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Grün trotz Hitze

Ein Artikel von MMag. Renate Stoiber | 04.04.2016 - 14:06
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Rasenmischung ist nicht gleich Rasenmischung – das ist schon am Preis erkennbar. Im Handel gibt es eine breite Auswahl zwischen einem billigen Sack im Großformat und der Qualitätsmischung im Karton. Der Konsument greift nicht selten zum Angebot. Eine schnelle Begrünung scheint die Entscheidung zu bestätigen, doch spätestens bei intensiver Nutzung und langer Hitze trennt sich die Spreu vom Weizen.

Grün muss nicht gut sein

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Bei günstigen Angeboten wird oft mit den Worten „strapazierfähig“ oder „pflegeleicht“ geworben, diese sind jedoch keiner gesetzlichen Regelung unterworfen. Häufig besteht die Mischung dann nicht zu einem Großteil aus trittfesten Gräsern, sondern aus landwirtschaftlichen Futtergräsern.

Durch das schnelle Wachstum sieht der Rasen schon nach kurzer Zeit schön grün aus, allerdings verdrängen diese die langsamer wachsenden Rasengräser. Sie sind weniger belastbar und vertragen den regelmäßigen Schnitt nicht. Nach der Hitzeperiode bleiben Löcher in der Fläche zurück, die sich schnell mit Wildkräutern wie Löwenzahn füllen, die dann nur schwer wieder zu verdrängen sind.

Nachhaltig ist teurer

Solche Qualitätsmängel werden von der deutschen Rasengesellschaft (DRG) bestätigt: Arten wie Einjähriges Weidelgras (Lolium multiflorum), Welsches Weidelgras (Lolium westerwoldicum) oder Wiesenschwingel (Festuca pratensis) garantierten zwar eine schnelle Begrünung, seien jedoch für eine gute, nachhaltige Rasenqualität eher abträglich. Sie dienen lediglich dazu, die Rasenmischung billig zu machen.

Der Anbau und die Ernte der hochwertigen Rasensorten sind aufwändiger und der Samenertrag ist in den meisten Fällen geringer, sodass der Preis für diese Qualitätssorten deutlich höher liegt. Der Mehrpreis für diese Mischungen lohnt sich in der Regel, denn die Basis für einen guten Rasen wird mit dem Saatgut gelegt.

Etikett gibt Aufschluss

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Zur Beurteilung und Bewertung einer Rasenmischung ist die Kennzeichnung der jeweiligen Mischung gesetzlich vorgeschrieben. Bei „Billigmischungen“ sind die Angaben auf dem Folienbeutel aufgedruckt, bei den hochwertigen Mischungen sind die Angaben dem grünen Etikett (am Packungsboden) zu entnehmen. Hier kann die Zusammensetzung der Mischung geprüft werden, in Gewichtsprozent sollten die darin vorkommenden Arten (und sogar die Sorten) aufgelistet sein.

Auf dem grünen Etikett befindet sich auch die Angabe des Rasentyps mit entsprechender RSM (Regel-Saatgut-Mischung)-Nummer. Diese Bezeichnung garantiert eine unabhängige Prüfung der Zusammensetzung auf den Nutzungszweck und ist ihr Qualitätsmerkmal.

Wer einen strapa­zier­­fähigen Rasen (z. B. für Kinder) anlegen will, sollte auf der Liste in erster Linie die drei wichtigsten Gräser wiederfinden: Wiesen-Ris­pengras (Poa pratensis), Ausdauerndes Weidelgras (Lolium per­enne) und Arten der Rotschwingel-Gruppe (Festuca rubra agg.).
Für Sonderstandorte (z. B. Schattenbereiche) werden dann weitere Arten wie Hainrispengras (Poa nemoralis) und ­Läger-Rispengras (Poa supina) hinzugefügt.

Welche Nutzung ist geplant?

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Die erste Überlegung sollte sich um die geplante Verwendung des Rasens drehen. Soll es ein Gebrauchsrasen oder ein Zierrasen sein? Soll ein Sportplatz entstehen oder ein Parkplatz begrünt werden? Ist eine Landschaftsaufwertung gewünscht? Hier kann die RSM-Einteilung weiterhelfen. Es werden 21 Regel-Saatgut-Mischungen unterschieden.

Für einen Standard-Hausrasen, oder auch eine Spiel- und Liegewiese eignet sich besonders RSM 2.3 (Gebrauchsrasen Spielrasen). Bei Rasen für öffentliche Grünflächen und Wohnsiedlungen mit geringer Pflegeintensität bietet sich RSM 2.4 (Gebrauchsrasen Kräuterrasen) an.

Bei einem durch Kinderspiel beanspruchten Rasen ist die Tritt­festigkeit und Regenerations­fähigkeit natürlich mehr gefordert als bei einem reinen Zierrasen. Dementsprechend werden die Gewichtungen der Gräserarten angepasst: Ein strapazierfähiger Rasen verfügt über einen höheren Anteil an trittfester Wiesenrispe, während ein ­extensiv genutzter Tro­ckenrasen einen hohen Schwingelanteil aufweist. Eine Patentmischung für alle besonnten ­Flächen gibt es also nicht.

Pflege ist notwendig

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Um eine regelmäßige Bewässerung in den Sommermonaten wird man trotz der genauen Auswahl des Saatgutes nicht herumkommen. Der Hitzestress kommt durch geringen Wasser- und Nährstoff­transport zustande, mit dem richtigen Schnitt, mit Bewässerung und Düngung kann man den Effekt aber deutlich abmildern.

Gießen zur Tageszeit sollte vermieden werden, da das Wasser zum bekannten Brennglaseffekt auf dem Rasen führt. Beim abendlichen Bewässern stellt sich das Problem des ungenügenden Abtrocknens in der Nacht, deshalb ist der automatischen Bewässerung am frühen Morgen der Vorzug zu geben.

Regelmäßiges Mähen fördert die Verzweigung der Gräser, der Rasen wird dadurch dichter, allerdings ist die richtige Schnitthöhe zu beachten. Es sollte nie mehr als ein Drittel der Halmlänge abgeschnitten werden, da sonst die Gräser geschwächt werden.

Nahrung durch Dünger

Rasengräser brauchen eine dauernd gleichmäßige Ernährung, die Verwendung von Dünger mit Langzeitwirkung ist wichtig. Dieser versorgt die Gräser über einen längeren Zeitraum gleichmäßig mit den Grundnährstoffen.

Stickstoff sorgt für ein kräftiges Wachstum der Grünteile, Phosphor ist Energieträger und fördert das Wurzelwachstum. Kalium fördert die Resistenz gegen Krankheiten und stärkt die Pflanze. ­Magnesium und Eisen sind wichtig für die Bildung von Blattgrün.

Die wichtigste Düngung erfolgt im Herbst, durch Kalium-betonten Dünger wird der Rasen gegen Frost und Trockenheit gestärkt. Dadurch können die Gräser gestärkt und gesund im Frühling wieder neu austreiben.

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