Das Riesengras besitzt schon aufgrund seiner Sonderstellung im Pflanzenreich eine eigene Faszination. Allerdings ist Bambus im Bestand am natürlichen Standort nichts weiter als ein riesiges „Gras“-Feld. Erst im Detail und beim Betrachten einzelner Halme entwickelt das Riesengras seine wahre Schönheit. Nachdem die Blüte von Fargesia murieliae für einen kurzzeitigen Nachfrage-Rückgang gesorgt hat, schwimmen die verschiedenen Bambus-Arten nun auf der Welle des Erfolges. Bambus im Garten ist schick, modern und entspricht dem derzeitigen Lifestyle.
Von 80 cm bis 10 m
Von dem Riesengras gibt es etwa 1200 Arten und Sorten. Sie werden in eine verholzende und eine krautartige Gruppe eingeordnet. Krautartige Vertreter sind Gräsern ähnlich, die häufig als Bodendecker in tropischen Wäldern vorkommen. Uns interessieren mehr die verholzenden Arten, weil sie der Vorstellung von Bambus am ehesten entsprechen. Die höchsten Exemplare in Asien werden bis 50 m hoch. Bei dem holzigen Bambus wird zwischen den winterharten Arten, die bei uns strenge Winter überleben und grün bleiben und den tropischen bzw. subtropischen Arten unterschieden. Letztere besitzen eine nur geringe Winterhärte, eignen sich aber als Topfpflanze fürs Zimmer oder für Wintergarten und Terrasse.
In unserer Region werden die höchsten Bambus-Arten bis zu 10 m hoch, die kleinsten bleiben durchschnittlich niedriger als 80 cm. Diese Variation in der Wuchshöhe, kombiniert mit der Wuchsform, bestimmt die Verwendungsmöglichkeit von Bambus als Zierpflanze. Im Garten und in anderen Anpflanzungen eignet sich Bambus als Solitär, für Hecken und Abtrennungen, zur Bodendeckung, zur Unterpflanzung oder auch als Kübelpflanze. Außerdem lässt sich Bambus mit vielen anderen Pflanzen gut kombinieren, z. B. mit einjährigen Pflanzen, Stauden, Sträuchern oder Bäumen.
Die Kultur in-vitro ist einfach und kann auch bei geringem Ausgangsmaterial eine Massenproduktion gewährleisten. Dadurch lassen sich einige Sorten kostengünstig produzieren. Derzeit werden etwa 400 Bambusarten und -sorten in Europa kultiviert. Davon sind mehr als 300 Sorten winterhart.
Bambus im Garten
Dass viele Bambusarten eine Rhizomsperre benötigen, ist hinlänglich bekannt. Was weniger bekannt ist: Er lässt sich in der Regel gut schneiden. Ein Hecken- und Formschnitt ist selbst bei höheren Arten möglich. Bei den Bodendeckern fördern regelmäßige Schnittmaßnahmen den dichten Wuchs und somit die Bodendeckung. Zwei Termine im Jahr reichen, einer direkt nach dem Winter und einer etwa im Juni. In Gefäßen mit fernöstlichem Flair wirken Bambus besonders gut. Allerdings sind sie im Kübel etwas heikel, insbesondere, was die Frosteinwirkung im Wurzelbereich angeht.
Artensterben und neue Sorten
Interessant ist, dass die Blüte zyklisch alle 30 bis 100 Jahre auftritt. Nebeneffekt ist, dass die Pflanzen danach absterben. In den vergangenen Jahren hat es Fargesia murieliae erwischt, ausgerechnet den wichtigsten Vertreter im Sortiment der Gartenbambus. Inzwischen hat aber eine neue Generation die alten Fargesia-Bestände ersetzt. Hierbei werden immer wieder neue Sorten angeboten, die über definierte Eigenschaften verfügen sollen. Als Bambus-Spezialist zählt beispielsweise die Baumschule Helmers, Westerstede/D. Hier ist es die Sorte 'Jonnys Gigant', die sich durch einen kräftigen Wuchs und eine dunkelgrüne Belaubung auszeichnet. Attraktiv ist die leichte rötliche Färbung der oberen Halme. Ein weiterer Spezialist für Bambus ist die Baumschule Oprins aus Belgien Hier steht die neue Sorte 'Green Dragon' im Mittelpunkt. Sie zählt ebenfalls zu den stark wachsenden Fargesien, ist aber nur etwas für geschützte Lagen. Interessant bei dieser Sorte sind die leicht bläulich bereiften Halme, die dann in einen grünlichen Ton übergehen und im Alter gelblich gefärbt sind.
Die mangelnde Farbigkeit der Halme bei Fargesia im Gegensatz zu Phyllostachys beispielsweise lässt immer mehr Züchter neue Sorten kreieren, die dieses Manko reduzieren. Bei Oprins ist es Fargesia scabrida 'Asian Wonder'. Die Sorte ist schwachwüchsig und bildet zierliche, bläulichgrüne Blätter. Der Clou ist aber der violette Austrieb und die blaugraue Wachsschicht am unteren Ende der Internodien. Aufgrund ihrer Wuchseigenschaften ist die Sorte auch für die Kultur in Pflanzgefäßen geeignet. Die beiden Neuheiten sind Bestandteil von „Bamboo Select“, einem Vermarktungskonzept. Dieses dient als Qualitätszeichen, um auf garantiert sortenreines und einheitliches Material aus dem in vitro-Labor hinzuweisen. Kernstück der Marketingkampagne ist eine einheitliche Etiketten-Linie, große Poster, spezielle Broschüren und Werbetafeln. Das BambusCentrum in Baden-Baden/D ist ein weiterer Orientierungspunkt, wenn es um Bambus geht. Schaupflanzungen auf dem Gelände der Baumschule zeigen, dass Fargesia nicht das Maß aller Dinge sein muss. Phyllostachys parvifolia ist ein Bambus, der noch zu wenig beachtet wird. Von Vorteil ist seine ausgesprochen gute Winterhärte. Bereits als Jungpflanze werden starke Halme gebildet. Das Laub ist zierlich und hält sich lange auch im unteren Bereich. Daher kommt die Art auch als Sichtschutz in Frage. Eine Verwendung als Hecke oder zur Einzelstellung ist ebenfalls möglich. Wichtig ist wie bei allen Phyllostachys eine professionelle Rhizomsperre.