Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir die Ölproblematik in einer Gärtnerei zunächst einmal in den richtigen Kontext setzen,“ so Technikberater DI Ralf Ludewig, Tübingen/D. Der Experte warnt vor unüberlegten Investitionen in Biomasseanlagen, ohne zuvor eine genaue Kalkulation durchgeführt zu haben (Lesen Sie mehr dazu in Ausgabe 6 – „Sparen wo’s geht“).Wie spart der Gärtner effizient Energie ein?
„Die umweltschonendste und effizienteste Energie ist jene, die gar nicht erst verbraucht wird,“ mahnt Ludewig. „Je älter Ihre Gewächshäuser sind, desto mehr sind Sie von den Ölpreiserhöhungen betroffen.“ Die Energieverluste sind außerdem dort am größten, wo mit hohen Temperaturen geheizt wird. Am sparsamsten ist es also, kalte Kulturen in älteren Gewächshäusern zu ziehen, während warme Kulturen in neuen Gewächshäusern angepflanzt werden sollten.
Die größten Energiediebe im Gewächshaus
„Bei einer bundesweiten Untersuchung in Deutschland hat sich herausgestellt, dass die größten Energiediebe Löcher in den Scheiben und Energieschirmen sowie verschmutzte Scheiben sind,“ meint Ludewig. Auf Grund der Kaminwirkung wird durch ein kleines, unscheinbares Loch warme Luft regelrecht herausgesogen. „Wichtig ist ebenso die Einbaugüte eines Energieschirmes. Diese ist wichtiger als die Qualität des Gewebes,“ erklärt der Experte. Entsteht bei unsachgemäßer Befestigung des Energieschirmes an den Seiten am Giebelabschluss ein Spalt, dann strömt die Wärme dort vorbei und der Schirm wird nutzlos. Ist ein Energieschirm mit 50 % Einsparungspotenzial deklariert, heißt das nicht, dass 50 % Heizöl eingespart werden. Diese Angabe bezieht sich rein auf den Wärmedurchgang durch das Gewebe und ergibt einen Einsparungseffekt von etwa 25 % der Heizkosten.
Abseits von Hackschnitzeln und Pellets
Einen Überblick gab DI Christian Kornherr über Alternativen zu Holzheizungen. Dazu gehören alternative Energien mit landwirtschaftlichem Hintergrund wie Biogas, Energiekorn oder Rapskorn. Biogas wird hauptsächlich zur Stromerzeugung genutzt, 2/3 der Energie fällt dabei in Form von Wärme an. Dieses „Abfallprodukt“ kann, sofern es der Standort erlaubt, von der Gärtnerei genutzt werden. Eine Zukunftsvision ist die Wärmenutzung aus der Verbrennung von Energiekorn. Derzeit gibt es noch keine Normungen für Brennstoff und Kessel. Geeignet sind Getreide mit geringem Eiweiß- oder Stickstoffgehalt (z. B. Gerste, Triticale). Berechnungen zufolge ersetzen 2,4 kg Energiekorn einen Liter Heizöl. „Logistik und Erntemaschinen sind vorhanden. Das und die Tatsache, dass der Rohstoff Getreide sehr günstig ist, macht die Methode recht billig. Wenn sich das System eingespielt hat, ist auch genügend Energiekorn verfügbar,“ meint Kornherr. Derzeit nachteilig bei der Energiekornverbrennung sind hohe Stickoxidemissionen und mangelnde Kesseltechnik. Kesselkorrosion und die starke Schlackenbildung stellen ein weiteres Problem dar.
Ähnlich dem Energiekorn verhält es sich mit der Rapskornheizung. Raps ist eine sehr energiereiche Pflanze, die zusätzlich ausgesprochen gut rieselfähig ist. Lagerung und Transport wären somit um einiges leichter. Nachteilig sind auch hier die hohen Emissionen wie auch die schlechtere Verfügbarkeit des Rohstoffes. Die Rapsanbauflächen in Österreich reichen nicht für die künftige Biodieselproduktion aus und sind daher für die Nutzung zu Heizzwecken uninteressant. Stroh, Stückholz und Elefantengras wären ebenfalls interessante Alternativen zu Heizöl. Erfahrungen mit Hackschnitzeln
Gärtner Stefan Biacsics, Kottingbrunn/NÖ, betreibt seit fünf Jahren eine Hackschnitzelanlage (300 kW), mit der er 2.000 m² Gewächshausfläche und sein Wohnhaus beheizt. Im Nachhinein gesehen hätte Biacsics das Hackschnitzellager höher gebaut, da der Häcksler etwa vier Meter hoch ist und dementsprechend Platz braucht. Jährlich werden etwa 500 m³ Hackschnitzel benötigt. Betrieben wird die Anlage zum Teil mit Restholz aus einem Sägewerk, dessen Brenneigenschaft mit Waldhackgut vergleichbar ist. Je höher Rindenanteil und Feuchtigkeitsgehalt des Hackgutes sind, desto größer ist auch der anfallende Ascheanteil.
Bequem heizen mit Pellets
Jungpflanzenproduzent Leo Scherr, Weixelbaum/Stmk. produziert seit 1990 auf 2,7 ha ausschließlich Gemüsejungpflanzen (40 Mio. Jungpflanzen/Jahr). Der Wärmebedarf wird mit einer 250 kW Hackschnitzelheizung, einer 1.500 kW Pelletsheizung (beide Fa. Binder) und einem 1.800 kW Ölkessel abgedeckt. Zusätzlich wurde ein 100.000 l Pufferspeicher installiert, der die überschüssige Energie aus der Heizung aufnimmt und nach Bedarf wieder abgibt. Eine Tonne Industriepellets kostet 115 Euro. Der Heizölverbrauch betrug 400.000 l pro Jahr bei einem Durchschnittspreis von € 0,42 pro Liter. Zwei Grundgedanken vor der Investition in die Pelletsheizung waren einerseits eine möglichst schnelle Amortisation der Anlage und andererseits die Flexibilität in Bezug auf den Brennstoff. Bei der Kostenrechnung hat Scherr folgenden Vergleich angestellt: 500.000 t Pellets (€ 0,12/kg) entsprechen dem Heizwert von 250.000 l Heizöl extraleicht (€ 0,50/l).
Die Firma Fröling/Grieskirchen beschäftigt derzeit 400 Mitarbeiter. Vergangenen Herbst wurde ein zusätzlicher Produktionsstandort mit einem 90.000 m² großen Grundstück erworben. Auf diesem werden in einem ersten Bauschritt eine Blechverarbeitungshalle mit automatisch angebundenem Materiallager, eine moderne Schweißroboterhalle sowie eine Ausfertigungshalle errichtet. Die Investitionssumme betrug € 15 Mio. Die Kleinkessel werden in Pellets-, Stückgut- und Hackgutkessel unterteilt, wobei Hackgutkessel auch mit Pellets befeuert werden können. Großkessel können mit unterschiedlichsten Materialien, von Hackgut über Pellets bis hin zu Tischlereimaterialien und Miscantus beschickt werden. „Energiekorn kann in Zukunft ein Thema werden, meines Wissens nach ist Energiekorn jedoch zurzeit kein zugelassener Brennstoff", so Thomas Suckop, Vertreter der Firma Fröling. Eine Kontrolle vor Ort und entsprechende Anpassung an den Betrieb werden auch hier als unerlässlich betrachtet.
Im Vergleich zu Heizöl sind die Gesamtinvestitionskosten bei Hackschnitzel etwa viermal so hoch. Pelletsanlagen bewegen sich in der Mitte von Hackschnitzel und Heizöl. Bei den Investitionskosten steigt die Pelletsanlage besser aus als die Hackschnitzelanlage. Insgesamt sind die Energiekosten für Pellets höher einzustufen als die für Hackschnitzel. Die Entscheidung fiel trotzdem auf die Pelletsheizung, da die Bedienung benutzerfreundlicher ist und kaum Wartungsarbeiten (z. B. Ascheaustragung) anfallen. Die Stromkosten sind vergleichsweise leicht kalkulierbar. Besonders an der Pelletsheizung der Gärtnerei Scherr ist deren Fähigkeit, genauso grobes Hackgut verheizen zu können. Aus Gründen des Komforts und der Arbeitsersparnis wird dies die nächsten paar Jahre jedoch nicht umgesetzt werden. Anlagenbau
Die Firma Binder/Bärnbach (Stmk.) baut Biomasseanlagen zur Verwertung von Sägespänen, Hackschnitzel, Pellets, Energiekorn, bis hin zu Fruchtsaftproduktionsrückständen. „Wichtig ist, dass die Auslegung der Anlage brennstoffabhängig ist“, erklärt Jürgen Wörndle, Vertreter der Fa. Binder. Da die Brennstoffpreise regional stark schwanken, muss individuell für jeden Betrieb einzeln berechnet werden, ob die Investition in eine Anlage wirtschaftlich ist oder nicht. Durchschnittlich werden von der Firma Binder jährlich Anlagen von insgesamt 80 Megawatt installiert. Inzwischen wurden weltweit 3.000 Anlagen ausgeliefert, davon ungefähr 100 für den Gartenbau. Etwa 60 % werden mit Hackgut und 40 % mit Pellets beheizt. Die Installation von Pelletsheizungen steigt seit 2003, da Wartung und Anlieferung leichter durchzuführen sind als bei Hackgut. Zunehmende Verfügbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit gestalten den Brennstoff immer interessanter.