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Wird Heizen zum Luxus?

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 06.10.2005 - 10:08
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Die Preise für Öl steigen und steigen, und es ist in absehbarer Zukunft auch kein Ende in Sicht. Wer ein Gewächshaus zu beheizen hat, weiß, was das für die Produktionskosten bedeutet. Manche können es sich nicht mehr leisten, ihre Gewächshäuser zu heizen – andererseits kann man es sich aber auch nicht leisten, die Produktion zurückzufahren. Gärtnereien, die mit Gas heizen, spüren die Verteuerung zwar zeitlich versetzt, aber dennoch nicht minder.
In einer solchen Situation ist es notwendig, sich Gedanken über Alternativen zu machen und die Möglichkeiten miteinander zu vergleichen.Nachwachsende Rohstoffe
Biomasseheizungen sind eine Alternative, bei der in den kommenden Jahren nicht mit einer mit Öl vergleichbaren Preissteigerung zu rechnen ist.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der auch für die Umwelt verträglicher ist. Klimaschutz und nachhaltiger Umweltschutz sind Schlagwörter, die immer mehr an Gewicht gewinnen.
Holzheizungen – ob mit Pellets, Hackschnitzel oder Rinde betrieben – werden diesem Anspruch gerecht. Außerdem sind sie in den vergangenen Jahren sehr bedienerfreundlich geworden. Nicht zuletzt der technische Fortschritt und kontinuierliche Modernisierungen sind dafür verantwortlich, dass Holzheizungen starke Zuwächse verzeichnen.Pellets oder Hackschnitzel
Pellets bestehen aus unbehandelten Holzspänen und Sägemehl, die durch eine Lochmatrize gepresst werden. Das holzeigene Bindemittel sorgt für die Formstabilität, wodurch keine Zusatzstoffe notwendig sind. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass zwei Kilo Pellets einem Liter Heizöl entsprechen.
Hackschnitzel werden aus verschiedenen Holzarten, Industrierest- oder Recyclingholz hergestellt. Das Holz wird klein gehackt und zum Trocknen gelagert.
Sowohl Hackschnitzel- als auch Holzpelletsanlagen arbeiten sehr umweltfreundlich aufgrund der geringen Emissionswerte.
Beide Heizungen sind in der Anschaffung teurer als herkömmliche Öl- oder Gasheizungen, aufgrund der geringen Brennstoffkosten amortisiert sich die Investition meist nach wenigen Jahren.
Holzpellets- und Hackschnitzelkessel bieten heute den gleichen Komfort einer Öl- bzw. Gasheizung. Sie produzieren durch den gleichbleibenden Grad der Restfeuchte bzw. die geregelte Verbrennung geringe Aschemengen.Individuelle Anpassung
Bevor man sich für eine Biomasseheizung entscheidet, müssen verschiedene Punkte geklärt werden. Die Dimension der Anlage muss kalkuliert und ein Finanzierungsplan aufgestellt werden.
Nachdem die Brennstoffqualität geklärt wurde, muss ein zuverlässiger Lieferant gefunden werden. Sowohl für Pellets, besonders aber für Hackschnitzel und Rinde benötigt man eine entsprechende Lagerfläche. Ist diese groß genug, kann der Brennstoff dann gekauft werden, wenn er günstig verfügbar ist. Auch die Fläche für die Entstaubung und Entaschung muss berücksichtigt werden.
Außerdem ist es wichtig, die Kesselregelung gut in die Klimaregelung einzubinden.Öl bzw. Gas für Spitzen
Ein Großteil der Holzheizungen im Gartenbau werden mit Hackschnitzel betrieben, da die Preise hier besonders günstig sind.
Es sind Anlagen mit einer Heizleistung von 200 bis 2.000 kW. Damit können meist mehr als drei Viertel des Jahresverbrauches abgedeckt werden. Für Spitzen und Engpässe wird mit der bestehenden Öl- oder Gasheizung zugeheizt. Gänzlich auf Öl bzw. Gas verzichten kann man also nicht. Daher rechnet sich eine Biomasseheizung meist erst ab einer bestimmten Betriebsgröße bzw. einem bestimmten Verbrauch.Die Investitionskosten amortisieren sich je nach Größe des Heizkessels nach einigen Jahren. Was die Lebensdauer einer Holzheizung betrifft, so kann man von rund 20 Jahren ausgehen. Ist es möglich, auch einzelne Elemente auszutauschen, verlängert sich die Haltbarkeit.Verbesserter Wirkungsgrad
Die Firma Binder in der Steiermark hat mit ihrer automatischen Biomasse-Heizanlage eine Heizung entwickelt, die sowohl Hackschnitzel als auch Pellets oder Sägespäne verwerten kann.
Bei der Anlage sind nur geringe Wartungsarbeiten notwendig, wofür u. a. die automatische Wärmetauscherreinigung sorgt. Dabei aktiviert sich ein Reinigungsprozess, der den Staub (ab einer bestimmten Menge) aus den Rohren bläst.
Eine verbesserte Verbrennung bewirkt einen Kesselwirkungsgrad von bis zu 92 %. Ein Pufferspeicher fängt Spitzen auf.25-jährige Erfahrung
Nicht so verbreitet wie Hackschnitzelheizungen, aber für den Gartenbau ebenfalls gut geeignet, sind Rindenheizungen.
Die Gärtnerfamilie Steffan hat sich in ihrer Erlebnisgärtnerei in Deutschlandsberg in der Steiermark schon vor über 25 Jahren für den Schritt in Richtung Biomasse entschieden.
Fritjung Steffan leitet die Gärtnerei gemeinsam mit seiner Frau seit rund zehn Jahren. Auf einer Fläche von 8.000 m² Hochglas und 1.000 m² Folie produziert das Ehepaar Beet- und Balkonpflanzen, Sommerblumen, Schnittblumen, Schnittgrün, Topf- und Teichpflanzen und vieles mehr.Unabhängig mit Rinde
Nach der ersten Ölkrise Ende der 70er-Jahre wollte Steffan sen. nicht mehr von den schwankenden Ölpreisen abhängig sein. Daher beschloss er, in eine neue Heizung zu investieren. Die Entscheidung fiel auf eine Rindenheizung der Firma Kohlbach, Wolfsbach/Ktn.
Neben der Einsparung in Bezug auf das Brennmaterial hatte die Anlage den Vorteil, dass sie ‘selbstreparierbar’ war. Kleinere Reparaturarbeiten konnten also einfach von Steffan selbst durchgeführt werden.Noch wirtschaftlicher
Vor zwei Jahren wurde der Heizkessel durch ein neues Modell ausgetauscht. Nach 20 Jahren technischen Fortschritts ist die Anlage nun um einiges bedienerfreundlich und noch effizienter und wirtschaftlicher geworden.
Geheizt wird nach wie vor mit Rinde. Grundsätzlich kann die Anlage aber mit jedem nicht behandelten Holz beheizt werden. Auch ein Anteil von 30 bis 40 % Sägespänen wird mitverbrannt. „Am besten brennt die Rinde frisch, da dann am meisten Harz enthalten ist“, weiß Steffan.
Pro Tag verwertet der Gärtner 20 bis 40 m³ Rinde, der Jahresbedarf beträgt 4.000 bis 5.000 m³ Holz.
Das Brennmaterial bekommt er von einem ortsansässigen Sägewerk zu einem Preis von rund sechs Euro frei Haus. Früher musste er den Brennstoff im Winter von anderen Anbietern zukaufen. Mit dem neuen Kessel ist das aber fast nicht mehr notwendig. „Ich verbrauche jetzt um 30 bis 40 % weniger Rinde bei der gleichen Heizleistung“, erklärt Steffan. Diese beträgt 1.125 kWh. Auch beim Strom sparen
In der Brennkammer herrscht eine Temperatur von 400 bis 800 °C, in der Umkehrkammer werden bis zu 1.000 °C erreicht.
Je nachdem, wie hoch der Sauerstoffgehalt in der Restluft ist, wird die erforderliche Luftzufuhr automatisch gesteuert.
Dank der frequenzgesteuerten Motoren beträgt die Stromeinsparung rund ein Drittel des früheren Verbrauchs.
Den Kessel einer alten Ölheizung möchte Steffan künftig als Wärmespeicher für die Rindenheizung umfunktionieren, um noch wirtschaftlicher arbeiten zu können.Keine Wartungsarbeiten
Vom Transport der Rinde aus der Lagerhalle bis zur Entaschung erfolgen sämtliche Vorgänge automatisch. Die Wartungsarbeiten beschränken sich heute auf ein Minimum. Musste man die alte Anlage noch täglich von Asche befreien, so ist heute nur mehr eine regelmäßige Kontrolle der Heizung notwendig. „Mit dem neuartigen pneumatischen Kehrsystem sind die Rohre nach einem Jahr so blank wie am Anfang“, erzählt Steffan zufrieden.
Die Grundreinigung wird einmal pro Jahr vom Rauchfangkehrer durchgeführt.20 Jahre Lebensdauer
Nach seiner Einschätzung amortisieren sich die Investitionskosten innerhalb von knapp zehn Jahren. Die Lebensdauer eines Kessels beträgt zwischen 15 und 20 Jahren. Diese lässt sich aber auch verlängern, indem man einzelne Teile des Kessels austauscht.
Nach Steffans Meinung rentiert sich die Rindenheizung ab 600.000 bis 800.000 Wärmeeinheiten. Dann funktioniert sie auch problemlos. Voraussetzung ist aber in jedem Fall ausreichend Platz für die Lagerung der Rinde, ein nahes Sägewerk bzw. ein zuverlässiger Lieferant.Zufrieden mit Fernwärme
Eine besonders umweltfreundliche und wirtschaftliche Art der Heizung ist die Fernwärme.
Das Gartenbaugebiet in Wien Simmering wird fast vollständig mit Fernwärme versorgt.
Dazu zählt auch der Gärtner Johann Kasehs, der mit dieser Lösung sehr zufrieden ist: „Die Fernwärme ist vertretbar, und sie ist günstig.“ Bei dem Anschluss sollte man darauf achten, den Wärmetauscher groß genug zu dimensionieren, um auch bei einem eventuellen Zubau noch ausreichend versorgt werden zu können.
Auch für kleinere Gemeinden kann z. B. eine zentrale Hackschnitzelheizung, die Haushalte und Betriebe mit Wärme versorgt, eine umweltfreundliche und Kosten sparende Lösung für das Energieproblem darstellen.

Pellets

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Pellets sind ein reines Naturprodukt, das aus unbehandelten Holzspänen und Sägemehl angefertigt wird, das in der holzverarbeitenden Industrie anfällt. Die Späne werden bei höherer Temperatur durch eine Lochmatrize gepresst, wodurch die typische, zylindrische Form entsteht. Bei der Erzeugung werden keinerlei Fremdstoffe beigefügt, da das holzeigene Bindemittel Formstabilität und Beständigkeit garantiert.
In Österreich ist ein Durchmesser von ca. 6 mm und eine Länge von 5 bis 30 mm üblich.
Durch die Homogenität der Pellets kann eine sehr gleichmäßige Verbrennung erzielt werden.
Der Energiegehalt von Pellets liegt bei 4,9 kWh/kg, was rund einem halben Liter Heizöl entspricht. Grundsätzlich kann man also davon ausgehen, dass zwei Kilo Pellets die Menge von einem Liter Heizöl ersetzen.

Hackschnitzel

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Hackschnitzel werden aus verschiedenen Holzarten, Industrierest- oder Recyclingholz hergestellt. Recyclingholz ist gestrichenes, lackiertes oder beschichtetes Holz bzw. Abfälle aus Sperrholz, Span- oder Faserplatten. Strenge Auflagen und definierte Grenzwerte regeln die Verwendung für Heizzwecke. Mit Holzschutzmitteln behandeltes Holz ist für die thermische Verwertung nicht zugelassen. Meist stammt das Hackgut aus Strauchschnitt oder der Sägeindustrie, wo es als Nebenprodukt anfällt.Hackmaschinen zerkleinern das Holz auf eine Kantenbreite von 30 bzw. 50 mm.Hackschnitzel bestehen zu 100 % aus Holz, sie verbrennen CO2-neutral. Ihr Brennwert liegt nur knapp unter jenem von Holzpellets.