Die Bedeutung der Foliengewächshäuser hat zugenommen: Auch wenn der Anteil in Mitteleuropa noch deutlich unter jenem in den mediterranen Ländern liegt, nimmt die mit Folientunneln überbaute Anbaufläche kontinuierlich zu.
Der positive Trend ist einerseits auf den Preisvorteil zurückzuführen, andererseits auch auf die einfachen Konstruktionen, die es erlauben, Folien gezielt zu verändern und zu verbessern. Durch den Zusatz von Zuschlagstoffen, den sogenannten Additiven, lassen sich die mechanischen, thermischen und optischen Eigenschaften beeinflussen. Auf dem Markt befindet sich mittlerweile eine Vielzahl an Gewächshausfolien, die sich hinsichtlich Qualität und Preis voneinander unterscheiden.
Qualitätskriterien
Um die Qualität von Folien zu beurteilen, sind sie auf verschiedene Kriterien zu überprüfen. Dazu gehört die Durchlässigkeit für die Globalstrahlung und die langwellige Wärmestrahlung, die mechanischen Eigenschaften wie Reißfestigkeit und Elastizität, die Haltbarkeit, Größenformate, Tropfenoder Filmkondensation und schließlich der Preis.
Lichtdurchlässigkeit
In Bezug auf das Pflanzenwachstum ist v.a. der Wellenlängenbereich des Lichtes von 400-700 nm bedeutend. Um auch in lichtärmeren Jahreszeiten eine ausreichende Photosyntheserate zu gewährleisten, muss das Bedachungsmaterial eine möglichst hohe Lichtdurchlässigkeit aufweisen. Hochwertige Folien erreichen heute schon Durchlässigkeiten über 90%. Allerdings sinkt unter Praxisbedingungen die Lichtdurchlässigkeit durch Staubanlagerung und Verschmutzung, Alterung, Vergilbung und Tropfenkondensation.
Die von der Sonne ausgehende Ultraviolettstrahlung wirkt zerstörend auf die Gewächshausfolie. Aus diesen Grund werden sogenannte Additive beigefügt, welche die schädliche Strahlung absorbieren, umwandeln oder reflektieren und somit eine höhere Haltbarkeit gewährleisten. Die Menge an Additiven sowie die Länge der Haltbarkeit müssen Hersteller immer auf eine bestimmte Region beziehen, denn dieselbe Folie wäre in der Mittelmeerregion durch die höhere Einstrahlung viel schneller zerstört. Zwischen Haltbarkeit und UV-Durchlässigkeit muss aber nicht unbedingt ein unmittelbarer Zusammenhang bestehen, d.h. besser haltbare Folien müssen nicht automatisch eine geringere Lichtdurchlässigkeit aufweisen.
Langwellige Wärmestrahlung
Der größte Teil der einfallenden Strahlung in einem Gewächshaus wird in Wärme umgewandelt. In der Nacht treten dann Strahlungsverluste auf. Wenn die Blatttemperatur unter die Lufttemperatur absinkt, erhöht dies die Gefahr von Blattbenetzung durch Kondensation und damit wiederum der Befallsdruck für pilzliche Krankheitserreger. Ideal ist daher bei Gewächshäusern eine möglichst geringe Durchlässigkeit für langwellige Wärmestrahlung.
Das Dehnungsverhalten
Die meisten Folien sind zwischen 150 und 200 µm dick. Eine entsprechende Elastizität ist unbedingt erforderlich, damit sich das Material beim Eindecken ausreichend spannen lässt.
Bei einer zu hohen Elastizität kann es jedoch zu Problemen beim Spannen der Folie kommen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Dehnungsverhalten. Wird eine Folie bei niedrigen Temperaturen aufgespannt, dehnt sie sich im Sommer und muss eventuell nachgespannt werden. Eine schlecht gespannte Folie kann durch Flattern im Wind beschädigt werden. Weiters sollten die Folien sowohl in Längswie auch Querrichtung möglichst reißfest sein. Jene Stellen, die mechanisch beschädigt wurden, dürfen nicht weiterreißen.
Wenn Temperatur und Schmutz einwirken
Gewächshausfolien sind extremen Temperaturbedingungen ausgesetzt. Im Sommer können diese 40°C überschreiten, in mediterranen Gebieten liegt die Temperatur sogar noch weit darüber. Im Winter muss eine Haltbarkeit auch bei Minustemperaturen gewährleistet sein. Hinzu kommen Tagund Nachtschwankungen sowie der Unterschied von Innentemperatur zur Außentemperatur. Minderwertige Folien werden dadurch schnell brüchig, hochwertige Materialien halten diesen Bedingungen längerfristig stand.
Bedingt durch die elektrostatische Aufladung neigen Folien oft zu verstärkter Staubanlagerung, die durch die verklebende Wirkung einiger Zuschlagstoffe verstärkt werden kann. Um einer schnellen Verschmutzung entgegenzuwirken, werden der Folie Additive wie Antistatika beigefügt. Im Idealfall wird damit der Schmutz durch Regen oder Kondensation abgewaschen. Folien sollten aber nicht nur Schutz gegen Staub aufweisen, sondern auch resistent gegen Säuren und Basen sein, damit es keine Probleme durch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gibt.
Bei einem Brandfall sollten die Folien nicht an der Luft brennen und der heiße Kunststoff auch nicht tropfen.
Nondrop-Folien
Die wasserabweisende Oberfläche von Gewächshausfolien bewirken, dass sich kondensierender Wasserdampf in Form von einzelnen Tropfen niederschlägt. Einerseits kann dadurch Vernässung und Krankheitsbefall gefördert werden, andererseits wird v.a. das einfallende Licht in den Tropfen gebrochen und reflektiert, was zu einer drastischen Minderung der Lichtdurchlässigkeit führen kann.
Um dieses Problem zu verhindern, können Folien mit Nondrop-Additiven ausgestattet werden. Damit werden die kondensierenden Tropfen auseinandergezogen, bis sich im Idealfall ein geschlossener Wasserfilm bildet.
In der Praxis werden die Additive mit dem Kondensat abgewaschen, sodass die Wirkung auf etwa zwei Jahre begrenzt ist. Dies steht gewissermaßen im Gegensatz zur Lebensdauer der Gewächshausfolien. Nachträglich aufgetragene Benetzungsmittel werden in der Regel noch schneller abgetragen.
Als Nachteil von Nondrop-Folien ist die geringere Lichtdurchlässigkeit im trockenen Zustand zu nennen. Durch die verklebende Wirkung der Additive wird die Staubanlagerung begünstigt. Da die Folien meist nur einseitig beschichtet sind, ist beim Aufziehen darauf zu achten, dass die richtige Seite nach innen zeigt. Wenn die Nondrop-Seite nicht ohnehin gekennzeichnet ist, muss die Folienbeschriftung von innen lesbar sein.
Die richtige Größe
Vielseitig einsetzbar sind Hochtunnel mit Breiten von 3,5 m bis zu 5m. Sie bieten sich als optimale Lösung an, wenn kurzfristig und ohne großen Aufwand Kulturüberdachungen benötigt werden.
Die Tunnel lassen sich belüften, beheizen und rasch aufbauen. Ein Fundament ist dabei nicht nötig. Durchgehend seitliche Lüftungsmöglichkeiten ermöglichen im Tunnel optimale Klimabedingungen und erleichtern zugleich das Einbringen und Entnehmen der Pflanzen. Für Baumschulen sowie Zierpflanzenund Gemüsegärtner mit größerem Platzbedarf gibt es Großtunnelsysteme mit Breiten von 6 m bis über 8 m und Firsthöhen im Bereich von 2,5 m bis über 3 m.
Probleme mit Folientunneln
Folientunnel besitzen den Nachteil, keine geraden Stehwände zu besitzen. Das erschwert die Bearbeitung der Kulturen und reduziert wertvollen Kulturraum. Deswegen gibt es Konstruktionen mit geraden Stehwänden, die jedoch auch einen größeren Platzbedarf aufweisen.
Durch ungünstige Witterung treten gerade bei Folientunnel verstärkt Schäden auf, wie vor allem der Sturm Kyrill gezeigt hat. Aber es gibt Gegenmaßnahmen: Bei starker Belastung durch Schnee etwa empfiehlt sich eine zusätzliche Abstützung oder Beheizung, da die Leichtbauweise statisch nicht nachgewiesen ist. Und wenn es doch einmal zu Schäden kommt, ist es empfehlenswert, schon im Vorfeld mit einer guten Versicherung vorgesorgt zu haben.
Vorteil von Folientunneln sind jedoch zweifelsohne die günstigen Investitionskosten. Auch wenn die Folien nach etwa fünf bis sechs Jahren ausgetauscht werden sollten, bleiben sie eine preisgünstige Variante im Vergleich zu Venlohäusern. Glasgewächshäuser brauchen zudem Energieschirm und Schattierungsanlagen, bei Folienhäusern genügt eine aufblasbare Doppelfolie für einen hohen Isolationswert. Mit den heutigen Lüftungsmöglichkeiten lassen sich im Sommer sogar annähernd Freilandbedingungen herstellen.
Mindestanforderungen für Folien
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Folienindustrie für jeden Spezialfall das passende Produkt anbietet, dass es aber die ideale Folie für sämtliche Einsatzbereiche nicht gibt. In der Praxis ist daher abzuwägen, welche individuellen Betriebsverhältnisse vorliegen. Mindestanforderungen für jede Folie unabhängig der Verwendung sind eine maximale Lichtdurchlässigkeit und minimale Durchlässigkeit für langwellige Wärmestrahlung.