Eine Studie der Energieagentur Weststeiermark hat den Energiebedarf und die Nutzung alternativer Energiequellen der heimischen Gartenbaubetriebe beleuchtet.
Die Gewächshausfläche in der Steiermark beträgt laut Gartenbauerhebung 1998 (ÖSTAT) etwa 79 ha (nach der aktuellen Erhebung gut 50 ha).
Zur Wärmeerzeugung in den Gewächshäusern wird noch weitgehend Heizöl Extra leicht verbrannt. Vor 45 Jahren wurden die Gewächshäuser überwiegend mit Koks und Kohle beheizt, später erfolgte eine fast vollständige Umstellung der Heizung auf Öl (leichtes und schweres Heizöl). Seit der beginnenden Ölverteuerung versucht der Gartenbau auf bisher noch billigere Energiequellen, wie Gas, umzustellen. Weg mit teurer Energie
Der Anteil der Heizkosten für Gewächshäuser am Gesamtaufwand der Gartenbaubetriebe hat sich in den letzten drei Jahren mit zunehmenden Energiekosten drastisch erhöht. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Gartenbaus zu erhalten, ist es dringend notwendig, Energie einzusparen und teure Energiequellen durch billigere und Regenerierbare zu ersetzen. Weiters sind dabei die Rentabilität der Kulturen und auch die Pflanzenproduktion zu berücksichtigen. Weitere Erhöhung in Sicht
Der aktuelle Rohölpreis liegt bei 63,60 $/Barrel (15.09.2005), mit einer Erhöhung des Gaspreises ist in den nächsten Monaten zu rechnen, da sich dieser stets am Ölpreis orientiert. Spitzenverbrauchswerte werden mit bis zu 25 Liter Heizöl/m2 Gewächshausfläche erreicht. Diese Werte variieren je nach Kultur und können auch deutlich höher liegen. Bei manchen Kulturen machen die Energiekosten bis zu 80 % aus (Gurken, Ganzjahrestomaten). Für eine Tomate (Fruchtgewicht etwa 200 g) werden ungefähr 0,2 l verheizt, das ist ein schlecht gefülltes Viertelliterglas. Bei der Kultur Primel liegen die Energiekosten bei mindestens 30 %. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen, ja sogar oft zwischen den Sorten, sind sicher enorm (1 Grad Celsius weniger sind 10 % Energieersparnis). Das Interesse wächst
Eine Studie der Energieagentur Westeiermark zum Thema „Der Einsatz von erneuerbarer Energie im Gartenbau“ hat gezeigt, dass das Interesse der Gartenbaubesitzer wächst, alternative Energiequellen für die Gewächshausbeheizung einzusetzen. Die Agentur begrüßt es, dass dieser Wunsch „weg vom Öl und Gas“ aus der Praxis kommt.
Die durchgeführten Interviews zeigen das große „Sicherheitsbedürfnis“ nach einem sehr gut funktionierendem Heizungssystem. Zu recht herrscht der Wunsch, über das sensible Thema „Kulturen“ (die Rentabilität der Kulturen muss gewährleistet sein) und Energieeinsparungen unterrichtet zu werden.
Die untersuchten Kulturen wurden bewusst aus dem Blumen- und Zierpflanzenanbau gewählt, da diese Richtung der Gartenbauproduktion in der Steiermark vorrangig ist. Auch ist die Heizsaison in diesem Produktionsbereich über viele Monate notwendig (September bis Ende April), wobei im Unterglasanbau nur wenige Monate mit höheren Temperaturwerten geheizt werden muss. Berücksichtigung fand auch die Ertragseinheit pro m2 Gewächshausfläche, die Altersstruktur der Gewächshäuser, deren Ausstattung mit bzw. ohne Energieschirm, Regelung, die Wärmeübertragung im Gewächshaus und die Entfeuchtung.Was wurde untersucht
Untersucht wurde der Einsatz von Biomasse für die Beheizung der Gewächshäuser hinsichtlich der Anwendbarkeit für den Blumen- und Zierpflanzenanbau wie auch dem Gemüsebau mit der zur Verfügung stehenden Literatur, anhand der Aufzeichnungen von telefonischen Interviews, Gesprächen vor Ort in den Betrieben und den eigenen Vorstudien. Heizen mit Holz
Nach unseren Berechnungen ist die Verwendung von Wald- und Industriehackgut für die Gewächshausbeheizung dann wirtschaftlich, wenn die vorhandene (Öl)heizung aus Altersgründen erneuert werden muss. Wir haben bei unseren Wirtschaftlichkeitsberechnungen den Transport des Brennstoffes, die dazugehörige Logistik, den Platzbedarf und die Kulturabfolge mitberücksichtigt (Literaturhinweis: Hackgutlogistik, Energieagentur Weststeiermark, 2001).
Es lohnt sich auf alle Fälle bei Austausch der alten oder nicht mehr funktionsfähigen Ölheizung, über eine Biomasse Heizung nachzudenken.Heizen mit Biogas
In diesem Fall müssen die erforderliche Heizenergie des Gewächshauses der möglichen Biogaserzeugung nach Menge und Zeit gegenübergestellt sowie die Kosten für die Biogaserzeugung berücksichtigt werden. Wenn in landwirtschaftlichen Betrieben ohnehin Biogasanlagen geplant sind, könnten kleinere Gewächshäuser für die Jungpflanzenanzucht beheizt werden.Auf ‘Nummer sicher’ mit Öl
Gewächshäuser haben einen hohen Wärmebedarf und brauchen über einen bestimmten Zeitraum eine ganz genau definierte Temperatur. Je nach Kulturabfolge muss in einem Gewächshaus in kürzester Zeit die Temperatur angepasst werden. Unvorhergesehene oder nicht geplante Temperaturdifferenzen haben katastrophale wirtschaftliche Folgen für einen Gärtner. Dies ist auch ein wesentlicher Grund, warum sich sehr viele Produktionsleiter für die „sichere“ Ölheizung entscheiden und den erneuerbaren Energieträgern immer noch skeptisch gegenüberstehen. Wettbewerbsfähig mit niedrigen Energiekosten
Eine Informationskampagne und das Aufzeigen von funktionsfähigen, verlässlichen Heizungssystemen auf Basis von erneuerbarer Energie ist notwendig, damit das Vertrauen der Gärtnermeister und Produktionsleiter in diese Technologien gestärkt wird.
Gerade für Gartenbaubetriebe eröffnet dies die Möglichkeit, durch günstige und berechenbare Energiekosten wettbewerbsfähiger zu werden und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Irmtraud Schmid Pribas