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Heimische Gehölze aus frischeren Lebensbereichen sollten in parkähnlichen Strukturen oder Pflanzgruben mit optimiertem Substrat Platz finden wo sie einen großen Beitrag zur Kühlung leisten können © Siti Aishah/Shutterstock.com

Forschungsauszeichnung

Der Kühleffekt von Stadtbäumen im Blickpunkt

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 25.08.2021 - 12:33

Der Camillo-Schneider-Preis ist ein Nachwuchsförderpreis für wissenschaftliche Arbeiten zur Gehölzkunde (Dendrologie) und soll einen Anreiz zur Bearbeitung gehölzkundlicher Themen für Studierende und Doktoranden geben. Mit der Verleihung will die Deutsche Dendrologische Gesellschaft e. v. (DDG) einen Beitrag zur Erhaltung, Nutzung und dem Schutz von Gehölzen leisten.

Orientieren am ursprünglichen Lebensbereich

Die Vorzüge der urbanen Vegetation erfahren immer mehr Wertschätzung, da die Besorgnis über den Klimawandel und die weltweite Verstädterung zunimmt. Zugleich steigt die Notwendigkeit gerade zur Verwendung im Straßenraum auf trockenheitstolerante Gehölze zurückzugreifen, die mit der steigenden Dürre zurechtkommen. Die Anpassungen an Trockenheit können aber in einer geringeren Biomasseproduktion resultieren und so die Transpiration und Kühlleistung verringern. 

Dr. Laura Stratópoulos-Le Chalony hat sich in ihrer Dissertation an der HWST Weihenstephan-Triesdorf zum Thema „'Klimabäume' für die Stadt. Über die Rolle einer angepassten Arten- und Sortenwahl für die Kühlleistung von Straßenbäumen.“ mit dem möglichen Zielkonflikt beschäftigt. Sie führte in München einen zweijährigen Baumschulversuch mit Wasserverbrauchs- und Biomassemessungen an sechs häufig gepflanzten Arten und Sorten aus unterschiedlich trockenen Lebensbereichen durch.

In der Untersuchung stellte sich heraus, dass vermehrtes Pflanzen von trockenheitsadaptierten Gehölzen zu einer verringerten Kühlleistung führen wird. Allerdings stellten sich bei intensiver Trockenheit bestimmte Anpassungen wie das hohe Investieren in Wurzelbiomasse) als unverzichtbar heraus, um gesunde Blätter bis in den Herbst zu tragen und so die Kühlleistung konstant aufrechtzuerhalten.

Als nützliches Kriterium für die Bewertung der Trockenheitstoleranz und des Kühlpotenzials stellte sich der ursprüngliche Lebensbereich heraus. Gehölze aus trockenen Lebensbereichen sind für hochversiegelte Wuchsorte zu bevorzugen. Dort können sie aufgrund ihrer Anpassungen eine zwar geringe aber konstante Kühlleistung erbringen. Heimische Gehölze aus frischeren Lebensbereichen sollten in parkähnlichen Strukturen oder Pflanzgruben mit optimiertem Substrat Platz finden. Sie können dort einen hohen Beitrag zur Stadtkühlen leisten. Dr. Stratópoulos-Le Chalony empfiehlt eine weiter Forschung zum Thema um so die genetische Vielfalt zu erhöhen und so die Widerstandsfähigkeit innerstädtischer Pflanzenbestände zu erhöhen.

Den Wert von Baumveteranen aufzeigen

Nur in Ausnahmefällen verliehen und heuer erstmalig vergab die DDG einen Sonderpreis für eine weitere eingereichte Arbeit, die für die Anliegen der DDG als besonders geeignet erschien. Die Preisträgerin 2021 ist Anna Riedenklau für ihre Masterarbeit „Die Entwicklung eines Erfassungs- und Bewertungsbogens für alte Bäume zur Beurteilung ihres ästhetischen, ökologischen und kulturellen Wertes.“ am Institut für Forstbotanik und Forstzoologie der Technischen Universität Dresden.

Alte Bäume haben eine starke Faszination für den Menschen, neben ihrer Dimension ist es ihr unglaubliches Alter, das zur Bewunderung und ihrer Wirkung beiträgt. Aufgrund von hohen Sicherheitserwartungen verringert sich die Anzahl von wirklich alten Bäumen in Deutschland aber immer mehr. Aber wie kann man den Wert dieser Bäume definieren? Gemeinsam mit ihrem Betreuer Prof. Dr. Andreas Roloff entwickelte Riedenklau deshalb einen Schnellerfassungsbogen sowie einen ausführlichen Erfassungsbogen an 30 Individuen der langlebigen Baumarten Eibe, Eiche und Linde. Die Arbeit soll dazu beitragen, das Bewußtsein für die Erhaltung und Entwicklung alter Bäume in Deutschland weiter zu erhöhen.


Quelle: DDG