Technik und Innovation im Gewächshaussektor ist alljährlich ein aktueller Themenschwerpunkt bei der Internationalen Pflanzenmesse, welche vom 28. bis 31. Jänner in Essen/D veranstaltet wurde. Die aktuelle Auftragslage wurde von der Mehrheit der befragten Unternehmen als zufriedenstellend bezeichnet. Neben Neubauten konnten die Gewächshausfirmen auch zahlreiche Aufträge für Umbauten und Sanierungen realisieren, berichten mehrere Unternehmer bei meinem Besuch ihrer Messestände.
„Es gibt primär nur Verlagerungen von Produktions- und Endverkaufsbetrieben, bedingt duch einen Generationenwechsel in der Branche“ so Beatrix Hildenbrand von der Firma Kräss GlasCon GmbH, Pfaffenhofen a. d. Roth/D auf meine Frage, ob sich im deutschen Gartenbau eine zunehmende Konzentration auf den Endverkauf abzeichnet. Die Marktsegmente für den Produktionsgartenbau werden überwiegend von der niederländischen Gewächshausindustrie eingenommen, während sich die deutsche Gewächshausindustrie überwiegend auf die Bedienung des Verkaufsgewächshaussektors konzentriert.
Energieeffizienz rangiert an erster Stelle
Top-Thema im Gewächshaussektor ist sowohl bei den Produktions- als auch bei den Endverkaufsgartenbaubetrieben die Optimierung des ökonomischen Umgangs mit Energie. Im Produktionsgartenbau werden Effizienzsteigerungen bei der Klimaregelung und die daraus resultierenden Energieeinsparungen durch Software-Innovationen erreicht. Eine Neuheit hatte RAM GmbH Mess- und Regeltechnik, Herrsching/D, mit einer speziellen Auskühlschutz-Software für Tagschirme anzubieten. Die neue Schirmsteuerung ermöglicht das präventive Schließen der Tagschirme, um eintretenden Energieverlusten entgegenzuwirken. Diese Funktion kann nach Faktoren, welche einen erhöhten Energieverlust erwarten lassen, wie z. B. Niederschlag, Außentemperatur und Windgeschwindigkeit, programmiert werden. Nach welchen Funktionen und Werten der Schirm gesteuert werden soll, kann vom Gewächshausbetreiber individuell eingestellt werden. Der Tagschirm wird prinzipiell nach der Tageseinstrahlung geregelt. Um einem generellen Temperaturabfall im Gewächshaus entgegenzuwirken und dessen vorzeitige Beheizung zu vermeiden, kann der Tagschirm auch nach einem eingegebenen Grenzwert für die Raumtemperatur gesteuert werden.
Wenn zwei Raumtemperaturfühler vorhanden sind, kann das Öffnen des Tagschirmes mittels der Temperaturdifferenz der beiden Messwerte geregelt werden. Bei einer großen Temperaturdifferenz öffnet sich der Schirm langsam und nur schrittweise, bei einer kleinen Temperaturdifferenz öffnet sich dieser hingegen schnell. Somit lässt es sich verhindern, dass kalte Luftmassen aus dem Dachbereich auf den Kulturbestand treffen und das Heizungssystem belasten.
Benutzerfreundliche Software ist eine Voraussetzung
Wo viel Technik ist, da muss auch eine benutzerfreundliche Bedienbarkeit angeboten werden, damit die entwickelte Software auch marktfähig wird. „Keep it simple ist unser Motto“, erklärt Dominik Bretz von RAM GmbH die vom Unternehmen angestrebte Strukturvereinfachung in der EDV. Als weitere aktuelle Innovation hat RAM für diese Saison eine neue Prozessorkarte mit integriertem Webserver auf dem Markt lanciert. Ein schnellerer Prozessor, mehr Speicher sowie die Möglichkeit einer Speichererweiterung mit mini SD-Karte sowie ein integrierter Webserver für die Touch-Bedienung ohne PC sind die Stärken dieser Produktneuheit. Ein Touchscreen macht die Bedienbarkeit noch einfacher als bisher und ersetzt den LCD-Bildschirm.
Deckenventilatoren sind unverzichtbar
Deckenventilatoren sind ein Muss, wenn im Gewächshaus effizient Energie gespart und ein ausgeglichener Klimahaushalt mit einem homogenen Klima im gesamten Gewächshaus erreicht werden soll. Den deutschen Innovationspreis für Gartenbau 2013 erhielt Doll Wärmetechnik GmbH für die Deckenventilatoren Turbulator® DV 5000 und Turbulator® DV 8000. Die Turbulatoren ermöglichen – entgegen bisheriger Ventilatoren, welche nur eine horizontale und zentrische Strömung erzeugen – die gezielte vertikale Rückführung der Wärmepolster aus dem Deckenbereich bzw. unter dem Energieschirm zurück zu den Pflanzen, ohne dabei Zuglufterscheinungen bzw. das Austrocknen der Kulturen zu provozieren. Verringerte Laufzeiten der Heizsysteme und Umwälzpumpen sowie eine erhebliche Heizkostenersparnis im Winter von angeblich bis zu 30 % sind die positiven Auswirkungen bei Verwendung des Turbulators. Im Sommer wiederum ermöglicht der Turbulator die Durchlüftung und Kühlung durch Frischluftzufuhr über die Firstlüftung. Bei einer Gefällesituation im Gewächshaus sorgt der Ventilator rasch für den klimatischen Ausgleich.Im Gartencenter ermöglicht der Ventilator außerdem ein verbessertes Einkaufsklima sowie ein angenehmeres Arbeitsklima für die Mitarbeiter.
Die Geräte bieten nicht nur einen energetischen Nutzen, sondern besitzen auch kulturtechnische Vorteile. Eine Einsparung an Pflanzenschutzmitteln sowie eine geringere Verderblichkeit der Ware im Verkauf sind weitere Stärken des Turbulators.
LEDs auf dem Vormarsch
Vom Markt nicht mehr wegzudenken ist auch die Gewächshausbelichtung per LED. In der Jungpflanzenaufzucht kommt die energiesparende Belichtungstechnik LED bereits seit mehreren Jahren zum Einsatz. LEDs produzieren bei der Erzeugung von Licht weniger Wärme, sodass die Temperaturregelung im Gewächshaus einfacher wird. Somit können LEDs auch in der Nähe der Pflanzen montiert werden und die Anbaufläche kann bei einem begrenzten Platzangebot vergrößert werden.
Philips präsentierte bei der Messe zahlreiche Produktneuheiten. Erwähnenswert ist z. B. die Philips GreenPower LED flowering lamp. Diese ist eine energiesparende Alternative zur Tageslichtverlängerung bei der Kultivierung von Beetpflanzen sowie bei der Stecklingsproduktion. Sie senkt gegenüber herkömmlichen Glühlampen den Stromverbrauch um bis zu 80 %.Ideal für die Kulturführung von hohen Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Gurken ist die Verwendung des Philips GreenPower LED interlighting modules. Das bidirektionale Lichtmodul bringt Licht direkt zwischen die Pflanzen und regt die ansonsten beschatteten Blätter zur Photosynthese an. Das flexible Belichtungssystem ermöglicht eine erhöhte Produktion und bewirkt zugleich beträchtliche Energieeinsparungen.
Schnelle Montage, dauerhafte Leistung
Ein Jubiläum bei Gewächshausmaterialien darf Thermo-System Krötz, europaweiter Alleinvertreiber der Luftpolsterfolie Polydress® LP-Keder, feiern. Die von Krötz Gewächshausbau GmbH & Co KG, Alfdorf-Pfahlbronn/D bei Gewächshausbauten verwendete Folie ist seit 30 Jahren bereits erfolgreich in Verwendung der Gewächshausbranche und verfügt über eine Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren. Die Eindeckung eines Gewächshauses mit Folie ist vor allem dann sinnvoll, wenn eine hohe Transparenz und Lichtstreuung für die Aufzucht der Kulturen notwendig ist. Einfache und schnelle Montage, Energieeinsparung, Sicherheit bei Unwettern und Hagelschlag und eine ausgeprägte Langlebigkeit zeichnen die mit Luftpolsternoppen versehene Folie aus. Durch ein spezielles Gewächshaus-Binder-Profil wird die Folie mittels einer angeschweißten Kederschnur einfach durchgeführt. Dieses Konstruktionsprinzip – Luftpolster, Keder, Profil – verhindert undichte Stellen und Kältbrücken, sodass 60 bis 95 % der Wärmestrahlungen zurückgehalten werden, was zu einer wesentlichen Energieeinsparung beiträgt.
Luftpolsterfolie feiert Jubiläum
Polydress® LP-Keder besitzt eine Gesamthöhe von 8,5 mm (mit Noppen) bei einem Noppendurchmesser von 30 mm. Das Material ist in einer Rollenbreite von 197 bis 198,5 cm bei einem Flächengewicht von ca. 410 g/m2 erhältlich. Die Transparenz beträgt ca. 83 % bei Licht und ca. 30 % bei infraroter Strahlung. LP-Keder besitzt einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 3,3W/m2K. Das Material garantiert die gleichmäßige Ausleuchtung des Kulturraumes mit einem hohen Anteil an diffusem Licht. Schattenbildung und Brennglaseffekte werden so verhindert.
Die Erzeugerfirma RKWProAgri® garantiert eine UV-Stabilität von mindestens 5 Jahren. Das Material kann leicht zugeschnitten werden. Defekte Kederbahnen können so einfach ausgetauscht werden, ohne dass gleich das gesamte Haus neu eingedeckt werden muss. Die NO DROP-Beschichtungen der Folie werden in Zukunft noch weiter verbessert, um auch die Luminanz der Folie optimal beizubehalten, weist Heinz Krötz hin.
Was heute aufgrund der zunehmenden Wetterextreme große Bedeutung besitzt, ist auch die Sicherheit der Kulturen bei Hagel, Schnee und hohen Windgeschwindigkeiten. Erfahrungen haben bewiesen, wie gut Gewächshausabdeckungen mit LP-Keder Unwetter überstanden haben. Anwender berichten, dass deren Häuser Windböen von mehr als 160km/h überstanden haben.
UV-B offene Spezialfolie
Ebenso bekannt für seine Vielfalt an Folien ist Folitec Agrarfolien-Vertriebs GmbH. Das Unternehmen bot dieses Jahr bei den Tunnelfolien die Neuheit UV M42Window an. Das Material eignet sich sowohl für die Einfach- als auch für die Doppeleindeckung. Die UV-B transparente Folie ist kostengünstig und besitzt eine Lichtdurchlässigkeit von ca. 90 % Total- und ca. 20 % diffusem Licht. Die Thermizität liegt bei ca. 70 %. Die Qualität der Folie verspricht ein besseres Aroma und einen intensiveren Geschmack bei Früchten, stärkere und kompaktere Pflanzen, eine verbesserte Ausfärbung und ein reduziertes Längenwachstum.
Weitere Spezialfolien bietet Folitec an mit kühlenden Eigenschaften für den Sommeranbau, stärkeren Folienqualitäten, einer höheren Thermizität sowie spezielle Antitaufolien.
Folienhäuser ohne Grenzen in Breite und Länge
Folienhauskonstruktionen der großen Dimension in unterschiedlichsten Typen bietet das belgische Unternehmen Vermako. Ein komplettes und stabiles Gewächshaus mit Fachwerksparren, welches besonders gegen das härtere Klima und mögliche Belastungen wie Schneedruck widerstandsfähig ist, hat Vermako Plastic Greenhouses mit dem Gewächshaustyp „Truss“ im Sortiment der Gewächshauskonstruktionen. Das Modell kann als Semi Ventilation- oder Poly Ventilation-Variante ausgeführt werden. Semi Ventilation ermöglicht die Bewegung eines Dachteiles über Zahnstangen. Eine Öffnung von maximal 1,20 m bis 2 m kann über die gesamte Dachlänge erzeugt werden.Poly Ventilation erlaubt hingegen die Bewegung beider Teile der Dachlüftung über Zahnstangen. Die Gewächshausausführungen werden in den Dimensionen von 6,40 m bei der Dachbreite sowie in einer Standardhöhe von 4,50 m angeboten. Die Länge der Gewächshäuser kann individuell festgelegt werden ebenso wie die Höhe.
Ebenso für seine Angebotsvielfalt bekannt ist Poppen Gewächshausbau GmbH & Co KG, Edewecht-Jeddeloh/D. Sowohl einschiffige als auch mehrschiffige Gewächshausvarianten in den unterschiedlichsten Größendimensionen sind hier je nach individuellem Anspruch erhältlich. Wesentlich ist für eine erfolgreiche Kulturführung im Folientunnel vor allem auch eine wirkungsvolle Lüftung. Poppen bietet für die unterschiedlichsten Lüftungsansprüche spezielle Lüftungssegmente in den unterschiedlichsten Dimensionen an.
Generell geht der Trend bei den Folienhäusern immer mehr hin zu Zu- und Anbauten sowie zu höheren Stehwänden mit Seiten- und Dachlüftung, was eine bessere Luftzirkulation gewährleistet.
Mit Isolierverglasungen hin zu mehr Energieeffizienz
Auch im Verkaufsgewächshausbau ist Wärmeschutz ein großes Thema. In diesem Segment wird überwiegend mit Glaseindeckungen gearbeitet. Plonka GmbH, Salzkotten/D, ist ein Spezialist bei Plexiglas-Konstruktionen. Plonka bietet seinen Kunden neuerdings Wandverglasungen mit 48 mm starker Dreifach-Isolierverglasung. Das Thermo 48 hi erreicht in Verbindung mit dem Profilsystem Sapa Veriolux Thermo 48 hi Ucw-Werte von bis zu 0,78 W/m2K in der Fassade. Unter dem Ucw-Wert versteht man den Wärmedurchgangskoeffizienten in der Fassade oder im Dach. Dieser beschreibt den Wärmeverlust bezogen auf eine Fläche von 1 m2.
Für den Dachbereich hat Plonka nun auch 32 mm PC-Stegdoppelplatten im Angebot, die mit einem Ucw-Wert von bis zu 1,3 W/m2K wärmedämmtechnisch den Werten der Isolierverglasung identisch sind. Diese werden mit dem thermisch-getrennten Profilsystem Sapa Variolux für 32 mm Dacheindeckung angeboten. Zu berücksichtigen sind jedoch eventuelle Anwendungseinschränkungen, da das Polycarbonatprodukt zwar über die Brandschutzqualifikation schwer entflammbar, jedoch nicht über die Norm A1 (nicht brennbar) verfügt. Um die Wärmeisolierung so optimal wie möglich zu gestalten, führt Plonka die Anlagen vom First bis zur Bodenplatte thermisch getrennt aus. Mit gedämmten Sockeln und Rinnen lässt sich der Energieverlust auf ein absolutes Minimum reduzieren. Noch weitere Energieeinsparungen können die Kunden im persönlichen Gespräch mit Fachberatern auf der Grundlage von individuellen Energieberechnungen ermitteln.
Profilsysteme für unterschiedliche Ansprüche
Neuheiten bei Profilsystemen präsentierte auch Siedenburger Stahl+Glasbau, Rahden/D. Als Reaktion auf zunehmende Starkregenereignisse verfügt das Profilsystem Isolite über eine zweite Entwässerungsebene. Isolite besitzt einen Ucw-Wert von 1,8 W/m2K. Der angeführte Wert berücksichtigt ein ganzes Fassadenteil inklusive Rahmen und Verglasung und deren Verbindung untereinander.
Das Profilsystem Ecolite ermöglicht mit einem Ucw-Wert von 1,4 W/m2K eine deutlich verbesserte thermische Trennung, die weniger Wärmebrücken hervorruft und eine höhere Isolierung bewirkt. Einen noch geringeren Ucw-Wert von nur 1,0W/m2K ermöglicht die neue Profilserie Ecolite Plus. Zu diesem Wert trägt neben der größeren isolierten 2-schaligen Sandwichrinne im Rahmen und ihrem luftdichten Dachanschluss auch die Dreifachverglasung der Fassade bei. Das Ecolite Plus-Dachsystem ist natürlich auch mit den 2-fach-verglasten Wandsystemen der Isolite- und Ecolite-Reihe kombinierbar. Auch in Zukunft wird man sich im Unternehmen auf weitere thermische Optimierungen durch Entwicklung weiterer neuer Profilsysteme konzentrieren.