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Terracotta – Auf den Ton kommt es an

Ein Artikel von Peter Springer | 29.04.2011 - 09:16

Das Sortiment der Pflanzgefäße aus Terracotta ist inzwischen unüberschaubar. Alle Stilrichtungen sind vertreten in Form, Farbe und Größe vom Minitopf bis zum mannshohen Riesengefäß für dekorative Solitärpflanzen. Während die klassischen Formen mit antiken Mustern ihren Platz nach wie vor behaupten, strebt der Trend zusehends in Richtung schlichter Gefäße. Auffällig ist dabei der hohe Anteil heller Terracotta. Oft ist zu hören, dass dies auf ein zunehmendes Qualitätsbewusstsein der Verbraucher zurückzuführen sei.

Die helle Terracotta symbolisiere einen feinen Werkstoff von hoher Güte – was allerdings nicht stimmen muss. Ob dunkle oder helle Terracotta – beide können von guter oder schlechter Qualität sein. Es kommt immer auf die Tonsorten sowie im starken Maße auf deren Verarbeitung an.

Massenartikel kontra Premiumprodukt
Terracotta ist inzwischen zu einem Massenartikel geworden. Wie immer in diesem Fall, hat das auch Auswirkungen auf die Qualität der Produkte. Einige Hersteller wollen sich daher mit besonders hoher Qualität von den Massenanbietern abgrenzen. So fertigt beispielsweise das Unternehmen Abruzzo Vasi, Cellino Attanasio/I, mit ausgewählten Tonmischungen und traditionellen Methoden Terracotta höchster Qualität. Materialeigenschaften wie Wasseraufnahme, Porosität, Transpiration und Wetterfestigkeit spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Artikel werden bei 1000 °C gebrannt – eine optimale Temperatur, um Porosität und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse sowie die typische Farbe zu garantieren.

„Terre d’ Abruzzo“ besteht aus verschiedenen Tonsorten, die in einem bestimmten Verhältnis gemischt und verarbeitet werden. Das Ergebnis dieser Mischung macht das Produkt noch widerstandsfähiger gegenüber Witterungseinflüssen und Frost. Die große Körnung des Materials verleiht dem Produkt eine optimale thermische Beständigkeit. Während des Brennens nimmt der Ton an verschiedenen Stellen des Gefäßes einen besonderen, hellen Farbton an. Das verleiht dem Material seine Einzigartigkeit. Bei einigen Produkten von Abruzzo Vasi handelt es sich um Tongefäße mit manueller Nacharbeitung. Sie sind etwa 10 bis 20 % dicker und aufgrund der höheren Tondichte schwerer als industrielle Terracotta. Die Frostfestigkeit wird von Abruzzo Vasi bis zu einer Temperatur von – 25 °C garantiert. Zum Teil gibt es die Gefäße auch in wasserdichter Ausführung – denn ein weiteres Problem bei der Terracotta liegt in der starken Wasseraufnahme des Materials.

Der Ton saugt wie ein Schwamm Wasser aus dem Erdballen. Die Feuchtigkeit wird durch die Gefäßwand nach außen transportiert und verdunstet dort. Ständig trockene Pflanzen sind die Folge. Außerdem werden Salze gelöst undkristallisieren an der äußeren Gefäßwand als weiße Ablagerung. Das ist besonders bei Terracotta minderer Qualität der Fall. Einige Hersteller versuchen durch Beimischungen von Silikon die Wasseraufnahme des Tons zu vermindern. Das Unternehmen Avasa, Wachtberg/D, gehört nach eigenen Angaben dazu. Die Terracotta blüht damit nicht so sehr aus und ist aufgrund des geringeren Wassergehaltes auch frostfester.

Qualitätsprodukte aus Impruneta
Wer bei Terracotta auf der sicheren Seite stehen möchte, wählt Gefäße aus Impruneta Terracotta. Diese sind handgefertigt und entsprechen höchsten qualitativen Ansprüchen. Ton aus Impruneta, einer kleinen Stadt in der Toskana, enthält viel Aluminium-, Kupfer- und Eisenoxid. Dadurch wird er beim Brennen besonders hart und dicht. Das verringert die Wasseraufnahme und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber Frost. Impruneta-Gefäße tragen einen Stempel oder ein Siegel und den Namen des Handwerkbetriebes. Durch die Handarbeit sind sie dickwandig, schwer und immer etwas unregelmäßig geformt.

Verspielte Formen
Pflanzgefäße aus Terracotta sind jedes Jahr wieder die Renner im Sortiment. Die Hersteller haben sich auf diesen Trend eingestellt und bieten eine kaum überschaubare Fülle von Formen und Farben an. Um bei dem derzeit herrschenden Massenangebot noch beachtet zu werden, wird auch bei Terracotta schwer aufgerüstet. Die schlichten Formen treten derzeit ein wenig in den Hintergrund und geben den Weg frei für aufwändige Ausführungen mit einer Fülle von Verzierungen. Derzeit hoch im Kurs sind Einlegearbeiten mit Mosaiksteinchen oder kunstvollen Glasuren. Auch die Kombination mit anderen Materialien wie Flechtwerke, Me-tall oder Glas sind immer häufiger zu sehen. Als Pendant zur Massenware halten sich die Premiumprodukte stabil im Markt. Solche Designer-Objekte sprechen allerdings nur bestimmte Käuferschichten an, dafür sorgt allein schon der Preis.
Als Beispiel hierfür stehen eckige Töpfe mit spiralförmig verdrehten Seitenkanten. Das ist eine Form, die sofort im Allerlei der Terracotta-Ware auffällt und eine Exklusivität darstellt. Ebenso bei Gefäßwänden, die in einer Rillenstruktur geformt sind. Das lässt sich sogar noch überbieten, wenn die Rillen nicht parallel um das Gefäß laufen, sondern unregelmäßig angeordnet sind. Daraus entsteht eine auffällige Struktur, die zudem eine stark organische Lebendigkeit zum Ausdruck bringt und auf eine aufwändige Handwerksarbeit schließen lässt. Ungewöhnliche Formen wie beispielsweise bei den nach unten oder nach oben konisch zulaufenden Dreiecksgefäßen erhöhen darüber hi­naus die Aufmerksamkeit und bereichern das Sortiment. Gleichfalls sorgen asymmetrische Formen im Bereich der Terracotta für Aufsehen. Die bauchigen Gefäße besitzen einen schräg verlaufenden Rand, als ob sie auf einer schiefen Ebene stehen würden. Dadurch eignen sie sich vor allem für extravagante Bepflanzungen oder für besondere floristische Kompositionen.

Verzierungen mit Mosaik
Die jüngsten Trends bestätigen, dass einige Produzenten das gute alte Mosaik wiederentdeckt haben. Häufig wird es genutzt, um den Gefäßen auffällige Verzierungen mitzugeben. Entweder sind es umlaufende Zierstreifen aus farbigen, glasierten Mosaiksplittern oder blumige Symbole, die in die Topfwand angearbeitet sind. Einige Produzenten verzieren ihre Gefäße mit einem Rand aus farbigen Mosaiksteinchen. Bei den bauchigen Töpfen kommt der wellenförmige Rand damit besonders gut zur Geltung.