Im Jahr 2024 wurde erneut deutlich, dass der Klimawandel bereits spürbare Auswirkungen zeigt und erhebliche Herausforderungen für die Agrarwirtschaft mit sich bringt. Frost, Hagel, Stürme, Dürre und... Mehr lesen ...
Über 70 Teilnehmer aus Tirol, ganz Österreich, Südtirol und Bayern, sowie 24 namhafte Aussteller aus der grünen Branche trafen sich Ende September im Reschenhof in Mils nähe Innsbruck zum fachlichen Austausch. Obmann Ing. Michael Jäger führte an diesem Tag durch die Veranstaltung.
Drängende Themen
Ing. Josef Hechenberger, Präsident der LK, sprach in seiner Eröffnungsrede mit dem Pflanzenschutz eines der drängendsten Themen der Gärtner an. „Ein jeder möchte schöne und gesunde Blumen,“ so Hechenberger. „Kein Gärtner spritzt des Spritzens wegen.“ Auch auf den derzeit so akuten Fachkräftemangel ging er ein und schaffte somit den perfekten Übergang zu den Fachreferenten.
Veränderungen und neue Konzepte
Den Einstieg machte Prof. Dr. Thomas Vogler von der TH Ingolstadt. Starke Veränderungen treffen den Gartenbau. Ein verändertes Kaufverhalten erfordert Anpassungen. Er wies auf die Wichtigkeit der Präsenz im Internet hin, da ein Großteil der Kaufentscheidungen heute online von zu Hause getroffen wird. Wer hier nicht sichtbar ist wird nicht gefunden. Vogler griff auch den akuten Fachkräftemangel auf und machte die Notwendigkeit von Veränderungen und neuen Konzepten deutlich.
Hier übernahm Karel de Graaf. Seine Firma NIFEM entwickelt u.a. für Gärtnereien individuelle Konzepte und setzt diese europaweit um. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken sind SB-Läden und Hybrid-Lösungen mit persönlicher Beratung während regulären Öffnungszeiten ein möglicher Ansatz. Er zeigte an ausgewählten Beispielen, wie das auch in kleinen Betrieben aussehen kann.
Kundenwünsche im Wandel
Dipl.-Ing. Eva-Maria Geiger, LWG Veitshöchheim, stellte auf der Fachtagung die Ergebnisse ihrer diesjährigen Sortenversuche mit Sommerblumen in torfreduziertem Substrat vor. In ihrem Blick auf Trends im Zierpflanzenbau, Pflanzenneuheiten und die Entwicklung der Branche zeigte sie, dass Sommerblumen weiterhin mit Abstand wichtigster Umsatzbringer sind, doch ist der Absatz rückläufig. Steigendes Interesse besteht bei Kräutern und Gemüsepflanzen. Immer wichtiger bei der Kaufentscheidung wird der Nutzen für Bestäuber. Zudem schaffen sich mehr und mehr Konsumenten Wohlfühl-Oasen. Sie wünschen sich pflegeleichte Blumen, die den ganzen Sommer schön und reichblühend sind. Bei der Sortimentsgestaltung sind zukünftig neben dem Bestäuber-Nutzen vor allem die Klima-Resilienz und die Pflegeleichtigkeit wichtig.
Herausforderungen torffreier Produktion
Toni Ruprecht BSc, Andermatt Biocontrol, begleitet in der Schweiz zahlreiche Gärtnereien bei der Umstellung auf torffreie Produktion. Aus seinen Erfahrungen heraus sind Kulturzeitverlängerungen mit erheblichen Mehrkosten zu erwarten. Eine höhere Ausfallquote, eine stärkere Gefahr von Trauermückenbefall und ein wesentlich größerer Arbeitsaufwand ist zu beachten. Die größte Herausforderung ist eine optimale Nährstoffversorgung. Die Stickstoffverfügbarkeit schwankt in torffreien Substraten. Daher sind häufige Analysen und die Entwicklung neuer Düngestrategien erforderlich.
Pflanzengesundheit – Auflagen und Potenziale
Die Erhaltung der Pflanzengesundheit wird immer aufwendiger und schwieriger, die rechtlichen Vorgaben strenger und komplexer. Zudem stehen immer weniger Mittel zur Schädlingsbekämpfung zur Verfügung. Daher müssen Alternativen gefunden und neue Wege beschritten werden.
Zunächst stellte Mst. Bernhard Pless, LK Tirol, einen eigens von seinem Kollegen Ing. Ulrich Zeni entwickelten Selbstevaluierungsbogen vor. Er soll der regelmäßigen Selbstkontrolle dienen und es so erleichtern den umfangreichen gesetzlichen Auflagen gerecht zu werden.
Anschließend referierte Dipl.-Ing. Sonja Stockmann von der LK Steiermark über das Potenzial alternativer Produkte wie Biostimulantien und sogenannter LOW-RISK-Produkte. Neben dem Nützlingseinsatz, der in Tirol weit verbreitet ist, sind diese Mittel eine wertvolle Hilfe zur Erhaltung der Pflanzengesundheit. Die Wirkungsweise ist vielfältig. Sie stärken das Gewebe, aktivieren die pflanzeneigenen Abwehrkräfte oder schützen durch Besiedelung mit Mikroorganismen. Eine direkte Wirkung gegen Schadorganismen haben sie meist nicht. Daher ist bei starkem Schädlingsdruck eine aktive Bekämpfung weiterhin nötig.
Erfolgreiche Veranstaltung
Am Ende konnte Dipl.-Ing. Wendelin Juen von der LK Tirol zu einer sehr gelungenen Fachtagung gratulieren. „Ausgezeichnete Referenten zu aktuellen Themen, namhafte Firmen der Branche als Ansprechpartner und der Austausch der Gärtner untereinander sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg. Die Rückmeldungen von allen Seiten waren durchweg sehr positiv.“