Der Recycling-Gedanke fasst auch im Landschaftsbau Fuß. Durch die rasante Verkürzung der Lebenszyklen von Gebäuden fallen immer größere Mengen an gebrauchten Materialien an. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wird darüber nachgedacht, diese Baustoffe aus zweiter Hand aufzubereiten und wiederzuverwerten.
Recycling-Materialien im Wegebau. Sekundärrohstoffe wie Betongranulat, Mischabbruchgranulat, Asphaltgranulat, Recycling-Kies und Glassplitt finden im Straßenbau Verwendung. Sie müssen die gleichen Minimalanforderung an Verdichtbarkeit, Festigkeit, Tragfähigkeit, Wasser- und Froststabiliät erfüllen wie primäre Kiese, Schotter und Splitte. Vor dem Einbau müssen sie in jedem Fall aufbereitet werden um den Ansprüchen an Kornabstufung, Begrenzung des Größtkorns, Wasser- und Frostbeständigkeit gerecht zu werden. Darüber hinaus werden gegebenenfalls unerwünschte Bestandteile entfernt. In kleinen Mengen werden diese recyclierten Baustoffe als Kiesersatz im Straßenoberbau eingesetzt oder dienen als Zuschlagstoffe für bituminöse Baustoffe und Zementbeton. Asphaltgranulat kann auch als Deckschicht für Wald- und Güterwege verwendet werden.
Recycling-Ästhetik.Im Landschaftsbau tritt zum einen der Materialcharakter der Sekundärstoffe in den Vordergrund. Hier geht es um die bewusste Inszenierung von alten, zum Teil wertvollen Materialien. Zum anderen folgt der Einsatz von gebrauchten Baustoffen einem Sparsamkeitsgebot oder dient als umweltpädagogisches Zeichen. So etwa wenn ein Schulhof mit selbst gesammeltem Material aus der Umgebung gestaltet wird. (Siehe: Ingrid Schegk: Neue Wege mit alten Materialien. – in: Neue Landschaft 11/04). Damit soll versucht werden, das ästhetische Empfinden zu verändern um damit dem Ausrangierten, Improvisierten einen neuen Stellenwert zu geben.
Historische Baustoffe und Zweite Wahl. Schegk unterscheidet zwei Formen des Einsatzes gebrauchter Materialien im Landschaftsbau. Beim Produktrecycling werden alte Bauelemente praktisch unverändert in der ursprünglichen oder in einer neuen Funktion neu eingebaut. Für historische Baustoffe gibt es einen gewissen Markt, der die Nachfrage nach Materialien mit dem Charme der Patina bedient. Das Unternehmen Steirerhaus in Großpesendorf etwa bietet u.a. handgeschlagene Ziegel aus verschiedenen Epochen an, die teilweise auch für Pflasterungen in Gärten benützt werden. Der Umgang mit historischen Baustoffen bedarf allerdings oft Kenntnissen traditioneller handwerklicher Bautechniken. Zudem sind Baustoffe aus dem Hausbau nur bedingt für Bauten im Freien einsetzbar. Die Frostsicherheit von historischen Ziegeln, auch von hartgebrannten, kann nicht garantiert werden. Weniger Probleme gibt es mit gebrauchten Natursteinpflastern. Ihr Einsatz hat sich bewährt, und sie werden gerne als Blickfänger für ausgefallene Weggestaltung benützt.
Eine Unterart des Produktrecyclings ist der Einsatz von Rest-Baustoffen, die in kleinen Mengen abgegeben werden, oder Baustoffen zweiter Wahl. Sie eignen sich für Projekte, die mit geringem Budget realisiert werden müssen, oder für Designaufgaben, bei denen der Patchwork-Charakter von Pflasterflächen angestrebt wird. Mosaik-Pflaster aus gebrauchten Materialien und Fundstücken geben kleinen Gärten ein verspieltes und künstlerisches Ambiente.
Neue Wege. Die zweite Art des Recyclings ist das Materialrecycling, bei dem ein Abfallstoff in veränderter, aufbereiteter Form wieder verwendet wird. Im Landschaftsbau befindet sich diese Methode noch im Experimentierstadium. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Glassplitt für begehbare Flächen. Die Landschaftsarchitektin Barbara Bacher aus Linz hat für die Gartentage Seitenstetten eine solche Fläche verwirklicht. Ihre Intention war es, eine optisch außergewöhnliche Alternative zu Rindenmulch und Kies zu kreieren. Das Material besteht aus Mischglas mit hohem Grün-Anteil, das von einem Schweizer Kieswerk in einem speziellen Bruchverfahren zu Splitt verarbeitet wurde. Die Kanten der einzelnen Körner sind so gerundet, dass keine Verletzungsgefahr besteht, auch wenn man barfuß darüber läuft. Flächig ausgebracht macht das farbig funkelnde Glas einen sehr artifiziellen Eindruck, der von Barbara Bacher bewusst angestrebt worden ist. Für die Besucher des Gartens wirkt es als Blickfang, der seine Attraktivität auch über den Lauf der Zeit behalten hat. Die Pflege beschränkt sich darauf, im Herbst Laub und Verschmutzungen zu entfernen. Einen gewissen Schwund des Materials war im Lauf der inzwischen drei Jahre allerdings festzustellen: Kinder waren von den „glänzenden Steinen“ so fasziniert, dass sie sie teilweise gleich säckchenweise mit nach Hause genommen hatten.
Vorreiterrolle. Da im Garten- und Landschaftsbau vergleichsweise wenig Material verbaut wird, hat der Einsatz von Recycling-Baustoffen eher experimentellen- und Symbol-Charakter. Es sind oft Vorreiter einer modernen Materialästhetik, die „billige“ Baustoffe mit Gebrauchs- spuren als Stilelement einsetzen. Das beschränkt sich nicht auf die konventionellen Materialen Holz, Naturstein, Stahl und Beton. Mit Kunststoffen und Glas als Schüttmaterial oder mit Pflastermosaiken aus Altmetall-Fundstücken oder Bitumenaufbruchplatten können sichtbare Zeichen für eine Mehrfachverwertung gesetzt werden.
Langfristiges Ziel der Verwendung von Altmaterial im Landschaftsbau in größerem Ausmaß könnte ein geschlossenes Kreislaufsystem mit professionellem Material-Management sein.