Das Prinzip des Mulchmähens ist es, Gras sehr kurz zu schneiden und im Anschluss daran wieder dem Rasen rückzuführen. Der Versuch, der über vier Jahre in der Universitätsaußenstelle Wien-Essling stattfand, wurde an diesem Ort gewählt, da in Wien ein für Kontinentaleuropa repräsentatives, gemäßigtes Klima herrscht.
Fläche viergeteilt
Die 2.300 m² große Fläche wurde in vier Teilbereiche gegliedert. Zum einen in Mulch- und konventionell gemähtes Areal, also einer Sammelfläche, zum anderen wurde zusätzlich zwischen bewässerter und unbewässerter Fläche unterschieden. In dieser Fläche glänzte vor allem eine Hälfte in sattem Grün - die Mulch gemähte. Dieser Unterschied war vor allem in den Wintermonaten stark zu beobachten. Univ.-Prof. DI Dr. Karl-Ernst Schönthaler betonte, dass die konventionell gemähte Sammelfläche in den kalten Monaten einfach mehr hungert, da das Schnittgut fehlt.
Schnittgutentsorgungentfällt
Die oft sehr aufwändige Entsorgung des im Fangkorb angesammelten Schnittgutes fällt im Zeitalter des Mulchmähens vom Tisch. Stinkende nicht verrottende Rasenhaufen oder als Kompromiss die Abdeckung im Stauden- und Strauchbereich entfällt somit gänzlich.
Die in einer Vegetationsperiode 1,5–2 kg/m² anfallende Schnittgutmenge wird somit direkt dem Rasen als Dünger rückgeführt. Nur um ein Beispiel zu nennen: in zwei Kilogramm Schnittgut sind 20-23 g/m² Stickstoff enthalten.
Ohne Rasendünger
In der Versuchsstatistik ist vor allen Dingen ersichtlich, dass zwischen Mitte Juni und Anfang Dezember die Mulchfläche deutlich besser abschnitt. Weiters betonte Univ. -Prof. DI Dr. Schönthaler, dass durch Mulchmähen jede Düngung zu ersparen sei und darüber hinaus ist eine weitaus bessere Wirkung als mit handelsüblichem Dünger zu erzielen.
Wirtschaftlich vorteilhaft
Der Einsatz von Mulchmähern ist nach kurzer Zeit auch sehr rentabel. Die Mehrkosten durch den Kauf eines geeigneten Gerätes rentieren sich schnell in Anbetracht dessen, dass pro Jahr 30 bis 40 Euro pro 100 m² Rasenfläche an Düngekosten erspart werden können, bei einer Fläche von 1.000 m² ergibt sich so eine Mindestdüngerersparnis von 300 Euro.
Keine Filzbildung
Das über Jahre verbreitete Gerücht, dass durch Mulchmähen Filz entsteht, konnte in dieser Forschungsreihe nicht bestätigt werden. Filz entsteht durch abgestorbenes Rasenmaterial, das nicht verrottet. Daher ist es beim Mulchmähen unerlässlich, bei einer Rasenlänge von 6 cm die Fläche zu mähen. Wird dies eingehalten, ist das rückgeführte Schnittgut immer ausreichend kurz, am Rasen nicht sichtbar und schnell verrottend.
Umweltfreundlich
Ganz egal, ob die Grünflächen des Kunden als Dienstleistung gepflegt werden oder ob ein Mulchmäher verkauft wird – es kann immer betont werden, dass Mulchmähen ein großes Umweltplus hat. Beim Mulchmähen entfallen alle Aufwändungen die für das Sammeln, den Abtransport und die Entsorgung erforderlich sind. Außerdem, und das ist der Hauptpunkt, ist keine mineralische Düngung vonnöten. Das Schnittgut und alle darin enthaltenen Nährstoffe verbleiben am Rasenstandort, die Nährstoffe liegen in einer organisch-gebundenen Form vor.
Wahl der Grasarten
In jedem Rasen ist Poa pratensis die meist erwünschte Rasengrasart. Im Forschungsprojekt konnte signifikant nachgewiesen werden, dass durch das Mulchmähen die ursprüngliche Artenzusammensetzung von 75 % Poa pratensis und 25 % Festuca rubra weitestgehend gehalten werden konnte. Auf der Sammelfläche fand in den vier Jahren eine beachtliche Artenverschiebung statt, heute sind dort nur noch 20 % Poa pratensis anzutreffen.
Einflussfaktoren
Auf dunkelgrünen Rasen gibt es primär sechs Einflussfaktoren. Im direkten Umfeld sind diese Klima, Boden und Grasarten, im Makrobereich die Pflege, externe Schadfaktoren und Belastungen. Auf das Klima beziehungsweise die Witterung sind Faktoren wie Temperatur, Wasser, Licht/Schatten, Wind und Extrembedingungen wie Schnee und Frost.
Bei einer guten Mischung sollten vier bis sechs unterschiedliche Grasarten sein, es können bis zu100 Sorten sein. Beim Boden muss auf Körnung, pH-Wert, Verdichtung, organische Substanz, Wasser- und Nährstoffspeicherung, etc. Acht gegeben werden. Die Pflege umfasst Schnitt, Nährstoffversorgung, Bewässerung, Besandung sowie Aerifizierung und Vertikutierung.
Die Vorteile auf einen Blick
Die Vorteile des Mulchmähens liegen einerseits bei der beachtlichen Düngemitteleinsparung, der angesprochenen Erhaltung von Poa pratensis, der Wiesenrispe und dem Entfall der Schnittgutentsorgung. Mulchmähen verbessert vor allem langfristig gesehen auch schlechte Böden dank der Gründüngung.
Vermehrtes Bodenleben
Das von BodenkundeexpertInnen immer wieder angesprochene, weit diskutierte Thema des Bodenlebens hat beim Mulchmähen entscheidende Bedeutung. Im Forschungsprojekt wurde die Aktivität von einerseits Mikroorganismen, also Bakterien und Pilzen, andererseits von Bodentieren, vom Einzeller bis zum Maulwurf, mittels der Bodenatmung, gemessen.
Die Differenz zwischen mulchgemähter und konventioneller Fläche konnte bis zu 40 % betragen. Im Vorteil war die gemulchte Fläche. Durch diese hohe Aktivität konnten Rotteraten massiv erhöht werden, daher wird das rückgeführte Schnittgut schnellstens verarbeitet. Selbst die Regenwurm-Aktivität war messbar, höher als bei konventionell gemähter Fläche.
Ausgereifte Mäher
In der Forschungsreihe zeigte sich, dass die verwendeten Mäher von Viking GmbH sehr ausgereift sind und daher das Schnittgut gleichmäßig auf der Rasennarbe verteilen. So bleibt Klumpenbildung aus, Voraussetzung dafür ist aber, dass entsprechend häufig gemäht wird. Aber auch die Bewässerung ist von entscheidender Bedeutung, wird zu häufig Wasser gegeben, wird Rasen zu sehr verwöhnt, zu selten kann es auch zu Problemen kommen. Daher ist eine Symbiose aus seltenerem, aber reichlichem Bewässern gefragt.
Kompromiss finden
Univ.-Prof. Schönthaler betonte den Fehler der meisten Privatgärtner mehrmals. Wird Rasen täglich, aber genügsam bewässert, so überlebt er hervorragend. Die Betonung liegt allerdings auf Überleben. Auf Grund des häufigen, genügsamen Bewässerns bleibt das Wasser an der Bodenoberfläche. Wurzeln bleiben dort, wo Wasser ist. Demzufolge bleibt das Wurzelbild sehr flach an der Bodenoberfläche. Bleibt so länger Regen und Bewässerung aus, ist der Rasen sehr schnell ausge-trocknet. Wird jedoch korrekt gehandelt, so wässert man maximal ein bis zwei Mal pro Woche. Bei dieser seltenen Bewässerung muss allerdings durchdringend und viel Wasser gegeben werden. So wird der Boden durchnässt und das Wurzelwachstum findet reichlich statt.
Ist der Kunde dann auf zwei- bis dreiwöchigem Urlaub, in dem auch Regen ausbleibt, so bleibt Rasen in einem satten Grün erhalten, da das Wurzelbild gut ausgeprägt ist. Wenn der Papst, in diesem Falle der Rasenpapst Univ.-Prof. Schönthaler, Rasen mäht, können interessante Ergebnisse geliefert und vor allen Dingen eine satte, grüne Rasenfläche gezeigt werden.