Seit Jahrzehnten wird an der Verbesserung der Kulturführung von Beetund Balkonpflanzen gearbeitet. Neue Kulturverfahren wurden entwickelt und Energiesparmodelle erprobt. Gibt es hier noch Reserven oder ist schon alles bis zum Letzten ausgereizt?
Eine Möglichkeit, die hier noch stärker in Betracht gezogen werden sollte, ist Energiesparen. Durch den langen und späten Winter sowie die steigenden Energiepreise wird dies auch bei der Produktion von Beetund Balkonpflanzen wieder vermehrt zum Thema.
Um den Energieverbrauch allerdings dauerhaft zu senken und dadurch Kosten einzusparen, ist es aber meistens nicht ausreichend, nur den Temperaturregler über Nacht ein paar Grad nach unten zu drehen. So ein Verhalten ist eher kontraproduktiv und kann sehr schnell zu qualitativen Einbussen und einer Verlängerung der Kulturzeit führen. Längerfristig werden so mehr Kosten verursacht als vermindert.
Maßnahmen
Das Wachstum der Pflanzen wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Diese sollten innerhalb eines Betriebes zuerst auf ihren Ist-Zustand überprüft werden, damit sie dann in einem zweiten Schritt Kosten sparend optimiert werden können.
Diese Faktoren bestehen aus dem Verbrauch von:
- Temperatur
- Licht
- Wasser/Nährstoffe
- CO2
Folgende Sparmaßnahmen können dabei in Betracht gezogen werden:
Arten und Sortenauswahl: Die genaue Kenntnis des eigenen Sortiments kann beim Sparen helfen. Es zahlt sich also eher aus, über ein solides Standardsortiment zu verfügen, als beispielsweise jede Saison die Produktion gänzlich umzustellen.
Kulturzeitverkürzung: Diese kann auch ohne große technische Umstellung oder Modernisierung erreicht werden. Dabei kann auch die Erstellung eines exakten Terminplans für die Produktion helfen. Es ist allerdings zu beachten, dass sich nicht alle Kulturen dazu eignen. Sonst können Schäden an den Pflanzen entstehen, die sehr schnell in Mehrkosten resultieren.
Strategische Temperaturen
Als weitere Kosten sparende Maßnahme im Gewächshaus bietet sich der Einsatz verschiedener Temperaturstrategien an. Dabei können statische Strategien wie beispielsweise Diff/Drop oder Warm-Evening zum Einsatz kommen.
Bei der Diff Strategie liegt die Temperatur im Gewächshaus in der Nacht um ca. 2-4 °C über der Tagestemperatur. Wird die Drop (Cool morning)Strategie angewendet, so wird die Temperatur im Gewächshaus am frühen Morgen während 2-4 Stunden um 4-8 °C abgesenkt. Oder es wird durch den Einbezug der jeweiligen Außentemperatur auch eine Temperatursummenregelung über mehrere Tage erzielt.
Diese Strategie wird den Integrationsstrategien zugeordnet, da sie die Verhältnisse außerhalb des Gewächshauses miteinbezieht. Um den Effekt einer gezielten Temperaturstrategie zu unterstützen, sollte die Produktionsanlage allerdings zuerst überprüft und allenfalls modernisiert werden, da sich dies ansonsten kontraproduktiv auswirkt und die neue Klimastrategie sich sonst sozusagen in Luft auflöst.
Energiekonzept und Klimastrategien
Die einzelnen Klimastrategien haben in den Versuchsreihen unterschiedliche Ergebnisse gezeigt. Durch Temperaturregelstrategien wie Drop (Cool Morning) lassen sich 1-4 % Energie einsparen. Bei der Kombination von Diff+Drop kann zwar eigentlich keine Energie gespart werden, allerdings müssen dadurch weniger Hemmstoffe eingesetzt werden, was sich dann wiederum bei den Materialund Arbeitskosten positiv auswirkt.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Drop und Warm Evening Strategien sogar bei Neu Guinea Impatiens zu einem kompakteren Wuchs führen, obwohl es sich ansonsten dabei um sehr wärmeempfindliche Pflanzen handelt. Das Ziel, dem Konsumenten eine Pflanze mit möglichst kompaktem Wuchs und schöner Blüte anzubieten, kann aber auch auf anderen Wegen erreicht werden. Gute Ergebnisse können beispielsweise auch durch die Drosselung der Wassermenge für die Pflanzen erreicht werden. Ein solches Verfahren bedingt allerdings aber eine genaue Kenntnis der Wuchseigenschaften dieser Pflanzen, weil weniger Wasser oft auch zu irreversiblen Mangelerscheinungen führen kann.
Neueste Forschungsergebnisse haben aber gezeigt, dass Energiesparen nicht nur über den Raum möglich ist, sondern auch über die Wurzel. Der Optimierung sind also noch lange keine Grenzen gesetzt.