Als Schotterrasen wird eine für gelegentliche Verkehrsbelastung geeignete und mit Gräsern begrünte Fläche bezeichnet, deren Tragschicht aus einem Gemisch von Gräder und Oberboden besteht. Das Korngefüge armiert die Fläche so weit, dass ein zeitweises Befahren oder die Nutzung als Parkplatz möglich wird, ohne den Bestand des Rasens zu gefährden. Neben den verkehrs- und bautechnischen, den vegetations- und entwässerungstechnischen Anforderungen kann dem Schotterrasen auch eine ästhetische Wirksamkeit zugesprochen werden.
Kriterienkatalog. Die Abteilung für Garten- und Landschaftsgestaltung an der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn in Wien hat im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit einen Kriterienkatalog für die Herstellung von standfesten Schotterrasen mit akzeptablem Begrünungsgrad entwickelt. Dieser beruht auf Erkenntnisse des Straßen- und Sportplatzbaus sowie auf analytische Untersuchungen von Schotterrasenflächen in Deutschland. Als Grundlinien für die Bauweise „Schotterrasen Schönbrunn“ werden die ÖNORM B 2606/1 sowie die Richtlinien und Vorschriften für den Straßenbau (RVS) herangezogen. In der Verflechtung dieser beiden Regelwerke wird unter Berücksichtigung der vegetativen Anforderungen der Rasendecke der primäre Lösungsansatz für dauerhafte Schotterrasenflächen gesehen. Die Formulierung eines idealen Sieblinienbereichs für das Gemisch erlaubt es, ausgehend von einem handelsüblichen, in der RVS definierten Material für Tragschichten und nach Analyse des zur Verfügung stehenden Oberbodens, dessen Anteil am Gesamtgemenge in Abhängigkeit von seiner Kornzusammensetzung festzulegen.
Kosten und Erhaltungsaufwand gering. Bei richtigem Einbau sind die Herstellungskosten niedrig, der Erhaltungsaufwand gering. Es sind keine oder nur geringfügige Einrichtungen für die Oberflächenentwässerung erforderlich. Aufgrund des lebenden Baustoffes „Pflanze“ – im Falle des Schotterrasens sind dies Gräser – kommen dafür nur Flächen in Frage, die mit zeitlichem Abstand und kurzfristig als Verkehrsflächen genutzt werden. Dazu zählen Abstellflächen vor Messezentren, Ausstellungen, Sport- und Badeanlagen oder Feuerwehrzufahrten. Die sporadische Nutzung aufgrund der zeitlichen Abstände der Veranstaltungstermine und die Witterungsabhängigkeit von Freizeitaktivitäten halten die Belastungen von Schotterrasen in Grenzen. Nicht geeignet sind Schotterrasen als Dauerabstellparkfläche aufgrund des reduzierten Lichtangebotes, das das Gräserwachstum hemmt.
Empfehlungen und Richtlinien.
Unterbauplanum
Das Unterbauplanum ist profilgerecht, eben und tragfähig herzustellen. Da bei Schotterrasen die Schichten des Aufbaus nicht getrennt betrachtet werden dürfen, sondern der gesamte Aufbau als System mit intensiven physikalischen, chemischen und biologischen Wechselfunktionen zu sehen ist, muss der Übergang vom Unterbauplanum zur Tragschicht möglichst kontinuierlich erfolgen. Die aufeinanderfolgenden Schichten werden beim Einbau jeweils 5 bis 7 cm miteinander verzahnt.
Tragschicht
Die fertige Tragschicht soll eine Schichtstärke von 15 bis 20 cm aufweisen. Sie setzt sich aus Stützkorn und Oberboden zusammen. Die Sieblinie soll innerhalb des empfohlenen Bereichs liegen.
Die Bauweise „Schotterrasen Schönbrunn“ berücksichtigt sowohl die Kriterien der Bautechnik (Witterungsbeständigkeit, Frostsicherheit, Verdichtbarkeit, Belastbarkeit, Wasserdurchlässigkeit, ...) als auch der Vegetationstechnik (Oberbodenanteil, Wasserspeicherfähigkeit, Porenvolumen, pH-Wert, Kalkgehalt, ...). Die Querneigung der Tragschicht kann ein Gefälle bis 1 % aufweisen. Die Tragschicht ist durch Rütteln sorgfältig zu verdichten. Der letzte Verdichtungsgang hat nach der Besämung zu erfolgen.
Besämung
Die Saatgutmenge sollte 15 bis 20g/m² nicht überschreiten. Auf gleichmäßige Artenverteilung ist bei der Ausbringung zu achten. Folgende Saatgutmischung wird empfohlen:
15 % Festuca rubra commutata
15 % Festuca rubra trichophylla
30 % Lolium perenne in mind. zwei Sorten
35 % Poa pratensis in mind. zwei Sorten
5 % Agrostis stolonifera
(Angaben in Gewichts%)
Der abnahmefähige Zustand ist erreicht, wenn entsprechend der erforderlichen Artenzusammensetzung mindestens 50 % der Gesamtfläche bedeckt sind. Die Abnahme erfolgt frühestens nach dem ersten Schnitt. Die frisch besämten Schotterrasenflächen sind frühestens nach dem ersten Schnitt für die Benützung freizugeben.
Pflegemaßnahmen
Die Anwuchspflege umfasst im Wesentlichen die Erhaltung des Feuchtezustandes, die Erhaltung der Absperrung gegen Befahren und den ersten Schnitt. Dieser sollte bei einer Wuchshöhe von 8 bis 10 cm auf 5 cm erfolgen. Das Mähgut ist zu entfernen.
Die Erhaltungspflege wird je nach Wuchsleistung, die von Witterungseinflüssen, Standort und Nutzungsgrad abhängig ist, zweimaliges Mähen pro Jahr umfassen. Das Mähgut ist zu entfernen.
Umsetzung in der Praxis. Die Richtlinie wurde auf Versuchsflächen (Wien, Burgenland) angewendet und getestet.
Das Kriterium der Kostengünstigkeit kommt mit ca. 11 €/m² eingebautem Schotterrasen zum Tragen. Befahrungsversuche und detaillierte Bodenanalysen liefern sehr gute Ergebnisse, welche die Kornzusammensetzung, den Gehalt an organischer Substanz, Karbonatgehalt, pH-Wert, Gesamtporenvolumen, Versickerungsintensität, Trockenraumdichte, Feldkapazität, pF-Wert, Welkepunkt und Verdichtungsgrad umfassen. Die Werte liegen innerhalb des Bereichs der empfohlenen Kriterien und bestätigen der Vegetationstragschicht Tragfähigkeit und Pflanzenverträglichkeit bei extensiver Belastung durch Befahrung. Die empfohlene Saatgutmischung bewährt sich mit projektiven Deckungsgraden über 60 %, trotz extremer Witterungsbedingungen in den Versuchsjahren 2002 (Starkregenereignis) und 2003 (sehr hohe Temperaturen, kaum Niederschlag).
Bauweise gerechtfertigt. Die an der HBLFA Schönbrunn entwickelte Richtlinie für die Herstellung von standfesten Schotterrasen nach der Bauweise „Schotterrasen Schönbrunn“ wurde in den vergangenen Jahren unter praxisnahen Bedingungen erfolgreich geprüft. Im Gegensatz zu herkömmlichen Bauweisen, die einen mehrschichtigen Aufbau der Tragschicht empfehlen, wird beim „Schotterrasen Schönbrunn“ eine bodennahe Bauweise mit einschichtigem Aufbau angestrebt, deren Vorteile in der Ausnutzung des Baugrundes als Wasser- und Nährstoffspeicher liegen. Neben der Kapillarwirkung ist das eingebaute Schotterrasengemisch versickerungsaktiv, weist keine Vernässungen auf und ist belastbar. Geringe Kosten in der Herstellung, extensive Pflege und ästhetische Wirksamkeit sind weitere Anforderungen, denen die Bauweise „Schotterrasen Schönbrunn“ gerecht wird.
Infos über Schotterrasen:
Tel. 01/813 59 50-313
Kriterienkatalog „Schotterrasen Schönbrunn“
Stützkorn
Gesteinsart: Quarz, Feldspat, max. 0,5 Masse% Kalk
Korngrößenbereich: 0/35 nach RVS 8.511
Oberboden
Korngrößenbereich: 0/4
Kalkgehalt: max. 0,5 Masse%
Tragschichtmaterial, einbaufertig
Mischungsart: gleichmäßig vor Einbau
Anteil Oberboden: 10 bis 15 Masse%, abhängig von v Korngrößenverteilung
Schichtdicke, verdichtet: 15 bis 20 cm
Anzahl der Lagen: 1
Verdichtungsgrad: 80 (- 85) DPr
Kalkgehalt: max. 0,5 Masse%
pH-Wert 5,5 bis 6,5
Humusgehalt 1,5 bis 4 Masse%
Korngröße bis 0,02 unter 20 Masse%
Korngröße bis 0,002 unter 10 Masse%