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Zurück zu Natur?

Ein Artikel von Richard Weixler | 19.08.2005 - 10:19
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Ende der 80er-Jahre versuchten viele Schwimmteichbauer, mittels Technik klareres Wasser zu schaffen, größere Schwimmbereiche zu gestalten und die Natur – das heißt die Regenerationsbereiche – zu minimieren. Bei unzähligen Schwimmteichen machten die Pflanzbereiche nur noch 20 % der Gesamtwasserfläche aus – und einige Zeit ist das auch gut gegangen. Nach zwei bis drei Jahren kam es dann allerdings bei den meisten dieser Anlagen zu überaus starken Algenbelastungen, Sauerstoffmangel und extrem schlechten Wasserwerten.

Viele Teichbesitzer klagten: „Jetzt lasse ich die Pumpe schon Tag und Nacht laufen und es wird trotzdem immer ärger.“ Im Nachhinein kann man nur feststellen: Das waren Opfer einer weitverbreiteten Technikgläubigkeit – sowohl Schwimmteichbauer als auch Kunden.
Man hat schnell daraus gelernt und die Regenerationsbereiche wieder etwas größer gemacht sowie die Technik verfeinert. Die Ideologie „Pumpen verhindern Algen“ geriet bei den meisten in Vergessenheit. Es wurden verschiedene Filteranlagen erfunden, Absetzschächte, raffinierte Einströmungen und Skimmer – die Probleme schienen gelöst. Bei manchen Systemen zeigte sich jedoch, dass es nur eine temporäre Lösung war und die Probleme nur auf einige Jahre hinausgeschoben wurden. Es kam wieder zu Algenbildungen, verstopften Filtern und miserablen Wasserwerten. Was war passiert?

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Biologie missachtet. Das anfangs glasklare Wasser und die minimierten Regenerationsbereiche sowie die eindrucksvolle Technik beeindruckten viele Kunden und auch Kollegen. Der Fehler war nur, dass offenbar manche Teichbauer und Systemanbieter im Grunde nicht wussten, was sie taten und meinten, eine starke Pumpe und eine komplizierte Filtrieranlage sei das Gelbe vom Ei – und sich nicht weiter mit den biologischen Abläufen befassten. So kam es zu überraschenden Ereignissen: Wenn ein Filter lief, war der Teich mit Algen bedeckt – wurde er ausgeschaltet, waren die Algen nach 14 Tagen wieder weg – das Gegenteil, was eigentlich erwartet wurde.

Untersuchte man die Wasserqualität vor und nach dem Filter, wurde festgestellt, dass das „gereinigte Wasser“ absolut schlechte Werte hatte: Das Redox-Potenzial war auf Null, der Sauerstoff auch. Durch den sinkenden pondus Hydrogenii (pH-Wert) wurde Phosphat freigesetzt, welches in den Ablagerungen des Filters gebunden war und nun Algen produzierte. Wären in solchen Teichen genügend Pflanzen als Nährstoffkonkurrenz gewesen, hätte es kaum Probleme gegeben – die wären gut gewachsen.
Solche und ähnliche Ereignisse beschäftigten gleichermaßen Kunden und Schwimmteichbauer oft jahrelang – Zivilprozesse in diesem Bereich nahmen zu.

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Schwimmteichbauer haben gelernt. Der Großteil der Schwimmteichbauer in Österreich hat durch Lernen am Objekt – und auch aus Fehlern – Bauweisen und Methoden entwickelt, die bis heute bestens funktionieren und eine gute Wasserqualität gewährleisten. Viele sind nie von dem Grundsatz abgewichen, dass das Verhältnis von Schwimmbereich zu Regenerationsbereich ca. 1:1 sein sollte. So gibt es in Österreich sehr viele Anlagen, die 15 Jahre und älter sind – und noch immer bestens funktionieren – ohne oder nur mit einem Minimum an Technik.
Der Verband Österreichischer Schwimmteichbauer bietet auch seit vielen Jahren Seminare an, bei denen man sein Wissen in der Botanik, Limnologie, Hydrobiologie, Biochemie und in anderen Disziplinen vertiefen kann – die mehr als 60 Mitglieder des VÖS nützen diese Veranstaltungen, um sich selbst das nötige Wissen anzueignen ohne von einem „Systemanbieter“ abhängig zu sein. Selbstverständlich bieten diese auch Vorteile – viele Franchise-Nehmer sind allerdings nach einiger Zeit frustriert, wenn die Anlagen nicht so funktionieren wie sie sollen und wenig biologisches Know-how angeboten wird.
Am besten ist es für den Kunden, wenn der Schwimmteichbauer eine fundierte Ausbildung hat und selbst Lösungen für Probleme anbieten kann und nicht sagen muss: „Das steht so in meiner Bauanleitung und daher muss es funktionieren“.

Auf Nummer sicher. Ohne Zweifel war der Ruf von Schwimmteichen zeitweise nicht so gut – es ist bekannt, dass eine schlechte Anlage mehr Wirbel macht, wie zehn gute. Manche unsinnigen Systeme und einzelne verantwortungslose Firmen haben das Ihrige dazu beigetragen. So mancher Konkurs hat das Vertrauen in die Branche auch nicht gerade gestärkt. Diese Zeiten sind vorbei und österreichische Schwimmteichbauer genießen europaweit einen ausgezeichneten Ruf.
Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Technik natürliche Abläufe unterstützen soll – diese Abläufe sind jetzt weitgehend bekannt (auch wenn es immer noch Anbieter gibt, die nur auf die Technik schwören) und man kann die Technik darauf einstellen.
Hatte man früher Probleme mit Algen, weil einfach die Nährstoffkonkurrenz in Form von Unterwasserpflanzen und Repositionspflanzen fehlte – pflanzt man heute diese Helfer gezielt ein. Die Regenerationszonen werden wieder etwas größer gebaut, es gibt Spezialsubstrate für die Pflanzen und auch auf das Füllwasser wird genau geachtet. Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Schwimmteich in einer Gegend baut, wo das Füllwasser eher sauer und weich ist – oder in einer Gegend, wo es im basischen Bereich mit hoher Gesamthärte aus der Leitung sprudelt.

Auch auf den Besatz mit Zooplankton und gegebenenfalls mit wasserreinigenden Bakterien wird großer Wert gelegt – das Wissen der Fortbildungsseminare wird umgesetzt. Pumpen werden nicht mehr so eingebaut, dass das Zooplankton im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Räder kommt“ (nämlich unter die Laufräder der Pumpe) und dadurch abgetötet wird. Diese wichtigen Filtrierer (Daphnien, Cyclops,…) wälzen das Wasser eines Schwimmteiches im Optimalfall ein- bis zweimal pro Woche um und filtrieren nicht nur Schwebealgen und Trübstoffe, sondern auch hygienisch relevante Bakterien aus dem Badewasser.

Ökologischer Erlebnisraum. Es wird wieder mehr auf biologische Zusammenhänge geachtet – viele Kunden wünschen sich zudem den Schwimmteich als ökologisches Erlebnis – auch Frösche, Molche, Libellen und Schmetterlinge sind willkommen.
Wie schon vor rund zehn Jahren schwappt die „neue Schwimmteichwelle“ wieder in die verschiedenen Staaten Europas – vor allem in der Schweiz, wo es zehn Jahre lang fast nur Systemanbieter gab (von denen einer einen grandiosen Konkurs erlitt), formierte sich eine neue Bewegung von Schwimmteichbauern, die auf eigenes biologisches Wissen und fundiertes Know-how setzen und damit sehr viel Erfolg haben.

Die Zeit des „Glaubenskrieges“ ist vorbei – lange Jahre gab es nur die Vertreter des „Naturschwimmteiches“ und des „Technischen Schwimmteiches“. Jetzt kennen die meisten Schwimmteichbauer die Grenzen der Technik und vor allem die biologischen Abläufe. Es ist daher nur noch die Frage, ob man mehr oder weniger Technik einbaut – oder gar keine. Nur noch wenige Anbieter – meistens solche die aus der Pool-Branche oder aus anderen Branchen – schwören auf Technik oder andere „Wundermittel“ – die Mehrheit bietet gut erprobte Systeme und Schwimmteiche an – und vor allem Lösungen, wenn es zu Problemen kommt.