Die strahlungsspezifischen Eigenschaften sind bei der Beurteilung und Wahl einer Folie als Gewächshausbedachung besonders wichtig. Durch die Zugabe von Additiven kann der Licht-Spektralbereich heute gezielt gesteuert werden, ob PAR-, Infrarot- oder Ultraviolettstrahlung.
PAR für frisches Grün. Für das menschliche Auge ist Licht als Strahlung von 380 bis 780 nm sichtbar. Pflanzen nutzen nur den Bereich zwischen 400 und 720 nm für die Photosynthese. Davon leitet sich der Name photosynthetisch aktive Strahlung (PAR-Strahlung) ab. Darüber hinaus werden aber auch andere Strahlungsbereiche von Pflanzen für bestimmte Zwecke genutzt.
Neben der PAR-Durchlässigkeit von Folien spielt die UV-Strahlungsdurchlässigkeit eine entscheidende Rolle. Dabei gilt es, kurzwellige UV-B-Strahlung (300 bis 315 nm) und langwellige UV-A-Strahlung (315 bis 380 nm) zu unterscheiden. Letztere ist bei Menschen für die Alterung der Haut verantwortlich, wogegen UV-B- Strahlung unsere Haut bräunt bzw. verbrennt.
Kompakt mit UV-B. UV-A-Strahlung wirkt sich bei Pflanzen nicht auf das vegetative Wachstum, sondern auf eine mögliche Förderung der Blütenbildung aus. Größere Bedeutung wird aber der UV-B-Strahlung beigemessen.
Diese kann beispielsweise zur Wachstumsregulierung eingesetzt werden, wobei hier das Verhältnis von UV-A- zu UV-B-Strahlung entscheidend ist.
UV-B-durchlässige Folien haben eine streckungshemmende Wirkung auf bestimmte Pflanzenarten. Das hat einen besonders kompakten Wuchs zur Folge, der bei vielen Arten erwünscht ist. Es werden kürzere Haupt- und mehr Seitentriebe gebildet. Dabei muss man allerdings mit einer etwas verzögerten Blüte – speziell in strahlungsarmen Monaten – rechnen.
Die Reduktion der Pflanzenhöhe ist hingegen besonders im Frühling zu beobachten, wenn die Einstrahlung noch nicht so hoch wie im Sommer ist. Das kommt sowohl Beet- und Balkonpflanzen als auch Baumschulgehölzen zu gute, da durch die UV-B-Strahlung neben Kompaktheit auch die Abhärtung der Pflanzen gefördert wird.
Von Hummeln und Pilzen. Bekannt ist außerdem, dass UV-B-Licht die Farbe von Blättern, Blüten und Früchten beeinflusst. Bei bestimmten Kulturen werden die Farben intensiver (z. B. bei Pelargonien) bzw. werden unter der entsprechenden Folie Farben ausgebildet, die sonst fehlen würden (z.B. bei Rosen).
Nicht nur Pflanzen, sondern auch Insekten benötigen UV-Strahlung – und zwar zur Orientierung. Das gilt für Nützlinge, wie z. B. Hummeln, die die Pflanzen bestäuben, gleichermaßen wie für Schädlinge.
Die Filterung von UV-B-Strahlung kann auf einem anderen Gebiet nützlich sein: Bestimmte Pilzarten benötigen genau diese Strahlung zur Sporulation. Durch eine Filterung der entsprechenden Strahlungsbereiche kann die Sporulation gesenkt werden.
IR für höhere Erträge. Während die Durchlässigkeit für PAR-Strahlung möglichst groß sein soll, sind große Mengen an IR-Strahlung (Infrarot) tagsüber unerwünscht.
IR-Strahlung ist langwellig und für den Anstieg der Temperatur im Gewächshaus verantwortlich. Durch die Beigabe von Ethylenvinylacetat wird die Durchlässigkeit dafür vermindert. Auf diese Weise gelangt am Tag weniger Wärmestrahlung ins Gewächshaus, und die Temperatur kann somit gesenkt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von thermischen Folien. Der positive Effekt beschränkt sich aber nicht nur auf den Tag, auch nachts sind solche Folien von Vorteil. Indem die IR-Strahlung nachts zurückgehalten wird und länger im Gewächshaus bleibt, ist die Abkühlung geringer und die Temperaturkurve stabiler. Das sorgt nicht nur für niedrigere Heizkosten, sondern auch für stärkere Pflanzenaktivität und damit höhere Erträge.
Kühlen mit Farbpigmenten. Folien, die mit Farbpigmenten versehen werden, kommen vor allem in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung zum Einsatz. Abhängig von Dicke und Farbe der Schicht kann die auftreffende Strahlung verändert werden. Die sog. Interferenzfolien zeichnen sich durch Kühlungs- und Schattierwirkung aus und können auch in unseren Breiten bei extremen Temperaturen sinnvoll eingesetzt werden.
Beschränkte Lebensdauer Eines der entscheidendsten Kriterien für die Lebensdauer einer Folie ist die Minderung der Lichtdurchlässigkeit. Die Angaben der Hersteller zur Transparenz beziehen sich auf den Auslieferungszustand. Je nach Material und Standort vermindert sich die Transparenz allerdings. Ursache dafür sind Witterungs- und Strahlungseinflüsse. Bei der Wahl der Folie sollte diese Tatsache also nicht außer Acht gelassen werden.
Strahlungsarten
Sichtbare Strahlung: Wellenlänge 380 - 780 nm
PAR-Strahlung: Wellenlänge 400 - 720 nm, wird von den Pflanzen zur Photosynthese benötigt
UV-Strahlung: Wellenlänge: 300 - 400 nm, verstärkt Farbe, Aroma und Kompaktheit
Infrarot-Strahlung: Wellenlänge 700 - 2500 nm, ist für die Erwärmung der Luft verantwortlich