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Immergrüne für den Schatten

Ein Artikel von W. H. Orlamünde | 14.09.2006 - 14:25
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Mahonien lassen sich der besseren Übersicht hinsichtlich ihrer gestalterischen Verwendung in zwei große Gruppen entsprechend ihrer Herkunft einteilen. Die eine (amerikanische Arten und Hybriden daraus) ist wegen ihrer Anpassungsfähigkeit besonders zur Begrünung von „schwierigen" Standorten im Schatten und Halbschatten prädestiniert, ebenso für niedrige, ungeschnittene oder nur leicht zu schneidende Hecken als Wegeinfassung.
Die zweite, zur solitären Einzelstellung oder für kleinere Gruppen in größeren Gartenräumen, beinhaltet asiatische Arten und deren Hybriden. Zierwirkung haben, je nach Art und Sorte bei beiden, die Blätter, Blüten und Beeren.

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Vielseitig verwertbar
Alle Pflanzenteile gelten als ungiftig. Die Mahonie enthält in der Wurzel bis zu 1,5% Berberin sowie diverse weitere Alkaloide. Der Alkaloid-Gehalt der Früchte liegt allerdings nur bei 0,05 %. Die Navaho-Indianer in Nordamerika konsumieren das Alkaloid, indem sie aus der Rinde und den Wurzeln der in ihrem Reservat wachsenden M. repens einen Tee herstellen. Bei uns werden sie wohl heute nur noch regional zur Herstellung von Marmeladen verwendet. In der Heimat wird aus den blau bereiften Beeren immer noch Wein und Branntwein hergestellt. Berberin findet auch pharmazeutisch in Mitteln zur Bekämpfung von Haarschuppen und Schuppenflechte sowie Akne Verwendung.

Eingeschränkt sonnig
Einzig M. aquifolium kann bei ausreichender Luftund Bodenfeuchte ziemlich vollsonnig stehen. Sie und ihre Hybriden sind die Unempfindlichsten der Gattung. Wintermildes Klima, welches nicht lufttrocken ist, lässt besonders M. bealei, M. x media und M. japonica mit ihren Hybriden zu schönen Solitärpflanzen heranwachsen. Solche findet man verschiedentlich in Gärten mit entsprechend günstigem Mikroklima.
Für freie flächige Pflanzungen eignen sich M. aquifolium 'Apollo' sowie 'Atropurpurea', die besonders gut frosthart ist und sich als salzverträglich erwiesen hat.
Als Unterpflanzung lichter Gehölze bildet M. repens und ihre Form 'Rotundifolia' einen lockeren Teppich durch Wurzelausläufer. Empfindlichere Arten wollen, je kontinentaler der Standort ist, geschützter stehen. Lässt dort zudem die Luftfeuchte zu wünschen übrig und ist der Standort zu sonnig, können sie hier unter Umständen vollends versagen.
Viele Liebhaber, die auch als empfindlich geltende Sorten kultivieren, berichten aber immer wieder von ausgesprochen guter Härte, auch nach extremen Kälteperioden um 20 °C.

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Asiaten und Amerikaner
Typische Vertreter der Gattung ist die Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium), die an der Pazifikküste Nordamerikas beheimatet ist. In weiten Gebieten Europas kommt diese Art als Neophyt verwildert vor.
Zu den asiatischen Spezies, die hauptsächlich im Frühjahr blühen, gehören M. fortunei, M. japonica, M. lomariifolia, M. bealei, deren Wuchs allesamt ziemlich kräftig ist. Die Blütenstände haben eine ausgeprägte Spießform, die stehend oder auch hängend (M. bealai) zutage tritt. Auch in Kultur lässt sich bereits deren typische Wuchsform, mit nur wenigen, aber aufrechten Trieben, die bei größeren Exemplaren von unten her verkahlen, bald erkennen.
Im Gegensatz dazu sind die Amerikanischen niedriger und buschiger, haben schmalere Blätter und locker-buschige Blütenstände. Dazu zählen neben M. aquifolium, M. repens, M. nervosa oder auch M. pumila und M. pinnata.

Nur wenige Arten in Kultur
In Mitteleuropa werden aus der umfangreichen Gattung hauptsächlich nur fünf bzw. sechs Arten kultiviert. Alle anderen sind nicht ausreichend winterhart. Jedoch hat sich in den vergangenen Jahren durch Auslese und Züchtung ein umfangreiches Sortiment daraus entwickelt. M. x media stammen aus Kreuzungen zwischen M. japonica und M.lomariifolia.
M. x media 'Charity' kann sich zu einem stattlichen Strauch zwischen 2 – 4 m Höhe und etwa 2m Breite entwickeln. Die Blüte beginnt im Herbst und dauert bis zum Februar an, wo dann gleichzeitig Blüten und Früchte zu finden sind, was die Solitärwirkung noch verstärkt.

Eine Konfusion gibt es noch mit einigen Sorten, die heute richtig bei M. x wagneri zugeordnet sind. In seiner ursprünglichen Be–schreibung des Jahres 1863 nannte Frères aus Metz diese M. pinnata var. wagneri. Der amerikanische Botaniker A. Rheder erkannte aber, dass es sich um eine Hybride zwischen M. aquifolium und M. pinnata handelt und benannte diese deshalb im Jahr 1919 als M. x wagneri. Verschiedentlich werden die Sorten hieraus nach wie vor noch unter M.aquifolium geführt, da die Unterschiede zu dieser Art nur gering sind. Sie erreichen alle eine Wuchshöhe um 1,5 m.

Zehn neue Sorten
In Holland sind seit wenigen Jahren zehn neue M. repens-Sorten bekannt, die ursprünglich alle aus den USA stammen. Man führt diese unter dem Begriff 'Repens Group'. Ihre Wuchshöhe beträgt zwischen 25 und 80 cm. Eine weite Verbreitung haben sie bisher kaum gefunden.

xMahoberberis
Hingewiesen werden soll auch noch auf den bisher nur mit wenigen Sorten existierenden Gattungsbastard xMahoberberis.
Die Vermehrung der Sorten erfolgt hauptsächlich durch
Stecklinge oder bei einigen Arten durch Abtrennen unterirdischer Wurzelausläufer.
In-Vitro-Vermehrung ist nicht erfolgreich. Vom Steckling bis zur verkaufsfertigen Pflanze werden vier bis fünf Jahre benötigt. Zur forstlichen oder gartenbaulichen Vermehrung der Arten wird Aussaat bevorzugt. Hierbei lassen sich bei gründlicher Selektion von diesen immer wieder interessante Formen finden, besonders wenn in der Nähe der Samenträger andere Mahonienoder Berberis-Sorten gestanden haben.

Krankheiten
Mahonien sind in der Regel gesunde Gehölze. Rost und Mehltau haben meist nur eine Chance, wenn die Pflanzen durch falschen Standort geschwächt sind. Rote Flecken auf der Blattoberseite deuten auf Mahonienrost (Cumminsielle mirabilissima) hin. Im Frühjahr kommen stäubende gelbliche, später braune Polster auf der Blattunterseite hinzu. Vor der Bekämpfung mit Fungiziden sollte man gleichzeitig mit einem Rückschnitt die Standortbedingungen optimieren.
Echter Mahonien-Mehltau (Microsphaera berberidis) macht sich durch weißlichen Belag auf den Blättern bemerkbar. Auch hier gilt zur Eindämmung das eben Gesagte. Ebenfalls können Blattfleckenpilze in verschiedenen Arten auftreten. Die erfolgreiche Bekämpfung ist erst nach Lokalisierung des entsprechenden Typs gezielt möglich.