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Einsparungspotenzial in alten Gewächshäusern

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 01.10.2008 - 00:14
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Energiekosten steigen
Es ist vor allem ein Problem, das die vielen Klein- und Mittelbetriebe der grünen Branche betrifft: Steigende Energiekosten, veraltete Gewächshäuser und veraltete Technik verursachen Mehrkosten für die Produktion, die nicht eins zu eins an die Abnehmer bzw. den Endverkäufer weitergegeben werden können. Die Gewinnspanne wird also immer kleiner, der Blick in die Zukunft immer düsterer.

Idealfall und Realität
Im Idealfall wird der Betrieb regelmäßig auf den letzten Stand der Technik gebracht. Dass dieses Szenario nur in den seltensten Fällen möglich und umsetzbar ist, steht außer Frage. Für viele ist eine große Investition, die einen Neubau der Produktionshäuser oder die Umstellung von Heizöl auf alternative Energie bedeuten würde, unrealistisch. Trotzdem steckt auch in solchen Betrieben meist genügend Einsparungspotenzial.

Auf der Suche nach Mängeln
Macht man sich erst auf die Suche nach Schwachstellen, wird man wahrscheinlich bald fündig werden. Das betrifft vor allem den Wärmeverbrauch. Hier zeigt es sich oft, dass die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft sind.Dabei muss man gar nicht erst nach Löchern in Glas bzw. Kunststoff suchen. Solche Schäden sollten ohnehin umgehend behoben werden. Es sind nicht selten verschmutzte Gewächshauseindeckungen, die sich auf Produktion und Wärmehaushalt auswirken.
"Ein Prozent mehr Licht entspricht einem Prozent mehr Ertrag", weiß der deutsche Gartenbauberater und Spezialist für Technik und Energie Ralf Ludewig. Außerdem bedeutet weniger Sonne auch weniger Wärme. Eine regelmäßige Reinigung, mindes­tens einmal pro Jahr, sollte daher selbstverständlich sein.

Bewährte Energieschirme
In der Regel ist aber nicht das Eindringen von Wärme das größte Problem im Gewächshaus, sondern das Entweichen. Ein sehr einfaches Gegenmittel dafür sind Energieschirme. Der Wärmeverlust lässt sich damit um 30 bis 40 % minimieren.Besonders in der Nacht sorgt der Energieeschirm dafür, dass die Wärme dort bleibt, wo sie sein soll – nämlich im Gewächshausinneren.

Wichtige Qualitätskriterien sind ein hoher Reflexionsgrad, ein geringer Transmissionsgrad für langwellige Strahlung, eine geringe Luftdurchlässigkeit und eine gute Abdichtung.Hat der Energieschirm allerdings Löcher oder Risse, entweicht die aufsteigende warme Luft sehr schnell. Auch hier sind regelmäßige Kontrollen also unablässlich.

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Heizen – aber richtig
Die Heizung ist ein weiterer Punkt, der Einsparungen zulässt. Hier ist die richtige Position entscheidend. Wärme steigt bekanntlich auf. Daher entsteht im Gewächshausinneren eine Temperaturschichtung. Wurde die Rohrheizung zu hoch über der Kultur verlegt, herrschen dort ideale Klimabedingungen für die Pflanzen, wo sie nicht benötigt werden. In Bodennähe, wo mehr Wärme benötigt wird, ist es daher zu kühl.
Die Konsequenz: Das Gewächshaus muss mehr geheizt werden. Mit Ventilatoren kann man diese Wärmeunterschiede zum Teil ausgleichen.Es empfiehlt sich aber grundsätzlich, die Heizung immer nahe der Kultur zu positionieren, um die Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten.

Für Temperaturfühler gilt das Gleiche. Bringen Sie sie dort an, wo sie hingehören, in gleicher Höhe wie den Pflanzenbestand. Überprüfen Sie auch die Richtigkeit der Messungen. Weicht die Temperaturanzeige auch nur um ein Grad von der tatsächlichen Temperatur ab, kann sich das entscheidend auf die Heizkosten auswirken. Den Fühler neu zu kalibrieren, ist dagegen schnell erledigt.

Isolieren bringt Geld
Was die Gewächshaushülle angeht, so ist hier Dämmung angesagt. Ob schlecht schließende Türen bzw. Lüftungen, undichte Verkittungen oder einfach Verkleidungen mit zu niedrigem k-Wert – solche Energiefresser müssen schnellstens aus der Welt geschafft werden.Eine Isolierung der Steh- und Giebelwände mit Noppenfolie kann eine Energieersparnis von bis zu 40 % bringen.

Dämmplatten am Fundament sind ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit, um das Entweichen wertvoller Wärme zu verhindern.Für Glashäuser mit Einfachglas an Steh- und Giebelwänden könnte die Anbringung einer zweiten Glasplatte die Lösung sein, um rund 30 % Energie zu sparen.Manchmal ist die beste Lösung eine Umrüstung der Eindeckung.
Diese Variante wird vor allem bei Glashäusern angewendet, die die meiste Energie durch das undichte bzw. veraltete Dach verlieren. Hier hat sich ein Wechsel von Glas auf Folie bewährt. Sämtliche Glasscheiben und Sprossen werden dabei entfernt und das Gewächshaus mit aufblasbarer Doppelfolie bespannt.

Vorsorge nicht vergessen
Ob die Veränderung in Richtung Energieersparnis nun groß oder klein ist – fest steht, dass fast jedes Gewächshaus Potenzial aufzuweisen hat, um den Energiehaushalt zu optimieren.Schon mit kleinen Reinigungs- bzw. Reparaturmaßnahmen kann viel erreicht werden. Regelmäßige Kontrollen sollten ebenfalls laufend vorgenommen werden, denn: Vorsorge ist bekanntlich besser – und günstiger – als Nachsorge.