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Bohnen - Gemüse mit Inhalt

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 21.09.2006 - 14:58
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In Europa ist die Erbse das wertvollste stickstoffhältige Nahrungsmittel des Pflanzenreiches.“ Zu dieser Feststellung kam DI Helmut Reiner, der sich eingehend mit der Geschichte von Hülsenfrüchten beschäftigt hat.
Am Zinsenhof, einer Außenanlage der HBLFA Schönbrunn, stellte DI Wolfgang Palme den Herbstgemüsetag heuer unter das Motto 'Erbsen, Bohnen & Co'.

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Hier wurde die Vielfalt dieses traditionsreichen Gemüses deutlich. Zu sehen war die gesamte Palette, von Grün über Gelb bis Violett, Schwarz, Weiß, Dunkelrot oder gesprenkelt.

Gemüse mit Potenzial
In Erbsen und Bohnen steckt sehr viel Potenzial, weiß Palme. Leider wird diesem wertvollen Gemüse heute viel zu wenig Beachtung geschenkt. Zu Unrecht, wie er betonte. Die Fabaceae sind eine der größten Pflanzenfamilien, die sowohl als Nahrungspflanzen für Mensch und Tier, als auch als Zier- (Goldregen, Glycinie) und Medizinialpflanzen, ja sogar als Pflanzenschutzmittel Bedeutung haben.
Bei dem Versuch am Zinsenhof wurden folgende Vertreter unter die Lupe genommen: Erbsen (Pisum), Bohnen (Phaesolus), Puffbohnen bzw. Dicke Bohnen (Vicia), Sojabohnen (Glycine), Lupinen (Lupinus), Erdnüsse (Arachis), Spezialbohnen (Vigna), Kichererbsen (Cicer) und Linsen (Lens).

Im Überblick
Die Gartenbohne – wie der lateinische Name Phaesolus vulgaris schon vermuten lässt auch Fisole genannt – stammt aus Amerika und wird von den Indios bereits seit Jahrtausenden genutzt.
Ein Vertreter ist die Stangenbohne, die einen linksdrehenden Kletterwuchs hat. Die Kultur ist relativ intensiv, da mehrmals händisch geerntet werden muss. Die Stangenbohne eignet sich nicht nur für die Freilandkultur sondern auch für den geschützten Anbau. In Holland z. B. wird die Bohne erdelos im Gewächshaus gezogen.

Eine sehr alte und traditionsreiche Bohne ist die Feuer- oder Käferbohne, die speziell in der Steiermark angebaut wird. Ihre Popularität ist in den vergangenen Jahrzehnten – wie bei Bohnen allgemein – zurückgegangen. Heute ist die Nachfrage wieder in Steigen begriffen. Gerade in diesem traditionellen Produkt sieht Palme Zukunft. Nicht zuletzt wegen ihrer Robustheit, Kälteverträglichkeit und dem angenehmen, kastanienähnlichen Geschmack.Die Sojabohne erfreut sich nach wie vor zunehmender Beliebtheit. Sie ist in rund 30.000 Rezepturen für Lebensmittel enthalten. Aufgrund ihres hohen Eiweiß- und Ölgehaltes ist sie vielseitig einsetzbar – auch als Gemüse. Die grünen Samen der Sojabohne – Edamame – sind bereits in unseren Kühlregalen zu finden und auch für die Direktvermarktung sehr interessant.

Einen ebenfalls hohen Eiweißgehalt weisen Mungbohnen auf, deren junge Hülsen und reife Samen verwendet werden. Sie sind auch ein beliebte Sprossengemüse, das unter dem Namen Sojasprossen angeboten wird.

Eine Kuriosität unter den Hülsenfrüchten ist die Spargelbohne. Sie bildet bis zu 50 cm lange Hülsen, die zu einem Knoten gebunden auf dem Tellerrand sehr gute Figur machen. Für gute Erträge wird die Spargelbohne am besten unter Folie kultiviert.
Eine sehr zarte, fisolenartig schmeckende Pflanze ist die Goa- bzw. Flügelbohne. Sie schmeckt butterzart und wird im Folientunnel kultiviert.
Nicht als Gemüse sondern eher als Zierpflanze kann die Hyazinthbohne verwendet werden. Palme sieht darin einen wichtigen Denkansatz für Gärtnereien. Er regte dazu an, die attraktive Bohne blühend im Topf zu verkaufen. Nicht nur die Blüten, auch die violetten Hülsen können sich sehen lassen.

Lupinen statt Soja?
Als gute Alternative zur Sojabohne nannte Ing. Thomas Richter die Süßlupine. Der große Vorteil der Süßlupine liegt darin, dass eine gentechnische Manipulation ausgeschlossen werden kann: „Für eine gentechnische Veränderung ist die Kultur global gesehen zu unbedeutend.“ Sie hat außerdem ein wertfreies Image, kann genauso verarbeitet und verwendet werden wie Soja und senkt auch den Cholesterinspiegel.
Versuche haben gezeigt, dass sich die blaue Lupine am besten für die Kultivierung eignet. Doch die Ansprüche der Pflanzen sind hoch: Der pH-Wert sollte sich zwischen 5 bis 6 bewegen, Kalzium nur in geringen Mengen frei verfügbar und der Boden frei von Staunässe sein.
Auch das Klima sollte möglichst stabil sein. Die besten Verhältnisse bietet dabei Australien, wo stabile, trockene Witterung bis zur Abreife herrscht. In unseren Breiten kommen das Mühl- und Waldviertel am ehesten in Frage.

Es ist viel mehr möglich
Die auseinanderdriftende Entwicklung bei den Hülsenfrüchten ist bemerkenswert, wie Reiner zu bedenken gab. Während die Sojabohne eine der wichtigsten Weltwirtschaftspflanzen geworden ist und die Erdnuss bei den Snackartikeln führt, verlieren die meisten anderen Hülsenfrüchte an Bedeutung.
Und das trotz ihrer wertvollen Inhaltsstoffe. „Das Fehlen der Hülsenfrüchte ist ein Indikator dafür, wie weit sich eine Gesellschaft von einer natürlichen Landwirtschaft und gesunden Ernährung entfernt hat.“
„Auf diesem Gebiet wäre viel mehr möglich“, stimmte Palme mit Reiner überein – sowohl für Gemüse- als auch für Zierpflanzengärtner.