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Der Schein trügt, Österreichs Schutzgebiete sind in einem schlechten Zustand. © Mario Krpan/Shutterstock.com

Biodiversität

Zeitfenster für die Bewältigung schließt sich

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 14.11.2023 - 08:37

Es sind noch nicht genug Maßnahmen gesetzt worden und eine Budgetierung ist dringend notwendig. Eine kritische Bilanz zieht der Österreichische Biodiversitätsrat zur Biodiversität in Österreich in Form des Biodiversitäts-Barometers 2023.
Auf internationaler Ebene hat die Staatengemeinschaft die Dringlichkeit der Biodiversitätskrise bereits erkannt. So wurde im vergangenen Jahr das Kunming-Montreal Biodiversitätsabkommen beschlossen und wahrscheinlich befindet sich das EU-Nature Restoration Law jetzt in der letzten Trilog-Verhandlung. Im aktuellen österreichischen Regierungsprogramm ist der Biodiversitätsschutz festgehalten und im Dezember 2022 wurde die neue nationale Biodiversitätsstrategie 2030+ vorgelegt. Laut Biodiversitätsrat ist der schwerwiegendste Mangel, dass Österreich keinen bindenden rechtlichen Rahmen für einen effektiven und zukunftsweisenden Biodiversitätsschutz hat. Es fehlen Die Umsetzungsmaßnahmen sowie das notwendige Budget fehlen noch.

Versäumnisse der Bundesländer

Ein erheblicher Teil der Biodiversitätspolitik liegt im Verantwortungsbereich der Bundesländer. Im Jahr 2022 wurde der nationale Biodiversitätsfond für eine Laufzeit bis 2026 auf erfreuliche 80 Mio. Euro aufgestockt. Die Naturschutzbudgets der Bundesländer sind jedoch noch völlig unzureichend dotiert, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Ein Bespiel bringt Assoz. -Prof. Dr. Franz Essel: „Das Naturschutzbudget im Bundesland Niederösterreich betrug im Jahr 2021 15 Mio. Euro. Im Vergleich dazu betrug jenes für Straßenbau- und -sanierung im selben Jahr 450 Mio. - das Dreißigfache. Diese Dotierungen betrachten wir als reine Fortschreibungen der Vorjahre, sie sind aus unserer Sicht komplett aus der Zeit gefallen. Umweltmaßnahmen benötigen Geld – und zwar jetzt!“

Naturverträgliche Gesellschaft

Der Biodiversitätsrat fordert erneut ein Bundesrahmennaturschutzgesetz sowie eine österreichweite verbindliche Bodenstrategie. Gerade bei der naturverträglichen Landnutzung gibt es in den Bundesländern immer wieder Rückschritte. Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für den Erhalt der Biodiversität müssen geschaffen werden.
Auch auf internationaler Ebene sieht sich die Biodiversität mit einem deutlichen Rückgang an Experten in Arten- und Taxonomiekenntnissen konfrontiert. Deshalb spricht sich der Biodiversitätsrat in Österreich für ein nationales Biodiversitätsforschungsprogramm aus. Für die langfristige Sicherung der wissenschaftlichen Grundlagen ist nicht nur ein massiver Ausbau der Lehrangebote im universitären Bereich notwendig, sondern auch die Inhalte der Biodiversität müssen in Schulen und Kindergärten stärker verankert werden.

Biodiversitätsfördernde Landnutzung ist Klimaschutz

In Österreich sind in den vergangenen 25 Jahren 48% aller Brutvogelpaare aus der Kulturlandschaft verschwunden. Noch immer beträgt der Flächenverbrauch 11,3 ha täglich. Der Beschluss einer verpflichtenden Bodenstrategie für weniger Flächenverbrauch (max. 2,5 ha bis 2025 und max. 1 ha bis 2030) ist nach wie vor ausständig! Dementsprechend schlecht fällt auch hier die Einschätzung des Biodiversitätsrats im Barometer der Biodiversitätspolitik aus. „Es gilt, dringend naturschädliche Förderungen und Subventionen durch biodiversitätsneutrale oder -fördernde zu ersetzen. Die Ausstattung des Biodiversitätsfonds mit derzeit 80 Millionen Euro bis 2026 wird nicht zur Bewältigung der Biodiversitätskrise ausreichen,“ fordert Univ.-Prof. Dr. Thomas Wrbka, Botaniker an der Universität Wien und Mitglied im Leitungsteam des Biodiversitätsrats. Die Schutzgebiete Österreichs sind in einem schlechten Zustand. Es sind 10 % der Landesfläche als streng geschützte Gebiete und 30 % Biodiversitätsförderflächen in Siedlungs- und Agrarräumen zügig auszubauen. Diese Flächen sind entscheidend bei der Bewältigung der Klimakrise.
Leider gib es nur wenig Anzeichen einer Verbesserung. Gute Ansätze für die Verbesserung des Zustandes der Biodiversität warten nach wie vor auf ihre Finanzierung und Umsetzung.


Quelle: OTS