1152095912.jpg

© Eva Bottesch

Grüne Dächer und Fassaden binden Feinstaub

Ein Artikel von Eva Bottesch | 05.07.2006 - 00:41
1152095912.jpg

© Eva Bottesch

Die Feinstaubbelastung Wiens kann man im mitteleuropäischen Vergleich als durchschnittlich bewerten. Innerhalb Österreichs ist die Situation sehr stark von den unterschiedlichen klimatischen Voraussetzungen und Emissionsmengen abhängig. So ist die Konzentration z. B. in Graz deutlich höher und in Salzburg-Stadt (aufgrund der zahlreichen Niederschläge) wesentlich geringer als in Wien.

Allein in Wien werden jährlich etwa 6.400t Feinstaub ausgegeben und aufgewirbelt. Hauptverursacher, gereiht nach ihren Emissionsanteilen, sind der Straßenverkehr (zwei Drittel), gefolgt von Emissionen aus Baustellen und Gewerbe (knapp 20 %). Da die gesundheitliche Belastung nicht unbeträchtlich ist – Feinstaub ist lungengängig und beeinträchtigt direkt Atemwege und Herz-Kreislauf-System – werden dringend Möglichkeiten zur Reduktion gesucht.

Maßnahmen erforderlich
Notwendig sind Maßnahmen vor allem bei Verkehr und Hausbrand, darüber hinaus in der Landund Bauwirtschaft, in den Nachbarstaaten auch bei Kraftwerken und Industriebetrieben. Zur Feinstaub-Reduktion wurden in den vergangenen Monaten verschiedenste Maßnahmen eingeleitet bzw. sind geplant – vom sinnvollen Einsatz der Verkehrsmittel über den Einsatz von Filteranlagen bis hin zur Bepflanzung von Brachund Dachflächen.

„Untersuchungen zu Feinstaubbindung durch Straßenbegleitgrün1) und Fassadenbegrünung lassen sich auch auf Dachbegrünungen übertragen“, erklärt Gerold Steinbauer, Obmann des Verbandes für Bauwerksbegrünungen (V.f.B.) und führt weiter aus: „Vor allem die nachträgliche Aufwirbelung von bereits abgelagertem Staud wird durch Begrünung verhindert.“ Und das Ergebnis ist wirklich beachtlich: Laut Beobachtungen in deutschen Städten lassen sich mit entsprechender Begrünung Feinstaub-Werte um bis zu 20 % reduzieren.

Gründach säubert Luft
Ein Anreiz zur Begrünung von Dächern in der verbauten Stadt ist die spezielle Förderung der Dachund Hofbegrünung. Innenhofbegrünung wird in Wien seit 1985 gefördert. Seitdem sind rund 1,5 Mio. Euro in die Innenhofund Dachbegrünung geflossen. Seit drei Jahren wird in Wien auch die Begrünung von Dächern gefördert – mit bis zu 2.200 Euro pro Dach. „Nach Branchenschätzungen wird derzeit erst jedes zehnte Flachdach in Österreich begrünt“, zeigt V.f.B.-Obmann-Steinbauer auf, „das heißt, es gibt in ganz Österreich noch viel Potenzial für grüne Dächer und damit auch viele Chancen, den Staub in der Luft zu filtern bzw. zu binden“.

(1) Feinstaub und innerstädtisches Grün, Bemerkungen zu den Filtereigenschaften von Fassadenbegrünungen und Stadtbäumen, Manfred Thönnessen. Universität zu Köln, Geographisches Institut, Forschungsgruppe Fassadenbegrünung: ... „Jede Reduktion der Windgeschwindigkeit geht mit einer Erhöhung der (Fein-)Staubkonzentration in der Luft einher. Im Spannungsfeld zwischen der Staubfilterung durch die Blätter auf der einen und der Veränderung des Windfeldes auf der anderen Seite liegt noch entscheidender Forschungsbedarf.
Da Fassadenbegrünungen die Durchlüftung nicht minimieren, können sie, gerade in engen Straßen und an Lärmschutzwänden, ein sinnvolles urbanes Grünelement darstellen...
... So bietet die aktuelle Feinstaubdiskussion durch die sinnvolle und gezielte Integration verschiedener Grünelemente auch die Chance der Verknüpfung urbaner Immissionsschutzmaßnahmen mit bürgernaher Wohnumfeldverbesserung.“

Hintergrund-Info

Seit Anfang 2003 wird die Errichtung von Gründächern in Wien mit bis zu 2.200,- Euro gefördert; in Linz wird die Errichtung bereits seit einigen Jahren gefördert.