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Während der Delegiertenversammlung der österreichischen Gärtner war der Nachwuchs im Zuge der Staatsmeisterschaft schon fleißig am Ablegen der Einzelprüfung © Renate Stoiber

Delegiertenversammlung

Facharbeiter gut ausbilden

Ein Artikel von Renate Stoiber | 01.11.2024 - 14:45

Die Überarbeitung der Ausbildung war aber nur ein Thema der 85. Versammlung in St. Johann im Pongau. Etwas verspätet begrüßte Präsidentin Ulli Jezik-Osterbauer Delegierte und verschiedene Gäste zur Versammlung des Bundesverbands der österreichischen Gärtner. Die Beschlussfähigkeit war nun gegeben. Die Tagesordnung wurde einstimmig angenommen, ebenfalls das Protokoll der letzten Delegiertenversammlung. Mit der klingenden Domglocke im Ohr erfolgte das Gedenken an zwei aktuell verstorbene Branchenkollegen.

Zu Beginn stellte sich die neue Geschäftsführerin, DI Marlies Zahaurek, kurz vor. Durch ihren bisherigen Lebensweg ist sie bereits mit einigen Gärtnern in Kontakt gekommen. In der ersten Zeit bittet sie noch um Unterstützung bis sich dann die Rolle wandeln kann und Zahaurek die Unterstützerfunktion einnimmt. Auch Jezik bittet um Verständnis, dass die plötzliche Übernahme doch vieler Einzelbereiche eine gewisse Zeit der Orientierung in Anspruch nehmen wird. DI Karin Lorenzi konnte sich in die Bereiche nach und nach einarbeiten. Sie schloss einen Dank an die Geschäftsführer in den Bundesländern an, die bereits zahlreich Unterstützung gaben, wenn sich Zahaurek an sie wandte. Von Seiten der Landwirtschaftskammer steht der neuen Geschäftsführerin auch Karin Buresch als Assistenz zur Seite. Kassabericht 2023 und Kostenvoranschlag 2025 konnten schnell angenommen werden und das Plenum konzentrierte sich auf die aktuellen Themen der Branche.

Ausbildung der Facharbeiter

Neben dem neuen Werbe-/Imagefilm, der bei der vergangenen Buga entstand, kam auch erneut der Erfolg der Junggärtner im europäischen Bewerb zur Sprache. Diese sei nur möglich gewesen, weil die Schulen Großwilfersdorf, Langenlois und Ritzlhof ihre besten Vertreter schickten, so die Präsidentin: „Gemeinsam sind wir stark! Herzlichen Dank an alle Betriebe, Ausbildner, Lehrer, Direktoren die das ermöglichen.“

Der Erfolg des Nachwuchses leitete thematisch dann direkt zur Vorstellung der Überarbeitung der Facharbeiterausbildung durch DI Christian Kornherr. Der Ausbildungsplan war bereits 25 Jahre alt und wurde in Richtung Kompetenzorientierung überarbeitet. Noch ist die endgültige Ausarbeitung im Laufen, nähert sich aber der Ziellinie. In die einzelnen Arbeitsgruppen (Zierpflanzenbau und Floristik, Baumschule und Galabau, Gemüsebau, gartenbauliche Grundlagen, Technik, Abschluss der Ausbildung, Steuerungsgruppe) waren Praktiker, Schulen sowie Berater der Landwirtschaftskammern eingebunden.

Die fachlichen Arbeitsgruppen sind abgeschlossen und haben Themeninhalte und Kompetenzen dazu definiert. Nach der finalen Sitzung der Steuerungsgruppe geht der Plan an die Leitung der Lehrlings- und Fachausbildungsstellen, die für die Umsetzung zuständig sind. Wenn der Ausbildungsplan steht, kann sich die Gruppe, die sich mit dem Abschluss beschäftigt, treffen. Derzeit sind die Prüfungen in den Bundesländern unterschiedlich, da nun ein einheitlicher Plan entsteht, sollte auch die Prüfung dann einheitlich ablaufen. Laut Planung kann ab 2026 mit dem neuen Ausbildungsplan begonnen werden, drei Jahre später laufen dann die Prüfungen entsprechend ab.

Was die Branche beschäftigt

Weitere Themen, die zur Sprache kamen, beschäftigen sich z. B. mit der Suche nach Saisonkräften, die wieder aktuell ist. Ein interessantes Detail dazu ist, dass man für Drittstaatenkräfte, die einen Führerschein besitzen und neun Monate hier sind, ansuchen muss, damit diese in Österreich fahren dürfen. Das Ansuchen dauert aber vier Monate und der Ersatzführerschein gilt nur für die Gruppe B. Auch die Bereiche des Fachkräfte-/Mitarbeiter-Mangels, Energiekosten sowie Pflanzenschutz sind große Themen in der Branche. Ebenfalls zur Sprache kam – da es auch im Obleutegespräch Thema war – dass immer öfter niederländische Unternehmen mit ihrer B&B-Ware direkt zu Hotels fahren und dort Pflanzen für die Beetgestaltung verkaufen. Das ist ein Verlust für die Branchenbetriebe.

Aus dem Plenum kam zur Abstimmung, ob die jährliche Marktanalyse um die Auswertung der Trendfragen zusammengekürzt werden und die doch aufwändige Umfrage so kompakter gestaltet werden könnte. Das hieße, dass die für sie Statistik Austria benötigten Zahlen weiterhin aufgenommen werden, damit diese nicht jeder Betrieb extra melden muss. Der Aufwand für die Trendabfrage sei doch sehr hoch und die Aussagekraft bedingt. Damit hatte keiner der Anwesenden ein Problem.

Aus Wien kam die Anfrage, ob es möglich sei, dass Lehrlinge (wie es bereits einmal war) die Weiterbildung zu Schule am Bauernhof machen können, das sei nun nur noch für fertige Facharbeiter möglich. Im Gegensatz zu Schule in der Gärtnerei gibt es hier einen Zertifikatslehrgang. Damit ist der Betrieb dann bei der Durchführung versichert und darf auch ein Entgelt verlangen. Für Schule in der Gärtnerei braucht es keinen Extra-Lehrgang und der Betrieb darf auch nichts verlangen. Es handelt sich dabei um eine schulbezogene Veranstaltung, das Unternehmen ist nicht haftbar. Auskunft auf der Versammlung war, dass man sich diesbezüglich an das jeweilige Landes-LFI wenden müsse.

Fokus auf den Zusammenhalt

Ein wichtiger Punkt war unter den Anwesenden, dass die Gärtnerschaft Österreichs mehr zusammenhalten müsse, die Gärtner sollten als Label gemeinsam auftreten. Es gibt immer wieder Ausreißer bei den Initiativen, die der Bundesverband oder auch das Blumenmarketing anstößt, z,B. Gemüse des Jahres. Damit sich die Werbung auch bezahlt macht, sollten aber alle Bundesländer mitziehen. Natürlich können daneben auch eigene Initiativen durchgeführt werden, denn die Branche lebt ja von der Kreativität. Da man als Branche aber sowieso im Schrumpfen begriffen ist, braucht es mehr Zusammenhalt.

Zu größeren Grundsatzdiskussionen unter den Anwesenden führte die Erwähnung der neuen Ausbildung zum Klimagärtner, ein gewerblicher Beruf, der in Kagran gelehrt werden soll. Dieser sei ursprünglich als Anhangsmodul von einem Jahr geplant gewesen, wurde aber nun von den Sozialpartnern als eigener Beruf eingeführt, der eine Spezialisierung auf Dach- und Fassadenbegrünung ist. Grundsätzlich sei es wichtig, zwischen den Sparten Landwirtschaft und Gewerbe mehr zusammenzuarbeiten, da gibt es auch (mehr oder weniger erfolgreiche) Initiativen in den Bundesländern, z. B. für die Ausbildung. Daran sollten die Vertreter beider Seiten mehr arbeiten, denn die Branche ist nicht groß und sollte sich nicht spalten lassen.