Seit langem wird eine Diskussion um den Abbau und die Verwendung von Torf als gärtnerisches Kultursubstrat geführt. In dieser auch öffentlich geführten Diskussion gibt es die Seite der Kritiker und die der Befürworter des Torfabbaus. Torf ist aufgrund seiner bislang unerreicht guten Substrateigenschaften scheinbar unverzichtbarer Hauptausgangsstoff für gärtnerische Substrate. Kritisiert wird, dass durch den Torfabbau der Lebensraum Moor zerstört und der Artenvielfalt so entgegengewirkt wird. Alternative Substratausgangsstoffe ohne diesen Problemhintergrund können z.B. Produkte aus Kokosfasern sein. Diese weisen zwar gute, aber nicht identischen Substrateigenschaften zu Torf auf. Allerdings müssen Kokosprodukte über eine weite Strecke von Indien/Sri Lanka nach Europa transportiert werden, der Weg für Torf ist um ein vielfaches kürzer.
In diesem Zusammenhang stellt sich neben der Eigenschaftsfrage von Substraten immer häufiger die Frage der nachhaltigen Umweltverträglichkeit der verschiedenen Substratkomponenten. Einen möglichen Untersuchungsansatz bieten hier Ökobilanzen.
Als Ökobilanz wird nach EN ISO 14044:2006 verstanden:
„Zusammenstellung und Beurteilung der Input- und Outputflüsse und der potentiellen Umweltwirkungen eines Produktsystems im Verlauf seines Lebensweges.“
Die Ökobilanz nach DIN-ISO 14044 muss die folgenden Bestandteile enthalten:
- Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens
- Sachbilanz
In der Sachbilanz werden Aussagen über den erfassten Produktlebensweg gemacht. Die Ressourcenverbräuche (Inputs) werden dem Nutzen (funktionelle Einheit) bzw. den damit verbundenen Emissionen (Outputs) gegenübergestellt. Dabei bleibt die Sachbilanz rein beschreibend und verzichtet auf eine explizite Wertung. Jedoch beinhaltet jede Sachbilanz implizite Wertungen, die sich aus den vorher definierten Systemgrenzen, Abschneidekriterien und Einschränkungen ergeben.
Im Beispiel Substratkomponenten würde für Torf (s. Tab. 1) eine Sachbilanz folgende Aspekte beinhalten, die letztendlich noch mit Zahlen gefüllt werden muss.
- Wirkungsabschätzung
- Auswertung
Aus diesen Ergebnissen werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen entwickelt und ein Bericht verfasst. Die Bewertung ist der am Stärksten subjektiv geprägte Teil einer Auswertung, da hier eine Gewichtung der einzelnen Umweltauswirkungen stattfindet. So kann z.B. die Frage, ob das Treibhauspotenzial eine größere Bedeutung hat, als das Versauerungspotenzial höchstens auf einer politisch-gesellschaftlichen Ebene entschieden werden. Für die Veröffentlichung einer Ökobilanz ist gemäß ISO 14040 und ISO 14044 stets eine kritische Nachprüfung eines unabhängigen Gutachters notwendig.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Instrument Ökobilanz sehr spezifische Ergebnisse für das untersuchte Objekt liefert, die stark abhängig von den jeweiligen firmeninternen Abläufen sind, was den direkten Vergleich zu anderen Produkten erschweren kann.
Kontakt:
Prof. Dr. Rüdiger Anlauf
Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschafsarchitektur
Fachgebiet Bodenkunde
Oldenburger Landstr. 24, 49090 Osnabrück
Tel.: 0541 969 5036
E-Mail: r.anlauf@hs-osnabrueck.de
Prof. Dr. Jens Westerheide
Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre/Handelsmanagement
Oldenburger Landstr. 24, 49090 Osnabrück
Tel.: 0541 969 5128
E-Mail: j.westerheide@hs-osnabrueck.de
Literatur:
Klöpffer, W., Grahl, B. (2007) Ökobilanz (LCA), Wiley-Vch Verlags GmbH&Co. KGaA, Weinheim