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Gärten ins rechte Licht gerückt

Ein Artikel von DI Hartmut Schnedl | 18.02.2005 - 16:40
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Nach Eintritt der Dunkelheit geschlossen – Zugangsbeschränkungen, wie man sie an historischen Parkanlagen findet, gelten für Privatgärten noch lange nicht. Die richtige Lichtgestaltung sorgt dafür, dass der Gartentag bis lange nach Sonnenuntergang ausgedehnt werden kann. Auch wenn der Abend etwas zu kühl ist, um noch im Freien zu sitzen, macht eine stimmungsvolle Beleuchtung den Garten zu einem attraktiven Blickpunkt und einer optischen Verlängerung des Wohnzimmers.

Sicherheit und Stimmung. Künstliche Lichtquellen im Garten erfüllen mehrere Funktionen. Der wichtigste Aspekt ist die Sicherheit. Beleuchtete Gartenwege, Treppen und Absätze sind nicht nur eine Orientierungshilfe, sie beugen vor allem Unfällen durch Stolpern und Ausrutschen vor. Mit Licht können Warnsignale vor Geländekanten, Terrassenenden oder ungesicherten Teichufern gesetzt werden. Helle Eingangsbereiche, Grundstücks- und Garageneinfahrten dienen als Wegweiser für Besucher, Einsatzfahrzeuge und Rettungsdienste. Wer schon einmal in der Dunkelheit ein fremdes Haus gesucht hat, ist froh über Erkennungszeichen wie beleuchtete Hausnummern oder Namensschilder. In gewissem Umfang dienen Lichtquellen auch als Schutz vor Einbrechern und Vandalen.
Mit entsprechender Beleuchtung können Teile eines Gartens auch noch in der Nacht genutzt werden. Das gilt nicht nur für Sitzplätze und Terrassen, für die oft auch mobile Lichtquellen ausreichend sind. Auf einem ausgeleuchteten Rasen lassen sich Spiele bis nach der Abenddämmerung fortsetzten und ein beleuchtbares Kräuterbeet erspart den Griff zur Taschenlampe, wenn die eine oder andere Zutat für den Mitternachtsimbiss fehlt.
Mit Licht lassen sich wirkungsvoll Stimmungen erzeugen. Richtig gesetzte Beleuchtungsakzente verzaubern den nächtlichen Garten und betonen besonders attraktive Elemente. Nicht zuletzt kann Licht als künstlerisches Element den Garten bereichern. Moderne Lichtskulpturen oder antike Kandelaber sind auffallende Blickfänger und wirken auch tagsüber als stimmungsvolles Gartenmobiliar.

Harmonie und Farbenspiel. Eine taghelle Ausleuchtung des Rasens ist bei Fußballstadien erwünscht, im Garten kann und soll künstliches Licht aber kein Ersatz für Tageslicht sein. Das Farbenspektrum der Leuchtmittel ist anders zusammengesetzt als das des Tageslichts, auch wenn das menschliche Auge dies in gewissem Maß kompensieren kann. Werden einzelne Elemente beleuchtet, wirken die Farben vor dem grauen Hintergrund der Nacht umso intensiver. Es ist nur in wenigen Fällen sinnvoll, den Garten vollständig auszustrahlen. Für Gartenpartys oder nächtliche Gartenarbeiten ist der Einsatz eines mobilen Erdspießstrahlers ausreichend. Fest installierte Rundumbeleuchtungen können in Verbindung mit einer Alarmanlage ihre Berechtigung haben. Im Alarmfall wird so das ganze Areal mit einem Schlag beleuchtet. Für ein stimmungsvolles Bild soll die Beleuchtung des Hauses und des Gartens eine harmonische Einheit bilden. Ein zu hell erleuchtetes Wohnzimmer überstrahlt die Lichteffekte des Gartens. Zu starke Lichtquellen im Garten wirken schnell grell und blenden. Zweckmäßig ist es, das Licht aufzuteilen. Indirekte Beleuchtungen sind am wirkungsvollsten. Gedämpftes Licht ist auch in Hinsicht auf Nachbarn und Passanten zu empfehlen.

Sitzplätze und Terrassen. An Sitzplätzen und Terrassen wirkt zu viel oder zu grelles Licht störend. Am besten eignet sich weich gezeichnetes und indirektes Licht, das aber auch nicht zu schummrig sein soll. Mit einem Dimmer lässt sich die Lichtstärke optimal der jeweiligen Stimmung anpassen.
Die Lampen müssen sich optisch in das jeweilige Umfeld integrieren. Überdachte Terrassen eignen sich für den Einbau von versenkten Deckeneinbauleuchten („Downlights“). Wandleuchten können Platz sparend an Mauern und Wänden montiert werden. Ein besonderer Effekt sind Lampen, die im Boden eingelassen sind und die Szenerie dezent von unten her beleuchten. Als frei stehende Lampen kommen Poller, Kugelleuchten und generell Lampen, deren Lichtkegel nach unten gerichtet sind, in Frage. Bei Mastleuchten ist zu beachten, dass sie nicht störend den Blick in den Garten behindern.

Wege und Treppen. Die gute Beleuchtung von Wegen und Treppen ist – aus Sicherheitsgründen – besonders wichtig. Ihre Aufgabe ist es, das Licht dorthin zu lenken, wo der Fuß auftritt, potenzielle Stolpersteine wie Trittstufen oder Treppenaufgänge besonders zu kennzeichnen und dabei den Fußgänger nicht zu blenden. Diese Funktion in stimmungsvolle Harmonie mit dem Garten zu bringen, ist – in Anbetracht der zur Auswahl stehenden Beleuchtungsmittel – eine lohnenswerte und vielfältige Aufgabe für den Gestalter. Bewährt haben sich Poller, Zylinder-, Kugel- oder Pilzleuchten. Stelen aus Naturstein oder historische gusseiserne Kandelaber geben – abgestimmt auf den Charakter des Gartens – eine besondere Note. Eine dezentere Art, für Sicherheit und stimmungsvolles Licht zu sorgen, sind in den Boden eingelassene Leuchten.
Ein relativ neuer Trend sind Einbau-Pflastersteine auf Hochleistungs-LED-Basis. Sie sind so gut wie wartungsfrei. Die leuchtenden Pflastersteine sind aus Kunststoff oder gefrostetem Glas gefertigt, fügen sich unauffällig in das Naturstein- oder Betonpflaster ein und können im Verbund verlegt werden.

Leuchtende Pflanzen. Ein Garten lebt durch seine Pflanzen. Herausragende Exemplare können durch nächtliche Beleuchtung noch zusätzlich hervorgehoben werden. Ein stattlicher Laubbaum, dessen Blätterdach sich von einem kräftigen Strahler illuminiert, der den dunklen Hintergrund der Nacht abzeichnet, ist ein imposanter Anblick. Aber auch blühende Sträucher oder Blütenstauden werden durch gezielte Beleuchtung zu einem attraktiven Blickfang. Bei der Planung der Beleuchtung sind zwei Fragen zu berücksichtigen: Die richtige Wahl des Standortes der Beleuchtung und die passende Lichtstärke. Je mehr Licht von einem Baum reflektiert wird, umso größer ist die Wirkung. Vor dem Einbau von Erdeinbauscheinwerfern muss die vorteilhafteste Lichtwirkung herausgefunden werden, unter Berücksichtigung der jahreszeitlichen Änderungen des Erscheinungsbildes. Ist das Blätterdach zu dicht, können zusätzliche Scheinwerfer mit Klemmvorrichtungen im Baum befestigt werden.
Neben Pflanzen bieten sich auch Skulpturen, Springbrunnen und Findlinge zur Beleuchtung an. Durch das Spiel von Licht und Schatten sind Effekte zu erzielen, die dem Gartenaccessoire einen eigenen Charme verleihen. Der Standort des Strahlers richtet sich dabei nach dem Blickpunkt des Betrachters.

Licht und Wasser. Die Reflexion im Wasser gibt der Beleuchtung von Teichen, Schwimmbecken oder kleinen Wasserläufen einen ganz speziellen Reiz. Am Teichufer stehende Leuchten werden durch ihr Spiegelbild verdoppelt; ein sanfter Wellenschlag belebt diesen Effekt.
Technisch aufwändiger ist die Installation einer Unterwasserbeleuchtung, die am Grund des Teiches montiert oder – bei betonierten Becken – in die Wände ein-gelassen wird. Aus Sicherheitsgründen werden Unterwasserbeleuchtungen mit Niedervolt- oder Halogenlampen betrieben.
Eine stimmungsvolle Ergänzung zur Teichbeleuchtung sind Schwimmkugeln aus Glas oder Kunststoff. Sie werden entweder mit Niedervoltspannung betrieben oder beziehen ihren Strom aus einem eingebauten Akku.

Licht als Kunstwerk. Lichtquellen im Garten müssen nicht unbedingt dazu da sein, Flächen oder Objekte auszuleuchten. Auch für sich alleine können Leuchten als Kunstwerke oder Lichtskulpturen wirken. Designleuchten aus Stein, Metall oder Holz machen auch tagsüber ein gutes Bild. Beleuchtete Kunststeine erzeugen eine eigene Atmosphäre, und durch die Kombination verschieden großer Kugelleichten lassen sich traumgleiche Lichtlandschaften inszenieren.

LED und Lichtleitfasern. Neben herkömmlichen Glühlampen und Entladungslampen (Hochdruckdampflampen, Energiesparlampen) werden bei der Außenbeleuchtung zunehmend LEDs und Lichtleitfasern eingesetzt. LEDs (Licht emittierende Dioden) überzeugen durch Unempfindlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen, niedrigem Stromverbrauch und sehr langer Lebensdauer.
Sie geben monochromatisches Licht ab, können seit einigen Jahren auch weiß leuchtend hergestellt werden. LEDs werden meist als punktförmige Lichtquellen – eingelassen in Pflastersteinen oder Platten – eingesetzt. Hochleistungsleuchtdioden finden auch in Bodeneinbaustrahlern Anwendung. Wegen der geringen Stromaufnahme eignen sie sich auch für den Einsatz in Solar-Gartenleuchten, die ihre Energie im Tageslicht auftanken.
Lichtleitfasern sind Kunststofffaserbündeln, an deren einem Ende Licht eingespeist wird, das sich in den Fasern durch Reflexion ausbreitet und an beliebig viele Lichtaustrittspunkte verteilt wird. Lichtleitfasern eignen sich ideal für Orientierungsleuchten, wenn etwa die Ränder eines Weges markiert werden sollen. Da sich die Lichtquelle an zentraler, leicht zugänglicher Stelle befindet, können Intensität und Farbe des Lichts sehr leicht geändert werden. In privaten Gärten werden Lichtleitfasern noch eher selten eingesetzt. Ihre Vorteile (lange Lebensdauer, geringer Wartungsaufwand, sehr geringe Energiekosten) und die kreativen Möglichkeiten machen sie aber zu einem besonders viel versprechenden Beleuchtungssystem für Gärten.