Gärtner+Florist: Welche Problematiken beschäftigen die Substratindustrie bzw. die Forschung und mit welchen Produktinnovationen kann in den nächsten Jahren gerechnet werden?
Günther: Ein aktueller Schwerpunkt in unserer Branche ist die Diskussion um den Rohstoff Torf und die Bereitstellung von Torfersatzstoffen.
Die Forschung ist gefordert, ausreichend verfügbare Alternativen für Torf bereitzustellen
Aufgrund politischer Restriktionen beim Torfabbau wird uns in einem Zeitraum von zehn Jahren nur mehr die Hälfte der bis dahin verfügbaren Torfabbaufläche zur Nutzung bereitstehen. Die Forschung ist daher gefordert, nach ausreichend verfügbaren Alternativen für den Torf in Form nachwachsender Rohstoffe zu suchen. Die Qualitätseigenschaften von Torf, die sich durch Strukturstabilität, optimale Puffereigenschaften und ein großes Porenvolumen auszeichnen, können heutzutage in den Substraten aufgrund unseres speziellen Know-hows und unserer technischen Ausstattung bereits auch durch Mischungen mit alternativen Rohstoffen bereitgestellt werden. Seit drei Jahrzehnten werden die bewährten Torfersatzstoffe Holzhäcksel, Holzfaser, Rindenhumus und Kompost in Substratmischungen eingebracht, jedoch ist leider die Verfügbarkeit dieser alternativen Rohstoffe begrenzt: Wenn man sich vorstellt, dass in Deutschland ca. 8–9 Mio. m3/Jahr an Substraten benötigt werden, jedoch nur 1 Mio m3 dieser Menge mit alternativen Ersatzstoffen abgedeckt werden kann, dann wird deutlich, vor welchen Dimensionen man hier trotz laufender Forschungstätigkeit und zahlreicher Entwicklungsfortschritte dennoch steht.
Ein weiteres aktuelles Problem ist unsere Konkurrenzsituation mit anderen Branchen wie z. B. der thermischen Branche und der Biomasseverwertung, die ebenfalls diese Rohstoffe beziehen. Diese Tatsache verschärft noch zusätzlich den bereits bestehenden Engpass bei den Ersatzstoffen in der Substratindustrie. Das Anliegen unserer Branche gegenüber Politik und Wirtschaft ist es, diese Situation gemeinsam mit uns und in einer umfassenden Betrachtungsweise der gesamten Ausgangslage zu behandeln.
Gärtner+Florist: Über welche aktuellen Innovationen bei den Profisubstraten können Sie uns informieren?
Günther: Wir haben die vier herkömmlichen Produktlinien durch eine fünfte und sechste Kategorie erweitert. In unserer neuen Linie „Bio Line“ wurden alle Produkte zusammengefasst, welche dem wachsenden Biobewusstsein der Produzenten und Konsumenten gerecht werden und auch den Anforderungen der Bioproduktion entsprechen. Wir bieten innerhalb dieser Linie die fünf Produkte Presstopf-, Pikier-, Topf-, Containererde und die torffreie Erde an. Alle Produkte sind in der FIBL-Liste registriert.
Eine weitere Innovation ist unsere Linie für den GaLaBau. Wir bedienen dieses Branchensegment mit Spezialsubstraten für alle Hauptanwendungsbereiche von der einfachen Pflanzung über die Rasen- und Dauerbepflanzung bis hin zur Großkübelbepflanzung, Innenraumbegrünung und Dachgartenbegrünung.
Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen und pflegen den direkten Kontakt zu unseren Kunden
Gärtner+Florist: Welche Unternehmensziele sind geplant?
Günther: Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen und pflegen den direkten Kontakt zu unseren Kunden. Das soll auch weiterhin so bleiben. Wir bedienen zu 60% den Profigartenbau und zu 40% den Hobbybereich. In Zukunft werden wir uns noch weiter auch auf die Bedürfnisse der Endkunden einstellen und für dieses Kundensegment unser erweitertes Frux-Sortiment in kleineren, noch anwenderfreundlicheren Gebindegrößen anbieten. Unsere Philosophie beruht auf unserer fachlichen Kompetenz und der Hochwertigkeit unserer Produkte. Wir machen zwischen den Substraten für den Profi und den Endkunden keine qualitativen Unterschiede und stehen ausschließlich für den Gartenfachhandel zur Verfügung. Da Qualität auch etwas kostet, befinden wir uns in einem preislich höheren Segment und heben uns somit bewusst von Konkurrenzangeboten ab.
Da Qualität auch etwas kostet, befinden wir uns in einem preislich höheren Segment und heben uns somit bewusst von Konkurrenzangeboten ab
Gärtner+Florist: Biosubstrate werden vermehrt auch im Profigartenbau nachgefragt. Welche Vorteile und eventuelle Herausforderungen stellen diese an den Hersteller und auch an den Anwender?
Günther: Ein Produzent, der Bioprodukte auf Biosubstraten produziert, muss sich in seiner Arbeitsweise natürlich auf das Produkt einstellen. Da in der Bioproduktion nur organischer Dünger zugelassen ist, welcher einen schwächeren Nährstoffgehalt besitzt, gestaltet sich die Nachdüngung anders als bei konventioneller Kulturführung und die Kulturverfahren müssen darauf abgestimmt werden. Auch die Bewässerungsfrequenz unterscheidet sich von torfhaltigen Substraten und muss in der Praxis in Erfahrung gebracht werden. Wir als Hersteller verfügen über die Erfahrungswerte und die technische Ausstattung, die relevant ist, um Substratmischungen herzustellen, die dann auch in der Praxis gut funktionieren. Unsere Dienstleistung besteht neben der Erstellung individueller Mischungen natürlich auch in unserer Zusammenarbeit mit dem Kunden durch direkte Beratung vor Ort. So lassen sich Kulturerfolge optimieren.