Rasen wird immer seltener durch Ansaat und Anwuchspflege kultiviert, sondern vermehrt mittels Fertigrasen bzw. Rollrasen hergestellt.
Die Vorteile von Fertigrasen liegen dabei auf der Hand. Schon nach 3 bis 5 Wochen kann der Rasen genutzt und strapaziert werden. Der Zeitgewinn gegenüber einer durch Ansaat hergestellten Rasenfläche beträgt somit in der Regel ein Jahr. Zudem kann Fertigrasen auch noch im Spätherbst problemlos verlegt werden. Auch die Anwuchspflege ist einfacher.
Aufgrund dieser Vorteile gewinnt die Verwendung von Fertigrasen auch in Privatgärten zunehmend an Bedeutung. Der größte Nachteil von Fertigrasen sind die doch erheblich höheren Kosten gegenüber einer Rasenansaat.
Sechs Anbieter im Vergleich
Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach Fertigrasen haben sich in den vergangenen Jahren einige Produzenten im Wiener Umland auf Fertigrasen spezialisiert.
Die Qualität der produzierten Fertigrasen hängt dabei stark von den vorhandenen Anzucht- und Standortbedingungen, den verwendeten Gräserarten und Saatgutmischungen, den Schälstärken und den Pflegemaßnahmen bis zum Schälzeitpunkt ab.
Die HBLFA Schönbrunn hat unter der Projektleitung von DI Thomas Roth und DI Alexandra Köninger 6 verschiedene Rollrasenanbieter auf die erwähnten Qualitätsmerkmale getestet und ihre Produkte verglichen. Man beschränkte sich bei der Rasenmischung auf Gebrauchsrasen, da diese Mischung im Privatgarten vorwiegend verwendet wird.
Die Anlieferung der Fertigrasenrollen erfolgte jeweils im Frühling und im Herbst 2008. Die Lieferung der Rasensoden zu den Versuchsflächen wurde seitens des VKI (Verein für Konsumenteninformation) anonym abgewickelt, so dass seitens der Forschungsanstalt nicht festgestellt werden konnte, welcher Rasen von welchem Anbieter kommt.
Versuchsaufbau
Die sechs verschiedenen Rollrasensoden wurden auf sechs von einander getrennten Lärchenholzrahmen (2,5 x 2,5 m) unmittelbar nach der Lieferung auf eine leicht aufgeraute, erdfeuchte Rasentragschicht verlegt, angedrückt und durchdringend bewässert.
Zuvor wurden an den Fertigrasenrollen die allgemeinen Qualitätskriterien (Narbendichte, projektive Bodendeckung, Lückigkeit, Verunkrautung, Verfilzung, Krankheits- und Schädlingsbefall, Rasenschnitthöhe, Schäldicke, Gewicht, und Abmessungen) geprüft und dokumentiert. Die Rasenarten wurden zwei bis drei Wochen nach der Übernahme der Rasensoden bestimmt und ausgezählt. Die Lieferung der je 5 m² Rasensoden der sechs verschiedenen Anbieter erfolgte im April und im Oktober 2008.
Narbendichte
Die Rasennarbe sollte beim gelieferten Rollrasen und nach erfolgter Fertigstellungspflege mindestens 95 % betragen. Überprüft wird die Narbendichte über die projektive Bodenbedeckung, indem der Rasen im geschnittenen Zustand senkrecht von oben betrachtet wird. Dabei wird geprüft, wieviel Deckungsgrad die Rasennarbe ausmacht und wie hoch der Anteil des sichtbaren Anzuchtbodens ist.Hier schnitten alle gelieferten Rasensoden gut, mit einer Narbendichte zwischen 95 und 100 % ab.
Lückigkeit
Die Lückigkeit der Soden soll laut ÖNORM B2606-1 unter 2 % liegen. Hier fällt nur Anbieter 2 mit 5 % mit größeren Kahlstellen auf. Alle anderen Anbieter liegen bei der Lückigkeit zwischen 0 und 2 %.
Verunkrautung
Die Verunkrautung mit zweikeimblättrigen Pflanzen und Fremdgräsern soll unter 3 % betragen.
Anbieter 4 und 5 weisen keinen Fremdgewächsanteil auf und wurden somit mit sehr gut bewertet. Anbieter 2, 3 und 6 weisen eine leichte Verunkrautung mit Einjährigem Rispengras (Poa annua) zwischen 1 und 2 % auf und wurden mit gut bzw. befriedigend bewertet. Bei Anbieter 1 wurden bis zu 3 % Quecke (Elymus repens ssp. Repens) festgestellt, einem Fremdgras, das sich über unterirdische Ausläufer stark vermehren kann. Die Ausläufer bilden dabei unterirdische Sprosse, sogenannte Rhizome, die bei einer mechanischen Teilung neue Triebe bilden können. Damit lässt sich die Quecke, ist sie einmal im Rasen vorhanden, mechanisch schwer bekämpfen. Wgen des hohen Fremdgrasanteils mit Quecke wurde Anbieter 1 hinsichtlich der Verunkrautung mit nicht genügend bewertet.
Verfilzung
Rasenfilz entsteht durch liegengebliebenes, nicht mineralisiertes Schnittgut und Pflanzenreste. Durch Rasenfilz werden Luftaustausch sowie Wasser- und Düngerzufuhr behindert oder sogar unterbunden. Weiters verflachen die Wurzeln der Gräser und Rasenkrankheiten können sich ausbreiten.
Bei der Lieferung der Rasensoden soll deshalb der vorhandene Rasenfilz eine maximale Filzdicke von 5 mm aufweisen. Dieser ist erkennbar als Schicht unverrotteter Pflanzenreste zwischen Grasnarbe und Anzuchtboden, eine meist helle Färbung und eine filzige Struktur. Nur Anbieter 2 weist gar keine Verfilzung auf und wurde deshalb bei diesem Punkt mit sehr gut bewertet. Anbieter 3 und 6 haben eine maximale Filzdicke von 5 mm und wurden mit gut bewertet. Bei allen restlichen Anbietern (1, 4, 5) betrug die Verfilzung zwischen 1 und 1,5 cm, was auf ein höheres Alter der Rasensoden schließen lässt. Die Bewertung der Anbieter 1, 4 und 5 betrug daher bei der Verfilzung genügend.
Rasenschnitthöhe
Die Rasenschnitthöhe soll bei der Lieferung maximal 4 cm betragen. Dieses Kriterium erfüllten nur Anbieter 5 und 6 mit sehr gut. Anbieter 1, 3 und 4 lagen mit einer Schnitthöhe bis 5 cm leicht über dem zu erfüllenden Wert und wurden deshalb mit befriedigend bewertet. Anbieter 2 lag mit einer Rasenschnitthöhe von 6 cm deutlich über dem gefordertem Maß und wurde deshalb mit genügend bewertet.
Schäldicke
Eine hohe Schäldicke bewirkt ein hohes Gewicht der Rasenrollen. Die Schäldicke der Fertigrasensoden darf auch aus diesem Grund laut ÖNORM B2606 2 cm nicht überschreiten.
Dieses Kriterium wurde von 4 Anbietern (2, 3, 5, 6) erreicht und mit sehr gut bewertet. Anbieter 4 lag mit einer Schäldicke von 2,2 cm knapp über dem geforderten Maß und wurde mit gut bewertet. Nur bei Anbieter 1 lag die Schäldicke mit 2,8 cm deutlich über dem gewünschten Grenzwert und wurde aus diesem Grund mit genügend bewertet.
Gewicht
Das Gewicht der Rasensoden ist stark von der Witterung bei der Schälung der Rollen und dem vorhandenen Anzuchtboden abhängig. Bei regnerischem Wetter ist die Rasenrolle entsprechend schwerer gegenüber trockenen Perioden. Ein lehmiger Anzuchtboden speichert entsprechend mehr Wasser gegenüber einem sandigen. Dementsprechend unterschiedlich waren die Rollengewichte der verschiedenen Anbieter bei den Lieferungen im Frühling und Herbst.
Die Herbstlieferung lag aufgrund der vorherrschenden Regenperiode vom Gewicht her deutlich über den im Frühling gelieferten Rollrasensoden. Die leichtesten Rollen hatten ein Gewicht von 11–12 kg (Anbieter 2 und 4), die schwersten Rollen ein Gewicht von knapp über 20 bis max. 26 kg (Anbieter 1 und 6).
Reißfestigkeit der Soden
Die Reißfestigkeit der Rasensode ist für eine rasche, saubere und bündige Verlegung sehr bedeutend. Laut ÖNORM B 2606-1 muss die Reißfestigkeit so groß sein, dass eine Sode von mindestens 1,5 m Länge durch das Eigengewicht nicht abreißt. Die Reißfestigkeit wird dabei von dem vorhandenen Anzuchtboden und der Gräsermischung bestimmt. Oft ist daher der Anteil rhizombildender Gräser wie Poa pratensis (Wiesenrispe) deshalb bei Fertigrasen entsprechend höher gegenüber in Saatgutmischungen für Ansaaten, um die Rollen stärker zusammenzuhalten.
Bei drei Anbietern (1, 3, 5) bestanden alle Rasensoden die geforderten Qualitätskriterien. Bei zwei Anbietern (4, 6) bestanden nur die im Frühling 2008 gelieferten Soden die geforderte Reißfestigkeit, die im Herbst 2008 gelieferten etwas schwereren Soden rissen durch das Eigengewicht ab. Sie wurden hier mit befriedigend bewertet. Bei Anbieter 2 rissen sämtliche gelieferten Rasensoden durch das Eigengewicht ab (geringer Poa annua Anteil an der Grassode und sehr sandiger Anzuchtboden).
Anwurzelung
Die Bildung neuer Wurzeln wurde durch stichprobenartiges Anheben einzelner Rasenteile laut der Werkvertragsnorm für Gartengestaltung und Landschaftsbau ÖNORM B 2241 geprüft. Dabei konnten bei den meisten Anbietern schon nach 7 Tagen ein ausreichendes Antriebs- und Durchwurzelungsverhalten festgestellt werden. Nur bei Anbieter 5 wurde im Herbst 2008 ein verzögertes Durchwurzeln der Rasensoden an die Rasentragschicht festgestellt und somit nur mit befriedigend bewertet.
Kornverteilung
Für Fertigrasen ist der Bodenaufbau gemäß ÖNORM B 2606 Abschnitt 3 herzustellen. Die Korngrößenverteilung gibt dabei die Massenanteile der in einer Bodenart vorhandenen Körnungsgruppen an.
Der Gehalt an Feinteilen mit einer Korngröße kleiner als 0,02 mm darf laut ÖNORM B 2606-1 maximal 12 % betragen. Bei Anbieter 1 liegt die gesamte Kornverteilung des Anzuchtbodens innerhalb des geforderten Bereichs und wurde mit sehr gut bewertet. Bei den Anbietern 2, 4, 5 und 6 befindet sich dasKornverhältnis leicht außerhalb des geforderten Bereichs und wurde mit befriedigend bewertet. Nur bei Anbieter 3 befindet sich die Kornverteilung im Mittel- und Feinschluffbereich deutlich außerhalb der gewünschten Sieblinie und wurde mit genügend bewertet.
NährstoffeEine ausgeglichene Nährstoffversorgung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium der Fertigrasensoden bewirkt eine satte, grüne und frische Färbung. Die meisten Rasensoden der Anbieter (1, 3, 4, 6) beinhalten ausreichend Nährstoffe und wurden mit gut bewertet.
Lediglich Anbieter 2 und 5 zeigen bei Phosphor eine zu geringe Versorgung auf und wurden deshalb nur mit befriedigend bewertet.
pH-Wert
Der optimale pH-Wert für Gräser liegt zwischen pH 5,5 und 6,5, also bei einer schwach sauren Bodenreaktion. Der pH-Wert der meisten Rasensoden befand sich im leicht alkalischen Bereich, lediglich bei Anbieter 1 befindet sich der pH-Wert im leicht sauren Bereich.
Botanische Zusammensetzung
Für eine feste Rasennarbe ist es notwendig, dass verschiedene Gräser mit unterschiedlichen Wuchsformen kombiniert werden. Man unterscheidet die Rasengräser grob nach ihrer Wuchsform: Horstartig wachsen Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) und Festuca rubra (Rotschwingel). Unterirdische Ausläufer hat Poa pratensis (Wiesenrispe). Die Mischung ist in den Regelwerten RSM 2.3 für Gebrauchsrasen mit folgenden Masseanteilen angegeben: 30 % Lolium perenne, 30 % Poa pratensis, 40 % Festuca rubra ssp.
Die Individuenanzahl
Von einer Rolle Fertigrasen wurde ein möglichst homogener Ausschnitt von 20 cm x 20 cm (Stichprobe) ausgewählt. Die vorhandenen Pflanzenindividuen jeder Stichprobe wurden gezählt und in Prozentverteilung umgerechnet.
Qualitätsstufen: Sehr gut: Poa Pratensis 40 % +/- 10 % Lolium Perenne 40 % +/- 10 % Festuca rubra 20 % +/- 10 %Nicht genügend: Nur eine Grasart dominant (über 90% )Anbieter 4 liegt zur Gänze innerhalb der geforderten Qualitätsstufen und wurde mit sehr gut bewertet. Anbieter 6 lag leicht außerhalb mit 20 % Abweichung und wurde mit gut bewertet.
Anbieter 3 lag mit 30 % Abweichung doch schon deutlich außerhalb des geforderten Bereichs und wurde deshalb nur mit befriedigend bewertet. Bei Anbieter 2 und 5, die nur mit genügend bewertet wurden, fällt eines der drei Hauptgräser vollkommen aus. Bei Anbieter 2 wird die Rasensode vorwiegend von Lolium perenne geprägt. Dazu kommt ein geringer Anteil an Poa pratensis, der die Reißfestigkeit der Sode erheblich verschlechtert. Bei Anbieter 5 fällt hingegen Lolium perenne vollkommen aus, und der Rasen wird nur noch von Poa pratensis und Festuca rubra dominiert. Der hohe Festuca rubra Anteil erklärt die stark vorhandene Filzauflage, da diese Art zur Filzbildung neigt.
Anbieter 1 wird nur von einer Grasart, Poa pratensis dominiert und deshalb hier mit nicht genügend bewertet.
Da der Versuch anonym durchgeführt wurde, dürfen wir die Beurteilung der Firmen leider nicht bekannt geben. Diese können Sie in der Ausgabe 5/2009 der Zeitschrift Konsument nachlesen.
Die Anbieter
Augsberger Walter GmbH
Fertigrasen Mayer
Marchfeldrasen GmbH
Prilucik & Co. GmbH
Richter Rasen
Zehetbauer Fertigrasen
Zusammenfassung
Die erwähnten und geprüften Qualitätskriterien konnten drei Rollrasenanbieter (3, 4, 6) mit gut erfüllen. Zwei Anbieter schnitten mit befriedigend ab (2, 5), da die Artenzusammensetzung nur von zwei Gräserarten bestimmt war. Ein Anbieter (1) wurde mit genügend bewertet, da die Verunkrautung und das Vorhandensein nur einer Grasart als schwerer Qualitätsmangel anzusehen ist.