Überschüssige Wärme im Sommer kann gespeichert und im Winter zur Beheizung verwendet werden. Durch das geschlossene System wird eine maximale Kontrolle über die Wachstumsfaktoren Luftfeuchtigkeit, Temperatur und CO2 versprochen.
Das Gewächshaus mit dem Namen ‘GeslotenKas’ funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie ein Sonnenkollektor, nur dass überschüssige Wärme nicht im Haus bleibt, sondern tief unter der Erde gespeichert wird. Bei Bedarf kann auf diese Wärme zurückgegriffen werden.
Das geschlossene Gewächshaus verspricht eine Energieeinsparung von 30 % und einen um 20 % gesteigerten Ertrag. Bis zu 40 % der benötigten Energie liefert das System selbst. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln kann laut Hersteller um rund 80 % reduziert werden.Energielieferant Gewächshaus
Ziel des ehrgeizigen Projektes war es, ein Gewächshaus zu entwickeln, das Energie nicht verbraucht, sondern diese selbst liefert.
Um das zu erreichen, wurden verschiedene Technologien von mehreren Firmen zusammengeführt, zwei Jahre lang getestet und verbessert. In Zusammenarbeit mit dem Plant and Environment Research Centre (PPO) wurde ‘GeslotenKas’ in der Versuchsanstalt in Naaldwijk/NL anhand von Tomatenkulturen auf seine Tauglichkeit getestet.
Auf der Messe Horti Fair 2003 in Amsterdam wurde das Klima- und Energiesystem als praxisreif vorgestellt und von der Jury mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Maximale Kontrolle
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei ‘GeslotenKas’ um ein geschlossenes Gewächshaus. Die Lüftungen sind also das gesamte Jahr über zu. Nur dann ist eine maximale Kontrolle des Klimas möglich.
Die geschlossene Lüftung sorgt dafür, dass der Gärtner die Wachstumsfaktoren Luftfeuchtigkeit, Temperatur und CO2 sehr gezielt steuern und das Gewächshausklima optimal kontrollieren kann.
Störfaktoren von außen können minimiert und der Krankheitsdruck dadurch besonders gering gehalten werden.Geschlossene Lüftung
Die Wärme, die durch die Sonneneinstrahlung im Haus entsteht, wird im Normalfall über die Lüftung wieder abgeleitet, um Stress für die Pflanze zu vermeiden.
Innogrow meint dazu: Warmluftabfuhr gehört der Vergangenheit an. Im ‘GeslotenKas’ wird die warme Luft durch Wärmespeicher in warmes Wasser umgewandelt und kann dadurch in kühleren Perioden, z. B. im Winter, für die Beheizung genutzt werden.
Die überschüssige Wärme wird im Sommer an das Grundwasser abgegeben und in einer Tiefe von 30 bis 200 Metern gespeichert. Da Grundwasser praktisch fast nicht fließt, bleibt die Wärme auch dort erhalten. Innogrow rät dazu, das Wasser in verschiedenen Tiefen zu speichern.Nicht mehr als 25 °C
Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Temperatur im geschlossenen Gewächshaus maximal 25 °C erreicht, was in herkömmlichen Gewächshäusern kaum zu erzielen ist. Dazu wird gekühltes Wasser verwendet, das ebenfalls gespeichert wird.
Die Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 75 und 90 %.Reserve für den Winter
Im Winter, wenn Sonne und Wärme knapp sind, wird auf die gespeicherten Reserven zurückgegriffen. Das Grundwasser wird dazu hochgepumpt und die Temperatur des Heizwassers über eine Wärmepumpe erhöht.
Die Luftheizung besteht aus Folienschläuchen, die einen Durchmesser von bis zu 80 cm haben und mit Löchern versehen sind. Die Folienschläuche werden unter der Kultur angebracht und sind mit Ventilatoren ausgestattet, welche die warme Luft darin verteilen. Diese kann aus den Löchern leicht austreten und zu den Pflanzen aufsteigen.
Die Luft-Wärmetauscher sind aber nicht nur für Heizzwecke geeignet. Dank dem Aufbau aus mehreren Komponenten kann mit ihnen auch entfeuchtet bzw. gekühlt werden.
Das Kondenswasser wird in dem geschlossenen System aufgefangen und kann wiederverwendet werden. Der Wasserverbrauch kann dadurch um rund 50 % verringert werden.Hohe CO2-Konzentration
Durch die Lüftung geht normalerweise ein großer Teil von CO2 verloren. Nicht so im ‘GeslotenKas’.
Die verbesserten Erträge (um bis zu 22%) erklärt der Hersteller großteils mit der CO2-Konzentration, die komplett steuerbar ist. Eine konstante CO2-Konzentration von 1.000 ppm und mehr gibt er als realistisch an.
Das geschlossene Gewächshaus ist also besonders für Kulturen interessant, bei denen CO2 einen entscheidenden Wachstumsfaktor darstellt, wie z. B. Tomaten, Gurken oder Paprika.
In Zukunft soll das System auch für den Zierpflanzenbau adaptiert werden.Der Praxisversuch
Vergangenes Jahr wurde ‘GeslotenKas’ in einem Tomatenbetrieb realisiert. Erste Ergebnisse liegen bereits vor:
Im Gartenbaubetrieb Themato in Berkel en Rodenrijs/NL wurde das neue System auf seine Praxistauglichkeit hin getestet. Dazu wurden 1,4 ha des insgesamt 5,4 ha großen Betriebes in ein geschlossenes Gewächshaus umgerüstet. Seit dem Frühjahr 2004 werden auf dieser Fläche Tomaten herangezogen.
Im ersten Jahr des Versuches wurde eine Energieeinsparung um 15 %, im Jahr 2005 um 33 % gemessen. Der Erdgasverbrauch reduzierte sich laut Hersteller von 3,2 Mio. m³ auf 2,8 Mio. m³.
Der Ertrag wurde im Jahr 2004 um 10 % gesteigert, im darauf folgenden Jahr sogar um 22 %.Neu bauen oder adaptieren
Das geschlossene Gewächshaus produziert so viel Energie, dass Überschüsse anfallen. Damit können z. B. herkömmliche ‘offene’ Gewächshäuser beheizt werden. Eine andere Möglichkeit ist der Verkauf dieser Energie.
Laut Hersteller muss man das Gewächshaus nicht neu bauen. Auch bestehende Häuser können zum ‘GeslotenKas’ umfunktioniert werden, sofern die Lüftung geschlossen bleibt.