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© DI Ulrike Fassler

Mit Baumsubstraten zu optimalen Lebensbedingungen

Ein Artikel von Ulrike Fassler | 27.03.2012 - 11:25

Circa die Hälfte eines Baumes befindet sich unter der Erde. Ein Baum braucht daher unterirdisch genauso viel Platz wie über der Erde. Diese Tatsache gilt es bei der Pflanzung von Bäumen bzw. auf Baustellen im Umgang mit bereits vorhandenem Baumbestand zu beachten...
Unter dem Motto „Konflikt: Bäume und Bebauung“ wurde am 23. März im Kulturzentrum Lenzing/OÖ eine Informationsveranstaltung mit mehreren Referenten abgehalten. Der Baumsachverständige Christian Roither und sein Kollege DI Christoph Buttinger hatten das Seminar für die Branche des GaLaBau initiiert.

Inhaltsstoffe, Funktionsweise, Qualitätssicherung von Baumsubstraten
DI Johannes Prügl vom Ingenieurbüro für Boden- und Vegetationstechnik aus Au in der Hallerau/D informierte in seiner Funktion als Leiter des Bodeninstituts die Besucher über die Berechtigung und den Einsatz von Baumsubstraten, über derzeitige Regelwerke und die eingesetzten Materialien und Methoden bei der Herstellung von Substraten.
Auf gewachsenem Wald- und Wiesenboden wachsen Bäume von selbst unter optimalen Bedingungen. Nach Prügl haben Baumsubstrate nur auf Extremstandorten wie z.B. an Straßen oder in der Stadt Berechtigung. Der Gärtner muss sich für die richtigen Voraussetzungen bei der Pflanzung von Bäumen einsetzen, appellierte Prügl an die Besucher, denn Stadt- und Straßenbäume brauchen spezielle Bauweisen, um auch die gewünschte Lebenserwartung erreichen zu können. Besonders Verdichtungen und Vibrationen des Bodens sind in der Stadt große Belastungen für die Wurzeln der Bäume. Für ein gesundes Wurzelwachstum ist vor allem die Verfügbarkeit von Luft, gefolgt von Wasser und Nährstoffen notwendig.
Beim Einsatz von Baumsubstraten stellte Prügl die Möglichkeiten des einschichtigen und mehrschichtigen Einbaus sowie der überbauten oder nicht-überbauten Bauweise vor.
Optimale Baumsubstrate zeichnen sich durch Struktur- und Verdichtungsstabilität, einen hohen Anteil von luftführenden Poren und einer hohen Wasserleitfähigkeit aus. Kostengünstigkeit und Standortgerechtigkeit lässt sich durch eine 50%-ige Mitverwendung des vorhandenen Aushubmaterials erzielen, was zugleich einem etwaigem Blumentopfeffekt entgegenwirkt. Neben Bestandteilen aus Unter- und Oberboden werden als Gerüstbaustoffe Natursande, Kies, Schotter, Splitt, Blähton sowie Lava eingesetzt. Der Unterschied von Baumsubstraten gegenüber dem natürlichen Wald- und Wiesenboden besteht darin, dass sich Substrate verdichten lassen. Achtung ist beim Einbau von überbaubaren Substraten und einer damit zusammenhängenden möglichen Überverdichtung angesagt. Baum Kauf von Substraten sollte man sich in erster Linie für zertifizierte Produkte entscheiden. 
Da der notwendige horizontale Platzbedarf für die Ausbreitung von Baumwurzeln in den Städten oft nicht gegeben ist, sollte bei der Bereitstellung von Wurzelraum daher in die Tiefe ausgewichen werden, schlug Prügl als mögliche Lösung für den häufigen Platzmangel vor.
Für die technische Umsetzung der korrekten Pflanzung von Bäumen stellte Prügl zur Orientierung die Regelwerke FLL und ZTV-Vegtra-Mü sowie TV-Veg-ABDS und FSGV vor. In Österreich muss auf jeden Fall auf die Einhaltung der Önormrichtlinie 1121 geachtet werden.

Bäume und Wurzeln

Der Baumsachverständige Christian Roither informierte über den Aufbau und die Funktion von Baumwurzeln und sensibilisierte die Besucher für einen sorgsamen Umgang auf Baustellen mit dem Umgebungsbereich von Bäumen. Je m2 Kronenschirmfläche wird ein durchwurzelbarer Raum von 0,75 m3 benötigt. Diese Dimensionen können als Richtlinie für die Berechnung des benötigten unterirdischen Raumes dienen.
Insbesonders die Feinwurzeln eines Baumes sind für die Aufnahme und den Weitertransport von Sauerstoff, Wasser und Nährstoffen wesentlich. Diese können bei starker Druckeinwirkung von oben gequetscht und zerstört werden.
Durch Vibrationen und schwere Fahrzeuge entstehen häufig Wurzelverdichtungen, die den Baum schwer schädigen oder absterben lassen.
Roither zeigte Schäden auf, die sich durch Bodenabtragung, Abtrennungen, Pilzinfektionen, Verdichtungen, Versiegelungen oder Bodenauftrag ergeben können. Bereits eine Wurzelschädigung von 40 % bedeutet für den betroffenen Baum einen Totalschaden. Um Bäume auf Baumstellen richtig abzusichern, empfahl er die Errichtung von Baumschutzzäunen. Da Bäume auf jeden Fall Luft und Wasser auch von oben benötigen sind für Stadtbäume außerdem Belüftungs- und Bewässerungsreinrichtungen vorzusehen.
Bei notwendigen Grabungen sollte zum Schutz bereits bestehender Bäume ein Jahr vor Baubeginn ein Wurzelvorhang angelegt werden. Bei der Baustelleneinrichtung ist es ratsam einen Baumsachverständigen vorzusehen. Roither betrachtet es als seine Aufgabe, im Umgang mit Bäumen Bewusstseinsbildung zu betreiben.

Baumsubstrate – nachhaltig, sinnvoll und zeitgemäß
Durch den Einsatz von Baumsubstraten  lassen sich ungünstige Standortvoraussetzungen von Bäumen kompensieren bzw. es lässt sich zusätzlich durchwurzelbarer Raum schaffen. Die von der Firma RB Substrat GmbH vorgestellten RB Baumsubstrate bestehen aus natürlichen Rohstoffen. Die Substrate werden laufend durch ein unabhängiges Bodeninstitut auf ihre Qualität geprüft.
Das Produkt RB Substrat 1 ist für tiefe und offene Pflanzbereiche geeignet. Ein hoher Sand- und Steinanteil gewährt Strukturstabilität und Unempfindlichkeit gegen verkehrsbedingte Erschütterungen.
Dank dem überbaubaren RB Substrat 2 lässt sich unterhalb von Bodenversiegelungen zusätzlich durchwurzelbarer Raum schaffen. Das Produkt wird hauptsächlich aus mineralischen und hoch stabilen Gerüstbaustoffen sowie porösen, luft-, wasserspeichernden  und bodenbiologisch aktiven Zuschlagstoffen erstellt.

Einbau und Umgang auf der Baustelle
Was es beim Einbau von Baumsubstraten auf Baustellen zu beachten gilt, erklärte DI Christoph Buttinger in seiner Funktion als Geschäftsführer von RB Substrat GmbH.
Besonders auf Strukturstabilität ist bei den Substraten zu achten. Der Einbau soll lagenweise mit phasenweiser Verdichtung erfolgen, wobei aufgrund drohender Überverdichtung eher von Rüttelplatten abzuraten und stattdessen die Gehsteigwalze zu empfeheln ist. Da vor allem in den ersten Jahren ein erhöhter Gießaufwand für Bäume besteht, ist ein Gießring für eine erfolgreiche Bewässerung in jedem Fall empfehlenswert.
Für ein sicheres Anwachsen der Bäume schlug Buttinger die Verwendung von Mykorrhiza-Pilzen vor.

Bodenbelebung

Welche Möglichkeiten es bei der Bodenbelebung gibt, darüber referierte Bernhard Protiwensky von der PBI Austria GmbH.
Protiwensky informierte über die Anwendungsmöglichkeiten, die Erfahrungen und Vorteile von Bodenbelebung, welche die PBI Austria GmbH in Zusammenarbeit mit der VermiGrand Naturprodukte GmbH entwickelt hat. Durch das Füttern von vorhandenen Mikroorganismen bzw. das Ausbringen von neuen Mikroorganismen und die Optimierung deren Lebensbedingungen lässt sich das Bodenleben besonders aktivieren. Der Einsatz von Fungiziden ist hingegen zu vermeiden. Falsche Dünger sollten ebenfalls weggelassen werden.
Protiwensky stellte die Herstellung von Regenwurmhumus und die Vorteile dieses Produktes wie z. B. eine höhere Nährstoffverfügbarkeit, Lebendverbauung und nachhaltige Produktion vor.

Eine Möglichkeit der raschen Bodenbelebung lässt sich auch mit aktiviertem Komposttee erreichen. Dabei handelt es sich um flüssigen Regenwurmhumus für Boden und Blatt, welcher eine besonders hohe Vielfalt an Nährstoffen, Fulvosäuren und Phytohormonen bereitstellt. Dieser wird unter streng aeroben Bedingungen innerhalb von 24 Stunden hergestellt. Durch die Ausbildung zahlreicher Protagonisten besitzt dieser krankheitshemmende Wirkung. Aufgrund seiner begrenzten Haltbarkeit muss Komposttee frisch aufgebracht werden. Mit diesen unter dem Firmennamen Biomicrol bekannten Produkten werden Pflanzen unter Stressbelastungen erfolgreich behandelt. Die Biomicrol-Produkte lassen sich neben zahlreichen weiteren Einsatzmöglichkeiten vor allem auch im Garten- und Landschaftsbau und in der Stadtbaumpflege einsetzen. Die Ausbringung der Produkte ist aufgrund ihrer nachhaltigen Zusammensetzung ungefährlich und daher auch im öffentlichen Raum sicher und schädigt keine Nützlinge. Alle Biomicrol-Produkte wurden regional aus biozertifizierten Ausgangsstoffen hergestellt.

Unter den Düngemitteln präsentierte Protiwensky das aus Malzkeimen hergestellte Produkt Maltaflor®Dünger. Dieser zu 90% aus pflanzlichen Stoffen bestehende Naturdünger bewirkt die Ausbildung eines verstärkten Wurzelwachstums und einer intensiven Bodenbelebung. Den größten Anteil an Inhaltsstoffen besitzen feine Malzkeime, welche bei der Vermälzung von Getreide für das Brauen entstehen, gefolgt von Malzstäuben mit hoch aufgeschlossenen Kohlehydraten. Diese bewirken zusammen einen gleichmäßigen Nährstoff-Fluß für die Pflanzen.
Neben dem Produkt maltaflor® Universal für alle Pflanzen und maltaflor®Seed o gran wurde noch der speziell für die Altbaumsanierung interessante Dünger maltaflor® Symbio mit Mykorrhiza vorgestellt. In diesem Dünger werden pflanzliche Rohstoffe von Maltaflor mit spezifischen Mykorrhizastämmen kombiniert. Somit erfolgt mit Maltaflor eine Düngung und Mykorrhizierung zugleich.