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Ernährungsstörung an Broccoli

Ein Artikel von DI Katharina Anneser, Prof. Dr. Peter Fischer, Dr. Simone Seling, FH Weihenstephan, Forschungsanstalt für Gartenbau | 16.11.2006 - 14:57

Bei Stickstoffmangel wuchsen die Pflanzen schwächer und wiesen eine insgesamt hellere Laubfarbe auf. Im Vergleich zu normal ernährten Pflanzen blieben die Blätter wesentlich kleiner.
An älteren Blättern erschienen großflächige, unscharfe Chlorosen, dazu kamen orangebis violettrote, am Rand beginnende Verfärbungen.
Wie die Chlorosen waren sie flächig-verwaschen. In der Blattspreite entwickelten sich zudem scharf begrenzte Nekrosen, deren Farbe zunächst dunkel war. Abgestorbenes Gewebe wurde nach und nach beige, so dass die Flecken einen dunklen Rand mit hellem Zentrum hatten.
Zuletzt starben die völlig vergilbten Blätter vom Rand her ab.

Phosphatmangel
Anfangs verminderte ein Mangel an Phosphat lediglich das Wachstum der Pflanzen. Spezifische Schadsymptome zeigten sich erst im weiteren Kulturverlauf, im Versuch war dies beim Erscheinen der ersten Knospen der Fall.
An älteren Blättern bildeten sich recht großflächige Chlorosen mit der Besonderheit, dass dazwischen Gruppen von normal grünen feinsten Tüpfeln verblieben, besonders in der Nähe der Mittelrippe. Das Blatt wies dadurch ein ungleichmäßig-fleckiges Muster auf.

Beginnend am Blattrand, vor allem an der Blattspitze, traten rötliche Verfärbungen auf, die am äußersten Rand teilweise auch in ein dunkles Violett übergingen.
Verglichen mit anderen Gemüsekulturen ist die Empfindlichkeit von Broccoli gegenüber Phosphatmangel eher als gering einzustufen.

Kalimangel
Kalimangel äußerte sich an Broccoli sehr früh und mit eindeutigen Symptomen. Neben einer leichten Wuchsminderung traten an älteren bis mittleren Blättern gelbgrüne, sich vom Blattrand in die Interkostalfelder ausbreitende verschwommene Chlorosen auf.
Typisch für die Ernährungsstörung war, dass sich der Blattrand, besonders an der Spitze, stark nach unten wölbte, so dass die Pflanze einen welken Eindruck machte.
Auch waren die Interkostalfelder nahe der Mittelrippe aufgewölbt.
Zu den Chlorosen erschienen in der Nähe des Blattrandes graubraune rundliche nekrotische Tüpfel, teils mit hellem Hof. Im weiteren Verlauf entwickelten sich die kleinen Tüpfel zu immer noch rundlichen, scharf begrenzten, einige Millimeter großen Flecken weiter. Das Gewebe war hier deutlich eingesunken.
Bei mittleren Blättern waren gegen das Licht schwache, gleichmäßig über das ganze Blatt verteilte Interkostalchlorosen sichtbar.
Bei länger anhaltendem Mangel zeigten sich noch stärkere, aber weit weniger spezifische Schadsymptome wie Chlorosen und Nekrosen am Blattrand und um die Mittelrippe.

Kernnährstoffüberaschuss
Ähnlich wie Stickstoffmangel führte Kernnährstoffmangel zu einem verminderten Wachstum und heller Laubfarbe. Ältere Blätter zeigten die ganze Blattfläche betreffende oder große, unscharf begrenzte Chlorosen bis hin zum totalen Vergilben.
Wie auch bei Mangel an N oder P kam es anschließend zu rötlichen Verfärbungen, die am Rand begannen.

Kernnährstoffüberschuss
Kernnährstoffüberschuss rief an Broccoli verschiedenartige Schäden hervor, die stets an älteren Blättern auftraten. Zu Beginn entstanden gleichmäßig oder ungleichmäßig verteilte scharf begrenzte graugrüne Aufhellungen, die sich rasch zu beigen Nekrosen weiterentwickelten. Diese besaßen eine unregelmäßige Form und wurden anfangs von den Blattadern deutlich begrenzt. Mit der Zeit wuchsen sie zusammen und reichten dann über kleinere Adern hinweg. Am Blattrand saß manchmal ein schmaler nekrotischer Saum.

Wenig eindeutig waren die später auftretenden Chlorosen und Nekrosen, wobei erstere verschwommen-ungleichmäßig waren, letztere braun und nur von Hauptadern begrenzt. Der Wuchs war je nach Stadium und Intensität des Überschusses breit und ausladend oder reduziert.

Manganmangel
Mn-Mangel äußerte sich im Versuch nur an einzelnen älteren Blättern. Nahe der Mittelrippe traten Chlorosen auf, die zunächst die feinen Blattadern betrafen und ein netzartiges Muster hervorriefen, später zu Flächen zusammenwuchsen, bis das gesamte Blatt vergilbte. Ob es sich bei diesen Symptomen um typische Manganmangelsymptome handelt, ist fraglich.

Manganüberschuss
Am Blattgrund und um die Hauptadern älterer Blätter erschienen unscharf begrenzte Chlorosen und feine nekrotische Tüpfel, die zu größeren Flecken zusammenwuchsen und schließlich so große Flächen bildeten, dass auch dazwischen liegende Adern abstarben. Das Schadbild ist als typisch für Mn-Überschuss anzusehen. Auch am Blattrand können Symptome auftreten: Anfangs befanden sich dort leichte, verschwommene Chlorosen und dunkle, sehr schmale Nekrosen. Später nahmen die Chlorosen eine große Fläche des Blattes ein, in Randnähe bildeten sich zu einem Saum zusammenwachsende braune nekrotische Flecken.

Kupfermangel
Kupfermangel führte im Versuch nicht an allen Pflanzen zur Ausprägung von Schadsymptomen. An mittleren Blättern erschienen eher schwache Interkostalchlorosen, wobei selbst die feinsten Blattadern grün blieben und das Blatt dadurch eine netzartige Zeichnung bekam. Dazu traten hellbraune, scharf begrenzte Randnekrosen auf. Auffällig war auch, dass die Schäden zum Teil auf nur einer Hälfte des Blattes auftraten, also asymmetrisch verteilt waren.

Zinküberschuss
Durch Zn-Überschuss verursachte Schäden traten vor allem an mittleren Blättern auf. Neben leichten Interkostalchlorosen zwischen den feinsten Blattadern entstanden hellbraune Interkostalnekrosen, die unregelmäßig verteilt waren. Vor allem saßen sie am Blattrand, in Randnähe oder an der Mittelrippe.
Die Ränder stark betroffener Blätter rollten sich nach oben ein, so dass das Blatt schöpfkellenartig aussah.

Bormangel
Bormangel betraf bei Broccoli vor allem die älteren Blätter. An diesen entwickelten sich überwiegend an der Blattspitze breite chlorotische Streifen, gefolgt von einer intensiven, am Blattrand am stärksten ausgeprägten Rotfärbung. Zusätzlich kam es zur Ausprägung von feinsten, grün-braunen nekrotischen Tüpfeln, die zu Flecken gruppiert waren. Länger abgestorbenes Gewebe bildete hellbraune, unscharf begrenzte, nicht mehr in Tüpfel gegliederte Flecken. Die beschriebenen Symptome sind für Bormangel untypisch. Normalerweise äußert er sich in Deformationen, Brüchigkeit und Verdickungen an den jungen Blättern.

Borüberschuss
Erste Symptome von Borüberschuss waren hellgrüne Blattränder vor allem an mittleren Blättern, gefolgt von schwachen Interkostalchlorosen über die gesamte Fläche und feinen graugrünen Randnekrosen zwischen den feinsten Äderchen.
Anschließend erschienen die für diese Ernährungsstörung so typischen scharf begrenzten Randnekrosen an älteren und mittleren Blättern.
Später griffen die Chlorosen und Nekrosen auch auf die Interkostalfelder über, besonders nahe der Mittelrippe. Die Blattadern waren dunkelgrün.

Molybdänmangel
Molybdänmangel wirkte sich relativ schnell in Form von graugrünen Interkostalnekrosen an mittleren Blättern aus, die recht verschieden angeordnet waren in Randnähe oder um die Mittelrippe, symmetrisch oder asymmetrisch.
Wenig später erschienen vom Rand verschwommen in die Interkostalfelder reichende Chlorosen sowie braune, unregelmäßige Randnekrosen. Abgestorbene Blattränder rollten sich nach oben ein, bei starker Schädigung wurden die Nekrosen immer breiter und griffen auch auf die Blattfläche über.

Natriumbelastung
Natriumbelastung resultierte als Erstes in einer deutlichen Wuchshemmung in Verbindung mit einer dunklen Farbe des Laubes. An den ältesten Blättern traten vereinzelt eingesunkene nekrotische Flecken um die Mittelrippe auf, die zunächst hellgrün waren und dann beige wurden.

Klarere Symptome waren die später auftretenden breiten Randchlorosen, die entweder unscharf ins Blattinnere verliefen oder wellenförmig und deutlich vom gesunden Gewebe abgegrenzt waren. Gefolgt wurden sie von fleckigen rötlich-braunen Randnekrosen. Zonen, die schon länger abgestorben waren, färbten sich schließlich grau.

Chloridbelastung
Chloridbelastung bewirkte bei Broccoli eine Wuchsminderung. Dazu traten an alten Blättern wenig spezifische, oft einseitige Chlorosen und Nekrosen auf, wobei die Chlorosen großflächig und unscharf begrenzt waren, die Nekrosen waren hellbraun, fleckig und scharf begrenzt.
Typisch für diese Ernährungsstörung war, dass sich ältere Blätter vom Stiel bis zur Spitze nach unten einrollten. Die seitlichen Ränder waren hiervon weniger betroffen. In den Blattflächen bildeten sich kreisförmige, scharf begrenzte hellbraune Nekrosen mit dunklem Zentrum. Umgeben waren sie zum Teil von unscharfen Chlorosen, die recht große Flächen einnahmen.

Nicht aufgetretene Ernährungsstörungen
Ein Weglassen von Magnesium, Eisen oder Zink hatte bei der Kultur in Torf keine Auswirkungen auf Broccoli. Entweder ist die Kultur gegenüber diesen Ernährungsstörungen unempfindlich, oder im Ausgangssubstrat war bereits eine ausreichend hohe Menge an dem jeweiligen Nährstoff vorhanden.