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Am Anfang war der Fertigrasen

Ein Artikel von DI Hartmut Schnedl | 06.10.2005 - 09:11
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Die Geschichte des Fertigrasens ist so alt wie die Geschichte des Rasens selbst. Die klassische Technik wurde schon im Mittelalter praktiziert: Um einen Rasen anzulegen wurden Grassoden von Huteflächen gestochen und auf magerem Boden verlegt. Die Gräser der Huteflächen werden durch die Beweidung kurz gehalten, sie sind dicht und trittresistent. Das sind genau jene Eigenschaften, die man auch heute noch von einem Rasen erwartet.

Erst später wurde es möglich, Rasensaatgut zu züchten. Eine der ersten Saatgutmischungen im deutschsprachigen Raum war die Berliner-Tiergarten-Mischung, eine Standardmischung, deren Zusammensetzung allerdings nicht näher definiert ist. Wie der Name nahe legt, wurde sie für die Anlage des Berliner Tiergartens im 19. Jahrhundert verwendet. Der Vorteil war, dass mit der Rasenansaat größere Flächen begrünt werden konnten.

Heute spielt der Fertigrasen in allen Bereichen des Landschaftsbaus eine zunehmend wichtige Rolle. In den USA werden mehr als 70 % der Rasenflächen mit Rollrasen begrünt und auch in Europa nimmt sein Anteil stetig zu.

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Erdfreier Rasen und Hochlagenbegrünung
Architekten, Landschaftsgärtner, Greenkeeper und Rasenexperten waren eingeladen, sich am 15. und 16. September über Trends, Geschichte und Praxis des Rasens zu informieren. Die Grasgrünen Feldtage des Fertigrasenherstellers Zehetbauer in Matzneusiedel im Marchfeld boten ein großzügiges Podium für Fachvorträge, Firmenpräsentationen und Gedankenaustausch.
Zehetbauer kultiviert auf 160 ha Anbaufläche Fertigrasen für alle Ansprüche – vom Sport- und Golfplatzrasen über erdfreien Rasen für den GaLaBau bis zur Dachbegrünung. Bis zu 10.000 m2 – fast eineinhalb Fußballfelder – werden pro Tag an Kunden in ganz Europa, von der Türkei bis nach Südschweden geliefert. Der Schwerpunkt liegt auf Golfrasen, mengenmäßig spielt der Garten- und Landschaftsbau die größte Rolle.

Eine neue Entwicklung von Zehetbauer ist die Hochlagenbegrünung. Dabei handelt es sich um einen „alpinen Rollrasen“ für Lagen über 1700 m Seehöhe. Verwendet wird er zur Begrünung von Skipisten und exponierten Kuppen, vor Skihütten und Gastronomiebetrieben, für Liftanlagen und erosionsgefährdete Stellen. Der alpine Rollrasen wurde entwickelt um den extremen Bedingungen der Hochlagen mit kurzerVegetationszeit und langer Schneebedeckung zu trotzen. Er besteht aus Hochgebirgsarten, unter anderem Poa alpina, Festuca supina und Phleum rhaeticum.

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Mehr mähen, weniger gießen
Der Trend bei Fertigrasen im Garten geht zu Artenzusammensetzungen für schattige Bereiche, die mit der Hälfte des üblichen Lichtangebotes auskommen. Der Begriff „Schattenrasen“ ist Geschäftsführer DI Wilfried Zehetbauer allerdings ein Dorn im Auge. Rasen sei nun einmal keine Pflanzengesellschaften für Standorte, die ständig im Schatten liegen. Sein Ratschlag an Gartengestalter: „Der Rasen sollte eine Aktivfläche sein.“ Sein Platz ist dort, wo Bewegung stattfindet, wo gelaufen und gespielt wird. Die Rasenfläche sollte möglichst homogen sein und nicht von Sträuchern und Bäumen durchsetzt. Damit der Garten nicht zur langweiligen Monokultur verkommt, sollte die Rasenfläche von Stauden und interessanten Pflanzen umgeben sein.

Auch für die Rasenpflege hat Zehetbauer einen Tipp parat: Viele Rasenbesitzer machen den Fehler, zu oft zu gießen und zu selten zu mähen. Faulen Gartenfreunden, die den Griff zum Rasenmäher scheuen, empfiehlt er die Anschaffung eines Mähroboters: Das ist ein selbstfahrender Rasenmäher, der über Induktionsschleifen gesteuert wird, die im Rasen verlegt sind. Der kleine Kerl wuselt selbsttätig durch den Garten und zieht sich bei Regen oder wenn die Akku-Ladung zur Neige geht, automatisch in die Parkgarage zurück. Er erspart seinem Besitzer nicht nur das Mähen; er hält den Rasen so kurz, dass die geringen Mengen Schnittgut einfach liegen gelassen werden können und den Pflanzen als Biomasse wieder zugute kommen.