Buchs als Einfassungselement ist besonders aus den historischen Gartenanlagen nicht wegzudenken. Vor allem in den vergangenen Jahren stand der dekorative Buchs aufgrund eingeschleppter Krankheiten häufig in den Schlagzeilen der Fachmedien. Je nach regionaler und klimatischer Situation bedrohen den Buchs verschiedene Schädlinge und Krankheiten. In Österreich ist, wie Dr. Peter Fischer-Colbrie, Ehrenpräsident der Österreichischen Gartenbaugesellschaft, hinweist, vor allem der Buchsbaumzünsler eine ernste Bedrohung in der Gartengestaltung, in Norddeutschland wiederum wird der Buchs häufig von Krankheiten mit Triebsterben und Blattfall heimgesucht, wie es vor allem durch den Befall mit Pilzen wie Cylindrocladium buxicola oder Volutella buxi geschieht.
Kategorisiert man den möglichen Schädlings- und Krankheitsbefall von Buchs, so lässt sich dieser laut dem Fachkundigen DI Jürgen Schlenz vom Baumschul -Beratungsring Weser-Ems e.V./D in die Bereiche abiotische Schäden, Buchs-Schädlinge und -Krankheiten untergliedern (siehe Tabelle).
Fachgerechte Pflege beugt gegen Krankheiten vor
Um die Gefahr eines Befalls mit Schädlingen bzw. einer Krankheit zu minimieren, ist Vorbeugung durch fachgerechte Pflege der Pflanzen Voraussetzung. Diese beginnt bereits bei der Wahl des richtigen Standortes. Der Buchs bevorzugt halbschattige Lagen und kalkhaltige sowie durchlässige Böden. Stauende Nässe ist unbedingt zu vermeiden.
Weiters ist es empfehlenswert, den Schnittzeitpunkt möglichst bei bedecktem Himmel und nicht zu hohen Temperaturen zu wählen, um einen Sonnenbrand und somit das Austrocknen der Blätter zu vermeiden. Als Schnittwerkzeug ist eine gut geschliffene Schere aufgrund ihres glatten Schnittes den motorgetriebenen Heckenscheren vorzuziehen. Grobschnittmaßnahmen sollten vor der Vegetationsperiode durchgeführt werden, den Formschnitt kann man auch während der Vegetationsperiode setzen. Da alle Schnittmaßnahmen belastend auf die Pflanze wirken, sollte man für niedrige Heckenelemente vor allem langsamwüchsige Buchssorten wie z. B. ‘Blauer Heinz‘ wählen. Im Frühjahr empfiehlt es sich, Buchspflanzen im Freiland mit Dünger oder Kompost zu versorgen. Um Pilzkrankheiten und Verbrennungen auszuschließen, gießt man am besten nur mäßig und vor allem nicht über das Laub.
Maßnahmen gegen Schädlingsbefall
Der seit wenigen Jahren aus Ostasien eingeschleppte Kleinschmetterling (Diaphania perspectalis), bei uns als Buchsbaumzünsler bekannt, bedroht mittlerweile die europäischen Buchsbaumkulturen massiv und breitet sich auch in Österreich in besorgniserregender Geschwindigkeit aus, weswegen diesem Schädling an folgender Stelle besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Einschleppung des Zünslers erfolgte vermutlich durch den weltweiten Handel mit Pflanzen.
Charakteristika des Zünslers
Der Buchsbaumzünsler überwintert als Raupe in einem Kokon. Ab Mitte März nimmt er ab Temperaturen über 7° C seine Fraßtätigkeit wieder auf. Die bis zu 5 cm lange Raupe ist an ihrer hell- bis dunkelgrünen Färbung mit schwarz-weißen Streifen, weißen Borsten und einer schwarzen Kopfkapsel zu erkennen. Bis zur Verpuppung durchläuft die Raupe eine mehrwöchige Wachstumsphase mit sechs Larvenstadien.
Als Puppe verbirgt sie sich gut getarnt in dichten Gespinsten im Inneren der Buchsbaumpflanzen. Aus der Puppe schlüpft zuletzt der erwachsene Schmetterling. Dieser hat eine Flügelspannweite von 4 bis 5 cm. Die seidig weiß gefärbten Flügel besitzen eine breite, braune Umrandung. Diese besitzen eine Lebenszeit von nur einigen wenigen Tagen, welche der Paarung und anschließenden Eiablage dient. In Mitteleuropa können die Buchsbaumzünsler zwei bis drei Generationen im Jahr ausbilden. Dadurch tritt häufig eine zeitliche überlappung bei den Entwicklungsstadien auf, sodass auf einem befallenen Strauch zeitgleich alle Entwicklungsstadien existent sein können.
Schadbild des Zünslers und Bekämpfung
Der Zünsler ist durch das Fraßbild an den Blättern sowie an den Zweigen und der Rinde erkennbar. Bei den Blättern bleiben oft nur die Blattadern übrig. Die Pflanzenteile oberhalb der Fraßstellen an den Zweigen und der Rinde sterben ab. Auch seine Gespinste, in welchen unzählige grünliche Kotkrümel zu finden sind, können als eindeutiges Erkennungsmerkmal für einen Zünslerbefall gewertet werden. Allgemein bekommen die Kulturen eine hellbeige Färbung und sind mit Spinnfäden der Raupen durchzogen.
Die Bekämpfung des Buchsbaumzünslers gestaltet sich aufwändig und ist nur dann effizient, wenn sie auch fachmännisch durchgeführt wird. Ab März sollten Buchsbäume auf die erwähnten Schadbilder hin kontrolliert werden. Je früher ein Befall erkannt wird, desto besser kann ein intensives Auftreten des Schädlings verhindert werden.
Bei einem leichten Befall ist es möglich, die Raupen händisch aufzusammeln bzw. die betroffenen Zweige und Äste abzuschneiden. Auch das Abspritzen der Pflanze mit Hochdruck mit anschließendem Aufsammlen der abgefallenen Raupen ist eine wirksame Bekämpfungsmöglichkeit. Vor allem auf eine ordnungsgemäße Entsorgung des aufgesammelten Materials, bei welcher eine rasche Schädlingsvernichtung durch Hitze erfolgt, ist zu achten. Somit kann ausgeschlossen werden, dass die nächste Generation aktiv werden kann.
Schädlingsbekämpfungsmittel
Wenn der Befall bereits stärker ist, müssen Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz kommen. Empfohlen werden hier biologische Präparate wie Bazillus thuringiensis wie z. B. XenTari. Ebenso Verwendung finden die Bekämpfungsmittel Schädlingsfrei Careo, Schädlingsfrei Parexan und Bayer Garten Schädlingsfrei (Zulassungsstand Feb. 2013).
Für den Haus- und Kleingartenbereich geeignet sind auch natürliche Pyrethrum-Präparate wie „Bellaflora Biogarten Schädlingsfrei“ und „Neudorff Spruzit Schädlingsfrei“, welche den giftigen Wirkstoff sehr schnell abbauen.
Für den professionellen Gartenbau werden von Schlenz vom Baumschulberatungsring Weser-Ems außerdem u. a. die Mittel Bulldock, Decis flüssig, Karate Zeon, Mavrik und TrafoWG genannt. Diese Mittel haben nur eine Kontakt- oder Fraßwirkung, ohne dass die Wirkstoffe durch die Pflanze systemisch aufgenommen werden würden.
Bei der Behandlung ist auf eine gute Benetzung aller Pflanzenteile, besonders auch im Pflanzeninneren, zu achten.
Weitere Befallsrisiken
Neben dem detailliert beschriebenen Schädlingsbefall von Buchskulturen durch den Buchsbaumzünsler bedeuten vor allem auch die Pilzkrankheiten Cylindrocladium buxicola und Volutella buxi eine wachsende Bedrohung für die heimischen Kulturen.
• Cylindrocladium buxicola
Vor allem die norddeutschen Regionen sind vom Befall mit Cylindrocladium buxicola sehr stark betroffen und auch in Österreich breitet sich dieser rapide aus.
Optimale Infektionsbedingungen liegen für den Pilz Cylindrocladium buxicola bei Temperaturen ab 20 °C sowie bei einer hohen Feuchtigkeit mit einer mehrstündig andauernden Blattnässe. Der Pilz dringt durch die unversehrte Cuticula in das Blatt der gesunden Pflanze ein. Braune Blattflecken, dunkle Stellen an den Trieben, Blattfall und weißer Pilzrasen blattunterseits sowie rascher Blattfall sind Kennzeichen eines Befalls. Charakteristisch sind die 1 bis 2 cm langen, fast schwarzen, streifenförmigen Läsionen an den Trieben. Die Dauersporen des Pilzes können auf abgestorbenem Pflanzenmaterial mehrere Jahre überleben. Vorbeugen kann man durch eine sorgfältige Sortenauswahl und deren Pflanzung an lockeren und luftigen Standorten. Flächige Anpflanzungen sollten gemieden werden. Außerdem ist bei der Pflege auf Hygiene zu achten. Eine chemische Vorbeugung ist dem Profibereich vorbehalten. Empfehlungen wurden vom Baumschulberatungsring Weser-Ems gegeben – siehe untenstehendes Download-Dokument.
• Volutella buxi
Der Pilz Volutella buxi besitzt ähnliche Infektionsbedingungen wie Cylindrocladium buxicola, weshalb die Befürchtung eines zukünftig gleichzeitigen Auftretens beider Pilzerkrankungen nicht unbegründet ist. Volutella buxi ist als Schwächeparasit einzustufen und deutlich weniger aggressiv als Cylindrocladium buxicola. Unterscheidbar sind die beiden Erkrankungen durch ihre Befallssymptome.
Die fahlgrün verfärbten Blätter vertrocknen und der Trieb stirbt ganz ab, jedoch erfolgt kein Blattfall im Gegensatz zu Cylindrocladium. Weitere Merkmale sind rosa-orange vefärbte Sporenlager an der Blattunterseite und krebsartige Wucherungen, die am Ansatz stärkerer Triebe auftreten. An diesen Stellen schält sich auch die Rinde ab.
Bekämpft werden kann diese Krankheit bei einem starken Befall durch Kupferfungizid. Vorbeugend empfiehlt es sich, Pflanzenfungizide einzusetzen und nach Nässeperioden Fungizide zur Behandlung gegen Rostpilze an Zierpflanzen zu verwenden.
Versuche zur Sortenempfindlichkeit
Aufgrund des bereits erwähnten Krankheitsdrucks durch Cylindrocladium buxicola betreibt die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn der Landwirtschaftskammer Niedersachsen/D unter der Leitung von Björn Ehsen bereits seit 2007 laufend Sichtungen zur Sortenempflindlichkeit von Buchs.
Zum Vergleich der Empfindlichkeit gegenüber Cylindrocladium buxicola wurde auf einer Freilandfläche mit hohem natürlichem Befallsdruck ein Sortiment von 15 schwachwüchsigen Buxus-Sorten aufgepflanzt, in Heckenform geschnitten und zwischen 2007 und 2009 auf ihren Befall untersucht. Zusätzlich wurden sechs andere, schwachwüchsige immergrüne Gehölzgattungen bzw. -arten aufgepflanzt und ebenfalls auf ihre Wachstumsdichte (Heckeneignung) bonitiert. Die Versuchsfrage, welche als Anlass für die Sichtungen formuliert worden war, lautete: Sind andere schwachwüchsige Buxus-Sorten weniger empfindlich gegen das Buchsbaumsterben (Cylindrocladium buxicola) als der als „Einfassungsbuchs“ bekannte B. sempervirens ’Suffruticosa’? Sind diese ebenso gut geeignet für niedrige Einfassungen und gibt es andere immergrüne Gehölz-Alternativen?
Ergebnisse
Die als zwei- oder dreijährige Jungware aus vier Baumschulen beschafften Versuchspflanzen wurden in dreifacher Wiederholung zu je neun Pflanzen in Reihe aufgepflanzt und nach Bedarf ein- oder zweimal pro Jahr streng zu einer schmalen, niedrigen Hecke geschnitten. Durch vor der Pflanzung eingearbeitetes, befallenes Pflanzenmaterial waren die Versuchspflanzen einem hohen, aber nicht unnatürlichen Befallsdruck ausgesetzt. Jeweils drei Pflanzen pro Sorte wurden separat aufgepflanzt, um zu beobachten, ob sie womöglich schon infiziert angeliefert wurden. Diese Pflanzen blieben aber während der ganzen Versuchszeit gesund.
In einem Folgeversuch wurden auch die gängigen stärker wüchsigen Buxus-Sorten sowie andere stärker wüchsige Immergrüne zur Testung aufgepflanzt. Es bestätigt sich bisher die allgemeine Beobachtung, dass diese Buxus-Sorten unempfindlicher gegenüber Cylindrocladium-Befall sind. Es gab starke Unterschiede im Grad der Befallssymptome: die Sorte B. sempervirens ’Suffruticosa’ war am stärksten befallen, am gesündesten waren B. microhylla ’Herrenhausen’, B. microphylla ’Brno’ (Findling von Heinz Drath aus dem Bot. Garten Brünn) und B. microphylla var. koreana.
B. microphylla ’Herrenhausen’, B. microphylla ’Brno’, B. sempervirens ’Globosa’ und B. x ‘Green Gem’ ließen sich durch Schnitt gut zu schmalen Hecken heranziehen.
Buxus-Alternativen
Von den Buxus-Alternativen erfüllten Thuja occidentalis ’Tiny Tim’, Ilex aquifolium ’Heckenzwerg’ und Taxus baccata ’Renke’s Kleiner Grüner’ (Selektion der Baumschule zur Mühlen, Bad Zwischenahn/D) am besten die Funktion einer durch Schnitt dichten, schmalen Heckenpflanze. Nur durch ihre andersartige Belaubung stellen sie jedoch aus gestalterischer Perspektive keinen vollwertigen Ersatz für einen niedrigen Einfassungsbuchsbaum dar. Als Fortsetzung sind weitere Sortenvergleiche mit einem noch größeren Sortenspektrum geplant. Die Pflanzen sollen im Frühjahr 2014 ausgepflanzt und ihre Empfindlichkeit gegenüber Cylindrocladium buxicola getestet werden. Auch Pflanzungen mit Alternativpflanzen werden neben den Sortenvergleichen wieder durchgeführt werden, eventuell mit dem Zwergrhododendron sowie immergrünen Berberis-Zwergsorten.