Der Wärmebedarf der Landgärtnerei Ehmeier (Holzhausen/Marchtrenk, OÖ) wird seit November 2005 zu 100 % von einer Biogasanlage abgedeckt. Die Gärtnerei ist der einzige Wärmeabnehmer, der aus der Biogasanlage erzeugte Strom fließt in das öffentliche Netz. Strombedarf und Ausfälle
Die Biogasanlage (Bau Mai 2005) produziert etwa 250 kW Wärmeenergie pro Stunde. Davon werden 150 kW von der Gärtnerei Ehmeier für Gewächshaus und Wohnhaus genutzt, mit der restlichen Wärme deckt der Betreiber der Biogasanlage Ernst Sallaberger seinen Heizbedarf. Um die entsprechenden Förderungen für den Bau der Anlage zu bekommen, musste sich Sallaberger dazu verpflichten, 70 % der Abwärme zu nutzen. Bei einem Anlagenausfall hat sich Sallaberger Ehmeier gegenüber vertraglich dazu verpflichtet, ab dem zweiten Tag des Ausfalles die zusätzlich anfallenden Heizkosten für Heizöl zu bezahlen.
Um die Hälfte billiger
Der Ölverbrauch betrug in der Gärtnerei Ehmeier vor dem Umstieg auf Biogas 22.000 bis 30.000 Liter Heizöl (extraleicht) pro Jahr. Zur Zeit bezahlt die Gärtnerei € 0,25 (inkl. MwSt.) pro Megawatt für die Wärme aus Biogas. Nimmt man den derzeitigen Heizölpreis als Basis, entspricht dies der Hälfte der früheren Heizkosten. „Allein im Jänner haben wir etwa € 4.000 Heizkosten gespart“, so Ehmeier. Die Investition für den Umbau in der Gärtnerei betrug etwa € 120.000 (Kessel, Heizraumbau, Stromverlegung, neue Folien etc.). Um Investitionskosten zu sparen, hat die Gärtnerei Ehmeier einen Großteil der Arbeiten selbst übernommen (Betonieren, Baggerarbeiten etc.). Ob bzw. in welcher Höhe die getätigten Investitionen gefördert werden, ist noch unklar. Vertreter des Landes Oberösterreich gaben ihre mündliche Zusage, wie hoch die Förderung ausfallen wird, ist aber noch unklar. Nach Berechnungen von Ehmeier wird sich die Investition in etwa fünf bis sechs Jahren rechnen. An den Kosten der Biogasanlage ist Ehmeier nicht beteiligt. Heizungssystem mit Köpfchen
Nach einer kompletten Rundumerneuerung hat Ehmeier ein neues Heiz- und Bewässerungssystem entwickelt, das seinen Bedürfnissen gerecht wird. Dazu gehört unter anderem eine Bodenheizung. Das Besondere: Die Heizung ist in 16 Bereiche aufgeteilt, die getrennt voneinander je nach Bedarf ein- und ausgeschalten werden können. Das Heizsystem wurde von der Firma Molin/Wels ausgeführt.
System in der Gärtnerei
Die Anlage zur Wärmeerzeugung in der Gärtnerei Ehmeier ist österreichweit die einzige, die in dieser Form betrieben wird. Ein wesentlicher Bestandteil der Heizung ist der Puffertank (32.000 Liter Fassungsvermögen). Das Wasser im Behälter ist auf etwa 68 °C aufgeheizt. Durch die zusätzliche Bodenheizung sind keine höheren Temperaturen notwendig. Der Außenmantel des Tanks ist mit 15 cm dicker Dellwolle isoliert und verhindert so einen etwaigen Wärmeverlust. „Wir wollten zunächst kleinere Puffer installieren, doch davon hat man uns abgeraten. Nach Expertenaussagen rüsten viele Gärtner ihre Puffer nach, weil zu kleine Behälter eingebaut wurden“, erklärt Ehmeier. Erst wenn der Puffertank leer ist, schaltet sich die Ölheizung dazu. „Wir haben von November 2005 bis Jänner 2006 nur 110 Liter Heizöl extraleicht gebraucht“, fasst Ehmeier zusammen. Ein weiterer großer Vorteil der Biogasanlage ist die lange Lebensdauer der Anlage, da in der Gärtnerei kaum mit Verschleiß zu rechnen ist.
Wie kommt die Wärme ins Gewächshaus?
Die 630 m langen, wärmeisolierten Leitungen (ca. 8 cm Durchmesser, 1,5 m tief im Boden) reichen von der Biogasanlage im benachbarten Buchkirchen/Wels bis direkt zum Gewächshaus der Familie Ehmeier. Das 70 bis 72 °C warme Wasser fließt über einen Wärmetauscher entweder direkt in die Gwächshäuser bzw. in den Puffertank, der als Heizreserve dient. Die computergesteuerte Anlage gibt die entsprechenden Impulse, die Wärme zu speichern bzw. weiterzuleiten. Bei Schönwetter oder während Reinigungsarbeiten wird die Wärmezufuhr gestoppt und in den Puffertank geleitet. Je nach Bedarf wird das Warmwasser aus dem Tank bezogen (bei etwa -10 °C ist der Speicher innerhalb von fünf bis sechs Stunden leer). Die Wärme gelangt über zwei Lüfter ins Gewächshaus: Sensoren berechnen je nach Schatten bzw. Sonneneinstrahlung, wann zusätzliche Wärme benötigt wird und sich die Lüftung demnach einschalten soll. Die Temperatur gibt der Gärtner über einen Computer ein. Die Lufttemperatur beträgt im Februar in der Gärtnerei Ehmeier etwa 8 °C. Höhere Temperaturen werden nicht benötigt, da die Blumen durch die Bodenheizung ausreichend mit Wärme versorgt werden.
Innovation Bodenheizung
Der Grundbeton (10 cm dick) bildet die Basis der Bodenheizung. Darauf befindet sich eine isolierte Fläche. Die Heizung ist in sechzehn Bereiche aufgeteilt, jeder Bereich kann separat beheizt werden. Die Pflanzen, die direkt am Boden stehen, profitieren durch die direkte Beheizung. Dies äußert sich nicht zuletzt in einem besseren Anwachsen der Wurzeln. Durch die separate Bedienung kann die Bodenheizung abgeschalten werden, sobald das Pflanzenwachstum abgeschlossen ist. Dadurch treten kaum Probleme mit Pilzinfektionen bzw. mangelnder Abhärtung auf. Ein Teil der Pflanzen wird auf Tischen kultiviert. Auf diesen Tischen hat Ehmeier Styroporplatten gelegt, zwischen denen Leitungen für die Beheizung laufen. Auf diese Weise werden die Pflanzen auch hier optimal mit Wärme versorgt. Neue Lebensqualität durch Biogas
„Seit wir nicht mehr mit Öl heizen, sparen wir nicht nur Platz, es ist auch kein Rauchgeruch mehr festzustellen. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre, die Geräuschbelästigung fällt weg – Heizen mit Biogas ist einfach eine große Entlastung für die Umwelt,“ meint der Gärtner begeistert. Die Biogasanlage verströmt entgegen Expertenaussagen selbst in unmittelbarer Nähe keinen üblen Geruch.
Biogasproduktion
Die Biogasanlage selbst wird mit Grünschnitt und Jauche betrieben. Im Betrieb Sallaberger fallen jährlich 1.500 m³ Jauche an, es ist jedoch noch ungewiss, ob diese Menge für die gesamte Anlage reichen wird. Zusätzlich werden 130 bis 140 ha Mais angebaut. Der Maisertrag, der dabei anfällt, wird ebenfalls verwendet.
Steuerung der Anlage
Die Anlage wir über verschiedene Steuerelemente geregelt. Dabei können die einzelnen Fermenter über Temperatur und andere Parameter gesteuert werden. Die Größe des Hauptfermenters beträgt 1.500 m³, der Nachfermenter hat ein Fassungsvermögen von 3.500 m3 und dient gleichzeitig als Endlager. Im Hauptfermenter werden 90 % des Gases gebildet. Das Biogas gelangt anschließend in einen 150 m³ großen Gasspeicherraum und wird dann über einen Motor verbrannt. Dieser Motor treibt einen Generator an, der etwa 35 % Strom erzeugt. Der Rest ist Wärmeenergie, wovon etwa die Hälfte zum Heizen verwendet wird. Monatlich werden etwa 170.000 kW Strom ins öffentliche Netz geleitet. Der Strom wird mit etwa € 0,145 pro kW verkauft, die Wärmeenergie kostet der Gärtnerei € 0,25 pro Megawatt. Für die Überwachung der Anlage ist u. a. die Universität für Bodenkultur in Wien zuständig. Dabei werden wöchentlich sämtliche Proben (Gülle, Gas etc.) gezogen und gemeinsam mit anderen Daten verarbeitet. So kann festgestellt werden, ob die Daten mit älteren Angaben noch übereinstimmen oder ob neue Verfahrenstechniken Veränderungen in der Biogaszusammensetzung hervorgerufen haben. Der Ablauf der Anlage wird von Sallaberger stündlich kontrolliert. Wichtig ist dabei die optimale Ernährung der Bakterien, welche über die ausreichende Versorgung mit Substrat gesteuert wird. Die Investitionskosten der Anlage beliefen sich auf etwa € 1,2 Mio. (ca. 30 % Förderung).
Vorteile bei der Nutzung von Biogas in der Gärtnerei:
• ca. 40 bis 50 % weniger Heizkosten
• durch Umstellung auf computergesteuerte Geräte ca. 30 % weniger Stromkosten (Februar 05 1.369,8 kW/h, Februar 06 888,2 kW/h)
• 20 % mehr Nutzfläche (Entfernung der Ölheizungen und Öltanks)
• Pflanzen sind weniger anfällig auf Pilzinfektionen
• optimales Klima in den Gewächshäusern
• Kundenzufriedenheit steigt
Infrastruktur
Holzhausen (11 km nordöstl. von Wels)
Absatz
Großhandel, Endverkauf, Bauernmarkt
Düngung
geschlossenes System
Veranstaltungen
Tag der offenen Gärtnerei, Adventausstellung im musikalischen Rahmen
Arbeitskräfte
2 Floristinnen und Saisonarbeiter
Betriebsführerin
Brigitte Ehmeier
Betriebsgründung
1986
Fläche
1.300 m² Gewächshaus
3.000 m² Freiland
Heizung
Biogas
Kulturen
Balkon-, Frühjahrs-, Sommerblumen, Primeln, Viola, Kräuter, Gemüsepflanzen