Die Düngung von Gemüsekulturen mit Calcium und Schwefel ist in der Praxis kaum üblich
– schon gar nicht eine gezielte Ausbringung. Wenn überhaupt, dann kommt Calcium als pH-Wert-Regulator des Bodens zum Einsatz. Ein Mangel beider Elemente kommt in den meisten Gemüsekulturen nur selten vor. Eine zusätzliche gezielte Düngung mit Calcium und Schwefel kann aber zu einer Qualitätssteigerung bei Gemüsepflanzen führen. Und damit zu einer Verbesserung der Absatzsituation.
Unter dem Begriff „Qualität“ verbirgt sich eine harmonische und rasche Entwicklung der Pflanzen, ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild, eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Witterungseinflüssen sowie eine hohe Leistungsfähigkeit der Wurzelsysteme. Letztendlich ist auch der Gehalt an Inhaltsstoffen für die Qualität von Gemüse ausschlaggebend.
Steuerungsvorgänge
Diesbezüglich spielt Calcium für die Qualität von Gemüse eine wichtige Rolle. Es stabilisiert die Zellwände, sorgt für die Verknüpfung von Zellwänden und reguliert die Durchlässigkeit von Membranen. Somit ist Calcium am Schutz der Wurzelhaube und an der Eindringtiefe der Wurzel in den Boden beteiligt. Damit lässt sich auch die Frage beantworten, wie die Durchwurzelungstiefe von Gemüse beeinflusst werden kann, um auch in tieferen Schichten Stickstoffvorräte nutzen zu können. Weiterhin reguliert es Wundheilungen, die durch mechanische Beschädigungen (auch Insekten) oder Aluminium-Toxizitäten an der Wurzel entstehen können.
Schwefel fungiert als Baustein von Aminosäuren und Eiweißen sowie Bestandteilen von Lauch- und Senfölen. Ein Mangel bewirkt in der Pflanze einen höheren Gehalt an wasserlöslichen Aminosäuren, was zu einem stärkeren Infektionsdruck bei Pilzkrankheiten führt.
Verhalten im Boden
Im Boden entstehen beim Calcium Reserven aufgrund der Kalkung mit Calciumcarbonat
(Ca CO3) zur Absenkung des pH-Wertes und Aufbau einer guten Bodenstruktur. Allerdings ist nur freies Calcium für die Pflanze verfügbar. Somit spielt die Form der verabreichten Calciumverbindungen und deren Löslichkeit im Boden eine entscheidende Rolle. Calciumcarbonat löst sich im Boden nur schwer und ist für eine optimale Calciumversorgung nicht geeignet. Besser bewährt sich hierfür Calciumbicarbonat Ca(HCO3)2. Es kann durch Bodenatmung aktiviert werden. Dafür ist eine geregelte Humuswirtschaft erforderlich. Allerdings kann es hierbei passieren, dass selbst noch in den Herbst- und Wintermonaten Calcium gelöst und ausgewaschen wird. Das kann pro Jahr und Hektar bis zu 400 kg CaO betragen. Vorsicht ist bei den löslichen Formen des Calciums geboten, wenn dadurch im Unterboden pH-Wert-Verschiebungen stattfinden und Aluminiumaktivitäten entstehen. Das verursacht Störungen des Wurzelwachstums. Zu empfehlen ist in diesem Fall die Verwendung von Gips (Calciumsulfat), der die Aluminium-Ionen festlegt und somit neutralisiert.
Calciumchlorid (Ca Cl2) entsteht durch chemische Reaktionen bei der Kaliumdüngung. Da relativ leicht löslich, kann hierdurch die Calcium-Verfügbarkeit verbessert werden. Allerdings ist damit auch eine Aufnahme von Chlorid in die Pflanze verbunden – das geht zu Lasten der Pflanzenstabilität. Calciumsulfat oder auch Gips (Ca SO4) ist unter Freilandbedingungen nur mäßig löslich, besitzt aber für die obere Bodenschicht eine ausreichende Aktivität und Mobilität. Für die Versorgung tieferer Schichten ist es allerdings nicht geeignet. Das Calciumnitrat Ca(NO3)2 ist zwar hoch löslich, aber dennoch für den Gemüsebau nicht geeignet, weil es für einen zusätzlichen Nitrateintrag in den Boden sorgt.
Optimale Versorgung
In der Praxis wird Calcium mit der Kalkung des Bodens oder in Begleitung von Stickstoff- und Phosphatdüngern verabreicht. Schwefel gelangt als Begleitung von Stickstoff-, Phosphat- und Kalidüngern in den Boden.
Die gezielte Düngung von Calcium und Schwefel gleichzeitig erfolgt am besten durch die Ausbringung von Gips. Es steht durch die Entschwefelung der Kraftwerke ausreichend und preiswert zur Verfügung. Untersuchungen haben ergeben, dass dieser Gips zum Teil sauberer als jener aus der Natur ist. Für den qualitativ hochwertigen Gemüseanbau ist eine Mischung aus Kaliumsulfat, Calciumcarbonat und Gips zu empfehlen. Das deckt den Schwefelbedarf der Pflanzen ab, gleicht die Säure aus und sorgt in der Pflanze für einen niedrigen osmotischen Druck. Als Richtwert für den intensiven Gemüseanbau sind 70 mg Gips je 100 g Boden zu nennen. Werden größere Blätter für den raschen Verkauf gewünscht, kann statt Kaliumsulfat Kaliumchlorid Verwendung finden.
Schwefelmangel?
Saurer Regen war früher Hauptschuldiger des Waldsterbens, die intensiven Gegenmaßnahmen waren erfolgreich – heute fast schon zum Leidwesen der Landwirte. Denn was früher als kostenloser Dünger auf Felder und Wiesen herabrieselte, fehlt heute. Inzwischen wird in den Ackerböden immer häufiger ein Schwefelmangel festgestellt, der nur mit Mineraldünger auszugleichen ist. Die erste Düngergabe im Frühjahr muss daher mit einem schwefelhaltigen Stickstoffdünger erfolgen. Der Vorrat an pflanzenverfügbarem Schwefel ist besonders niedrig und der Anteil der schlecht versorgten Flächen entsprechend hoch, wenn anhaltend hohe Niederschläge in den Herbst- und Wintermonaten hinzukommen. Sie waschen den Schwefel fast komplett aus den Böden. Relativ gut geht es den ökologisch wirtschaftenden Betrieben, die den Schwefelbedarf ihrer Pflanzen durch die Ausbringung von organischen Düngern aus der Viehwirtschaft abdecken können.