Die Möblierung der Landschaft

Ein Artikel von DI Hartmut Schnedl | 01.04.2005 - 13:23

Bänke, Abfalleimer, Poller und dergleichen im öffentlichen und halb öffentlichen Freiraum werden gerne unter den Bezeichnungen Stadt-, Freiraum- oder Landschaftsmöbel zusammengefasst. Das ist insofern nicht ganz exakt, als der Begriff „Möbel“ im ursprünglichen Sinn bewegliche Einrichtungsgegenstände bezeichnet – im Unterschied zu den unbeweglichen Immobilien. Stadt- und Landschaftsmöbel sind jedoch in der Regel verankert, einbetoniert oder gemauert und damit unbeweglich. Sie sind weniger Einrichtungsgegenstände als Gestaltungselemente des Freiraums, mit denen dieser gegliedert, akzentuiert und charakterisiert werden kann.

Gebrauchsanweisung für den Freiraum.Stadt- und Landschaftsmöbel spielen für das Gesicht und den Charakter eines Ortes eine wesentliche Rolle. Die konsequente Auswahl des Mobiliars in Zusammenhang mit den übrigen Gestaltungselementen – Pflanzen, Pflasterungen usw. – prägen bewusst und unbewusst die Wahrnehmung eines Ortes. Plätze, Promenaden, Parks und sogar ganze Städte erhalten mit einer durchgängigen und unverwechselbaren Möblierung ein „Markenzeichen“. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist Amsterdam: Die allgegenwärtigen rotbraunen Poller mit den drei Kreuzen (im Volksmund „Amsterdammerjets“ genannt) sind zu einem Symbol für Amsterdam geworden. Das Bild eines Straßenabschnittes, der von „Amsterdammertjes“ gesäumt ist, wird automatisch als Teil dieser Stadt erkannt.
Das Freiraummobiliar schafft räumliche Identität, darüber hinaus ist es entscheidend für die Nutzbarkeit eines Ortes. Damit ist weniger gemeint, dass Bänke das Sitzen und Abfalleimer das Wegwerfen von Müll ermöglichen. Sitzen kann man schließlich auch auf Mauern oder im Rasen, und Müll kann man praktisch überall loswerden. Vielmehr gibt das Mobiliar eine Art „Gebrauchsanweisung“ zur Nutzung öffentlicher Räume, wie der Designer und Forscher Nicolas Beucker schreibt. Eine Bank signalisiert: „Auf mir darfst du sitzen“. Ein Abfalleimer leitet die Besucher dazu an, ihren Müll in ihn zu werfen und nicht ins benachbarte Staudenbeet. Mit der Aufstellung des Mobiliars leiten und regeln Planer und Planerinnen das Verhalten der Besucher.
Im Unterschied zum Privatgarten plant und gestaltet man den öffentlichen und halb öffentlichen Raum für anonyme Nutzer, deren Bedürfnisse man nicht kennt und die ihre Ansprüche an den Raum nicht offen formulieren. Eine Sitzbank im Park wird dort platziert, wo der Planer oder die Planerin glaubt, dass der Besucher sitzen will, oder wo er zu sitzen hat. Schlechte Planung – sowohl was die Auswahl als auch die Anordnung der Mobiliare betrifft – führt dazu, dass die Möbel nicht oder „falsch“ benutzt werden. Ein sichtbares Zeichen dafür ist Vandalismus.

Bänke und Stühle. Parks und Promenaden stellen andere Ansprüche an die Ausstattung mit Bänken und Sitzgelegenheiten als Freiflächen für Jugendliche. Im ersten Fall sollen Bänke zum Innehalten und Verweilen animieren. Im zweiten Fall liegt der Schwerpunkt auf Robustheit und „Vandalismussicherheit“, Bequemlichkeit ist zweitrangig.
Die Urform der Bank ist die Gartenbank mit Seitenteilen aus Gusseisen und Holzbeplankung. Diese Kombination von Metall mit Holz dominiert auch bei zeitgemäßeren Entwürfen, doch geht der Trend in Richtung Leichtigkeit und klare Linien.
Holz ist das Material, das nach wie vor den größten Sitzkomfort bietet. Es erfordert allerdings einen gewissen Pflegeaufwand und ist nicht ganz so robust wie Metall. Je nach Einsatz müssen Holzplanken nach einigen Jahren erneuert werden. Holz wird unbehandelt, offenporig lasiert oder kesseldruckimprägniert eingesetzt. Lärche eignet sich für die meisten Anwendungen, das Holz nimmt allerdings rasch eine silbergraue Patina an, die nicht immer erwünscht ist. Eine Lasur kann diesen Prozess um einige Jahre hinauszögern. In letzter Zeit wird an Stelle von Lärche auch gerne die widerstandsfähige Robinie eingesetzt. Robinienholz in brauchbarer Qualität ist allerdings nicht immer in ausreichenden Mengen zu bekommen. Eichenholz ist äußerst strapazfähig, wird jedoch kaum für Landschaftsmöbel eingesetzt. Eiche bildet Gerbsäure aus, in Kontakt mit Metall kann es dabei zu Korrosionserscheinungen kommen. Gute Eigenschaften weist die Douglasie auf. Ihr Nachteil ist, dass sie zum unerwünschten Ausharzen neigt.
Für die Verwendung im Außenbereich ideal sind Tropenhölzer wie Teak, Kambala oder Bangkirai. Sie sind optisch interessant, praktisch unverwüstlich und pflegefrei. Der Einsatz dieser Hölzer ist allerdings nur eingeschränkt möglich, einerseits wegen des Preises, andererseits werden Tropenhölzer oft nur widerwillig als Ersatz für heimische Holzarten angenommen.
Sitzflächen aus Metall sind bei tiefen Temperaturen ungemütlich bis unbenutzbar. Im Sommer hinterlassen strukturierte Metallflächen bei Menschen in kurzen Hosen oder Röcken Abdrücke auf der Haut. Der Vorteil von Metall ist seine Robustheit und Langlebigkeit. Es widersteht Angriffen mit Spraydosen, Taschenmessern und Feuerzeugen relativ unbeschadet.
Ein bewährtes Material ist feuerverzinkter Stahl. Die Zinkoberfläche geht mit dem Stahl eine Legierung ein, die zuverlässig vor Korrosion schützt. Im Rohzustand weist feuerverzinkter Stahl ein charakteristisches Zinkblumenmuster auf.
Pulverbeschichtetes Metall ist in allen Farbtönen der RAL-Farbpalette sowie mit verschiedenen Oberflächenstrukturen erhältlich. Farbige Oberflächen wirken wärmer und weicher als Metalloberflächen, überdies lassen sich mit farbigem Mobiliar Farbkonzepte und „Corporate Design“ im Freiraum verwirklichen.
Edelstahl, matt oder hochglänzend poliert, wirkt durch seinen besonderen „metallischen“ Charakter. Diese edle Optik hat allerdings auch ihren Preis. Edelstahl ist besonders widerstandsfähig, bedarf aber auch einer gewissen, wenngleich geringen Pflege.
Gusseisen wird vor allem für Bankgestelle und –seitenteile verwendet. Gusseisenteile können lackiert oder mit einer strukturierten Pulverbeschichtung versehen sein, die, wie bei Modellen von sineu graff, eine sandartige Oberfläche erzeugen.
Miramondo bietet Sitzmöbel für den Außenraum an, die einen Stahlrahmen mit einer geformten Sitzfläche aus einem Hochdrucklaminat kombinieren. Diese Materialkombination ermöglicht besonders filigrane Bauweisen.
Beplankungen aus Kunststoff sind weitgehend wartungsfrei und robust. Sie genügen allerdings nur bedingt höheren optischen Anforderungen und neigen dazu, unter Sonneneinstrahlung zu verblassen. Zu beachten ist auch, dass sie Zerstörungsaktionen mit Feuerzeugen besonders ausgesetzt sind – ein Phänomen, das oft in der Nähe von Schulen und auf Spielplätzen auftritt.
Naturstein hat vor allem repräsentative Funktion und eignet sich für Freiräume mit speziellem Ambiente. Entscheidend ist die Optik des Materials - Muschelkalk, Basalt oder Granit vermitteln ein jeweils eigenes Flair.
Stadt- und Landschaftsmöbel müssen nicht unbedingt aus den Katalogen einschlägiger Herstellerfirmen stammen. In manchen Situationen bietet es sich an, Stufen, Mauern, Gabionen oder einfache Planken auf Betonsockeln als Sitzgelegenheiten anzubieten. Diese „offenen“ Lösungen werden gerne für die Gestaltung von Schulhöfen oder Spielplätzen angewendet. Ihr großer Vorteil ist, dass sie mehrere Nutzungen zulassen - Sitzen, Lümmeln, Klettern, Balancieren usw. – ohne dass dies gleich den Vorwurf des „Vandalismus“ einträgt.

Abfallbehälter. Die wichtigste Eigenschaft von Abfallbehältern ist ihre Anwesenheit. Sie sollen da sein wenn man sie braucht und sich ansonsten dezent im Hintergrund halten. Meist werden Abfallbehälter erst dann bemerkt, wenn sie einmal fehlen. Von der Tendenz, ihnen mit knalligen Farben eine pädagogische Bedeutung zu geben, ist man inzwischen wieder abgekommen. Wer gewöhnlich seinen Abfall in die Wiese wirft, wird sich auch von noch so grellen, orangefarbenen Mistkübeln nicht davon abhalten lassen.
Das Basismodell eines Abfallkorbes im öffentlichen Freiraum ist die einfache Tonne aus gelochtem Blech, an einem Stahlsteher montiert. Diese Form hat den Nachteil, dass Flüssigkeiten, wie geschmolzenes Tüteneis, durch die Löcher tropfen und den Platz unter dem Abfallkorb verunreinigen können. Darüber hinaus kann der Wind ungehindert durch die Löcher dringen und den Müll herausblasen.
In seiner erweiterten Form wird dieser Grundtyp deshalb mit einem Metallring versehen, der die Einwurfsöffnung verengt. Um das Eindringen von Regen zu verhindern, werden neuere Modelle mit einem Dach versehen oder mit einer seitlich angebrachten Einwurfsöffnung. Die Öffnung soll klein genug sein, um die Leute vom „Werfen“ des Abfalls abzuhalten, aber groß genug, um auch sperrigere Dinge aufzunehmen. Die Funktion eines Abfallbehälters soll für die Benützer intuitiv erfassbar und seine Entleerung rationell möglich sein. Auch wenn Funktionalität im Vordergrund steht, gibt es jede Menge „Designbehälter“ aus Aluminium, Edelstahl und natürlich Holz. Sie werden in einer Produktlinie mit Bänken angeboten. Aus nahe liegenden Gründen sollten Abfallbehälter auch stets unmittelbar bei Bänken und Rastplätzen angebracht werden.

Poller und Fahrradbügel. Ursprünglich waren Poller Holz- oder Metallpfosten, die zur Befestigung von Tauen großer Schiffe dienen. Im Straßenraum werden Poller als „fahrzeugabweisende Elemente zur Eindämmung und Verhinderung illegaler Parkvorgänge“ eingesetzt. Es sind Raum gliedernde Elemente, die das Freihalten von Flächen dort garantieren sollen, wo Straßenschilder und Bodenmarkierungen versagen. Reine Funktionspoller sind unauffällige Metallpfosten, mindestens 80 cm hoch, damit sie von einparkenden Autofahrern auch durchs Heckfenster gesehen werden können. Sie müssen relativ bruchsicher sein und dürfen nicht splittern. Für städtische Verkehrsflächen haben sich Stahlpoller mit einer Wandstärke von 4 mm bewährt. Auffälligere Modelle aus Edelstahl, historisierende Poller aus Gusseisen und Steinkugeln werden eingesetzt, wenn sie zusätzlich Gestaltungsfunktion übernehmen oder sich einem historischen Ensemble eingliedern sollen.
Der Abstand zwischen den Pollern muss so groß sein, dass Kinderwagen und Rollstühle passieren können, und er soll so eng sein, dass das schmalste Auto nicht hindurch kommt. Im Allgemeinen gilt ein Abstand von zwei Meter als optimal.
Fahrradbügel bieten Diebstahlschutz und können als Pollerersatz eingesetzt werden. Oft dienen sie auch als Werbefläche für Sponsoren. Bei der Neuanlage von Freiflächen sollte man einbetonierten Radbügeln den Vorzug geben, bei denen der Rahmen mit einem Radschloss am Bügel fixiert werden kann. Radständer, bei denen jeweils nur Vorder- oder Hinterrad gesichert werden kann, genügen nicht den Vorschriften der meisten Fahrrad-Diebstahlsversicherungen.

Baumscheiben und Blumenschalen. Baumscheiben haben die Aufgabe, den Wurzelbereich des Baumes vor Verdichtung zu schützen. Sie bestehen in der Regel aus Stahl oder Gusseisen, stark genug, um das Gewicht von Fahrzeugen zu tragen. Baumschutzgitter sollen eine Beschädigung des Stammes verhindern.
Neben optisch schlicht gehaltenen Modellen gibt es figurative Ausführungen für den Einsatz in historischen oder modernistisch gestalteten Straßenzügen.
Blumenschalen und Blumentröge in Freiräumen sind ein nicht unumstrittenes Kapitel. Sie dienen als Pollerersatz, zur Gliederung von Straßenzügen, werden aber auch auf Grünflächen eingesetzt, um Strukturen zu schaffen. Neben den allgegenwärtigen Pflanzgefäßen aus Waschbeton werden Modelle in verschiedenen Formen und Materialien, in Kunststoffausführung und aus edleren Materialien wie Edelstahl oder Naturstein angeboten.

Sonnensegel. Ebenso wie Poller sind Sonnensegel ein Produkt, die ihren Ursprung in der Seefahrt haben. Sonnensegel eignen sich, um größere Flächen wie Terrassen, Gartencafés oder Kinderspielplätze bei Bedarf zu beschatten oder auch vor Regen zu schützen. Sie bestehen aus einem Befestigungssystem aus Drahtseil, einem Raffsystem, über das das Schattensegel händisch oder per Elektromoter gespannt wird, und dem eigentlichen Segel aus Markisengewebe oder Polyesternylon. Sonnensegel sind auffallende architektonische Elemente, die Freiräume ein charakteristisches Gesicht geben.

Fazit. Der Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten mit Freiraummöbeln steht die Tatsache gegenüber, dass die Möblierung von Freiräumen oft erst „hintennach“ passiert, und dass die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel dementsprechend gering ausfallen. Die Wiederentdeckung des öffentlichen Raumes als Quelle von Lebensqualität stellt hingegen an die Ausstattung der Freiräume erhöhte Ansprüche. Dies erfordert, dass die Ausstattung der Freiräume in die Planung integriert wird, und dass nach Lösungen gesucht wird, die den Ansprüchen der Bevölkerung genügen und dem Charakter des Freiraumes entsprechen.