anwendung von Assimilationslampen ist die Brandgefahr im Gartenbau stark gestiegen. „PhormiTex“-Gewebe vereinen deshalb Qualitäten mit zertifiziertem Brandverhalten nach der deutschen Norm DIN 4102 B1. Ihre besondere Struktur ermöglicht sehr kleine Gewebepakete und somit eine optimale Lichtnutzung im Gewächshaus.
Die Thermofixierung (Vorschrumpfung) der Bänder mindert das Schrumpfen der Gewebe im Einbau auf nur noch 1 %. Durch die Verwendung von Acrylfäden können „PhormiTex“-Gewebe Feuchtigkeit absorbieren und transportieren – eine Ausnahme bildet das Produkt „PhormiTex Clear“. Die Gewebe sind darüber hinaus gegen UV-Strahlung stabilisiert.
Bei der Verwendung unter Glas wird im mitteleuropäischen Klima eine entsprechende sechsjährige Garantie vergeben – für „PhormiTex Clear“ gelten offiziell 5 Jahre. Das „Clear“-Gewebe aus transparenten Kunststoffstreifen wiegt nur 48 g/m². Es ist damit im Gegensatz zu den anderen beiden Geweben mit Acrylfäden – Gewicht rund 75 g/m² – das leichteste unter den genannten Produkten.
Wenn es dicht sein soll
Dem Problem nicht vollständig schließender Schirmanlagen widmet sich das niederländische Unternehmen A. & N. Luiten aus De Lier. Undichtigkeiten entstehen oftmals dann, wenn die Gewebe bei Veränderungen von Temperatur und Feuchtigkeit arbeiten, d. h. sich in den Maßen verändern.
Ziehen sie sich zusammen, dann entsteht ein Zug auf die Spanndrähte und damit spaltbreite Öffnungen zwischen den Bahnen oder zu den Konstruktionsteilen. Die Zugkräfte übertragen sich darüber hinaus auf die gesamte Schattieranlage und können zum Verschleiß und zu Schäden an Motoren und Rollen führen.
Um diesem Problem zu begegnen, wurde der „Twister“ entwickelt. Es ist eine kleine spiralförmige Feder, die am Spanndraht befestigt ist und ihn mit den Schirmprofilen verbindet. Damit ist der Spanndraht in gewissen Grenzen flexibel und wird weniger stark beansprucht.
Der „Twister“ gibt den Kräften immer wieder nach und rückt das Seil bei veränderten Verhältnissen wieder in die Ausgangsposition. Die Feder ist so gearbeitet, dass horizontale wie auch vertikale Bewegungen aufgefangen werden. Das System ist auch geeignet, um Veränderungen der Gewächshauskonstruktion durch Temperaturunterschiede aufzufangen, damit sich die Spannungskräfte nicht auf die Schirmanlage übertragen.
Dem Problem der undichten Schirme widmet sich auch das noch junge Unternehmen Elasol mit Sitz im niederländischen Wageningen (Produktion) und einer deutschen Vertretung in Paderborn (Marketing und Verkauf). Die Geschäftsidee umfasst das elastische Gewebe „Ombra-DLS“ als Schattier- und Energieschirm in Gewächshausanlagen. Die Grundmaterialien dafür kennt man als Binde- und Verpackungsmaterial – hier als Unterfaden – und als Kunststoffstreifen in den üblichen Klimaschirmgeweben.
Beides zusammen ergibt ein äußerst dehnbares Gewebe, welches sich bis zu 210 % auseinanderziehen lässt. Entsprechend groß oder klein ist dann auch der Schattierwert, bzw. der Wert der Energieeinsparung. Ombra ist italienisch und heißt Schatten, DLS ist die Abkürzung für „Dynamic Light Solutions“. Gesteuert über den Klimacomputer lässt sich mit dem Gewebe jederzeit ein optimaler Schattierwert einstellen. Nicht gestreckt wirkt „Ombra-DLS“ als Energieschirm und senkt die Heizkosten. Das Gewebe ist in drei Versionen erhältlich und sorgt im Haus für einen hohen Anteil an diffusem Licht.
Schattierfarben als Regulatoren
Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass sich mit speziellen Folien und Gläsern die Klimafaktoren in einem Gewächshaus beeinflussen und steuern lassen. Relativ neu ist dies aber bei den Schattierfarben. Begonnen hat es mit Farben, die den Anteil an diffusem Licht im Haus erhöhen. Das hat einige Hersteller zu neuen Herausforderungen ermutigt.
Wie beispielsweise das niederländische Unternehmen Royal Brinkman mit einer neuen einstellbaren Schattierfarbe („Q4 White“) und einer einstellbaren Verdunklungsfarbe („Q4 Black“). Während „Q4 White“ eine reine Schattierfarbe für viele Kulturen ist (Schattierung von 45 bis 80 %), lassen sich mit „Q4 Black“ auch Lager- und Arbeitsbereich bis zu einem Schattierungsgrad von 87 % vor Sonneneinstrahlung schützen.
Durch einfaches Verdünnen kann die Schattierung exakt den gewünschten Werten angepasst werden. Mit dem Spezialreiniger „Removit“ lässt sich die Farbe jederzeit wieder entfernen.
Das Angebot an speziellen Schattierfarben zeigt, dass diese Art der Klimaregelung derzeit wieder an Interesse gewinnt. Viele sehen darin vor allem die einfache, kostengünstige und flexible Lösung. Mardenkro, Baarle-Nassau/NL, als einer der führenden Anbieter von Schattierfarben geht sogar noch einen Schritt weiter und bringt nun Produkte auf den Markt, die Lichtbereiche selektiv filtern.
„Fotoselektives Coating“ nennt sich das und ist innerhalb der „ReduFlex“-Serie erhältlich. „ReduFlex Blue“ filtert die blauen Lichtanteile zugunsten der roten Anteile heraus. Das soll für eine effektivere Photosynthese sorgen und die Temperatur im Haus und an den Pflanzen senken. Positive Testergebnisse gibt es bereits bei Rosen. „ReduFlex Green“ ist ein fotoselektives Coating, das den Anteil an grünem und gelbem Licht im Gewächshaus reduziert, also jene Bereiche, die von den Pflanzen kaum zur Photosynthese genutzt werden. Auch hier steht die Verringerung der Innentemperatur im Mittelpunkt, ohne dabei die für die Photosynthese wichtigen Strahlungsbereiche zu stark zu blockieren.