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LFZ Schönbrunn: Nach der Eröffnung

Ein Artikel von DI Ulrike Fassler | 07.09.2012 - 08:00
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"Unsere Zielsetzung war es, den Energieverbrauch trotz Erweiterung der Gebäudekomplexe gleichbleibend zu erhalten bzw. im Idealfall sogar noch zu reduzieren. Dieses Ziel konnten wir auch erreichen“, erklärt DI Gottfried Kellner, Direktor des Lehr- und Forschungszentrums Gartenbau Schönbrunn, während er uns durch das Schulareal führt. Zwar ist das Niedrigenergiegebäude noch in einer sehr jungen Erprobungsphase, aber es lässt sich bereits aus den bisherigen Erfahrungen schließen, dass sich die Investition in modernste Bautechnik gelohnt hat.
Das ehemalige Erscheinungsbild der gesamten Anlage, sowohl der Gebäude als auch der Freiflächen, hat sich komplett gewandelt. Der Vorplatz wurde gemäß sicherheitstechnischen Vorschriften sehr großzügig gestaltet und neu mit Gehölzen bepflanzt.

Die alte Schulanlage wurde durch Aufstockung der vorhandenen Bausubstanz erweitert und räumlich umorganisiert, wobei eine höchstzulässige Bauhöhe von 10,5 m eingehalten werden musste. Auch die Eingänge wurden nach strategischen Kriterien verlegt und die optimale Wegeführung durch spezielle Gestaltung des Vorplatzes aus Betonplatten und dunklen Pflasterbändern vorgegeben. Neu errichtet wurde das Foyer, welches in seiner außergewöhnlichen Bauweise in Z-ähnlicher Form, die Zentrale des Schulkomplexes darstellt.

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Ebenso nach strategisch-logischen Kriterien wurde auch das Schülerwohnheim neu errichtet. Das Dach wurde extensiv begrünt und vermeidet somit Temperaturspitzen im Sommer. Alle Zimmer wurden nach Westen ausgerichtet, sodass die Schüler trotz der stark frequentierten Grünbergstraße, die sich in unmittelbarer Nähe befindet, in ruhiger Lage wohnen können. Direkte bauliche Verbindungen des Wohnheimes mit der Schule in vier Geschoßen machen kurze Wege und effizientes Arbeiten möglich.

Technische Ausstattung
Auffällig ist die nach den Vorgaben der Niedrigenergiebautechnik angebrachte Schattieranlage vor den Fassaden. Diese in gesteuerter Lamellentechnik installierte Anlage dient dazu, eine Überhitzung der nach Süden ausgerichteten Räume zu verhindern. Diese computergesteuerte Anlage, welche über Lichtsensoren reagiert, wird täglich in Abhängigkeit von der Lichteinstrahlung 5–7 mal nachjustiert. Die Fassadenschattierung bietet neben der Klimaregulierung durch die Reflexion des Lichtes an den Lamellen auch noch den Vorteil einer indirekten Beleuchtung im Innenraum und erspart somit unnötige Stromkosten durch Belichtung.

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Ein Großteil der neuen technischen Ausstattung befindet sich jedoch unauffällig, beinahe unsichtbar, auf dem Flachdach des Schulgebäudes. Sowohl Photovoltaik- als auch solarthermische Module wurden installiert. Die Photovoltaikanlage liefert eine Leistung von 16,6 kWp (Kilowattpeak). Die gesamte Leistung wird für das Schulgebäude komplett genutzt. Die solarthermische Anlage, welche sich über eine Flächengröße von 62 m2 erstreckt, erbringt 40kW Leistung.
Mit der Wärme aus den Dachkollektoren wird bei Sonne mittels eines Frischwassermoduls das Warmwasser erzeugt. Reicht die kostenlose Sonnenenergie nicht aus, das Temperaturniveau zu halten, wird mit Fernwärme nachgeheizt. Der gesamte Gebäudekomplex wird mit mehreren Heizkreisen beheizt, wobei nordseitig größere Heizkörper zur Strahlungsoptimierung installiert wurden. Das Regenwasser wird über eine Filterstation in Zisternen (100m³ Volumen) abgeleitet und zur Beregnung des Schulgartens verwendet.

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Belüftungs-, und Klimaregelung
Weitere relevante Installationen für die Haustechnik wie z. B. die Außengeräte für die Klimatisierung und die Absaugungsanlage befinden sich auf dem Dach des Schulgebäudes. Die Belüftungsanlage erstreckt sich von den Kellerräumlichkeiten, wohin die vorgefilterte Luft direkt vom Freien ins Gebäudeinnere eingeblasen wird, gebäudeaufwärts und verjüngt sich über Leitungen und Lüftungsschächte im Gang, in den Stiegenhäusern und in den Nassräumen im gesamten Schulhaus. Somit ist ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet.

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Um einen Wärmeverlust an den Verglasungen zu vermeiden, wurden die Fenster mit einer Vorsatzschale versehen. Die 3-fach verglasten Fenster ermöglichen neben effizienter Wärme- auch effiziente akkustische Isolierung in den Räumlichkeiten.

Spezialausstattungen für besondere Anforderungen
Für spezielle Anforderungen in einzelnen Räumlichkeiten der Schule wurden auch technische Sonderlösungen gefunden. So ist im Invitrolaborbereich z. B. die Zufuhr von Reinluft notwendig, welche durch einen eigenen Luftkanal zugeführt wird. Das Chemielabor wurde wiederum mit Lampen mit Notfunktion per Batteriebetrieb ausgestattet.
Die Gänge, welche barrierefrei organisiert wurden, werden energiesparend durch Bewegungsmelder bzw. per PC-Steuerung beleuchtet. Nach dem Prinzip der strategisch durchdachten Planung wurden für das Schulareal kurze Wege sowie Schmutz- und Energieschleusen für die Gebäude konzipiert. So befinden sich die Garderobenräume gleich beim Eingangsbereich des Schulgebäudes, welcher westseitig angelegt wurde. Über eine eigene Fußbodenheizung wird in Abhängigkeit der jeweiligen Wettersituation der Garderobenbereich beheizt.

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Auch der Küchenbereich im Schülerwohnheim wurde nach diesen Überlegungen ausgestattet. So befinden sich die Kühlräume direkt unter dem Küchenareal. Mit Stolz präsentiert Kellner den Fest- und Veranstaltungsaal, der durch seinen trapezförmigen Grundriss und die spezielle Deckengestaltung eine besonders gute Akustik sowie eine angenehme klimatische Raumsituation ermöglicht. Ausstattung mit modernster Medientechnik sind weitere Vorzüge des Saales. Auch die auf dem Schulareal befindlichen Gewächshäuser wurden neu errichtet. Sowohl für den Schulbetrieb als auch für die Forschungsabteilung stehen Gewächshäuser nach modernstem technischem Standard zur Verfügung.

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