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Der Selbstversorgungsgrad Österreichs mit Gemüse nimmt ab © CoolR/Shutterstock.com

Gemüsebau

Selbstversorgungsgrad sinkt

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 26.09.2023 - 09:28

Anlässlich des 30. Jubiläums des Bundesgemüsebauverbands (BGV) lud der Verband gemeinsam mit dem Verein der Tiroler Gemüsebauern und der Landwirtschaftskammer (LK) Tirol nach Thaur, Tirol ein. Am Programm standen Fachvorträge, der Besuch von eigens für die Tagung angelegten Versuchsfeldern mit 197 unterschiedlichen Gemüsesorten sowie der Austausch über aktuelle Herausforderungen. In der Mitgliederversammlung des BGV standen Neuwahlen an: Der scheidende Präsident Thomas Blatt übergab das Amt an Ing. Karl Auer.

Andere Länder – andere Standards

Auch wenn Gemüse in der Ernährung immer mehr an Bedeutung gewinnt, machen den Erzeugern die strengen Produktionsauflagen zu schaffen. Denn der Markt würdigt die hohen Standards und Kosten nicht. Daher ist der Selbstversorgungsgrad mit Gemüse in Österreich in der Vergangenheit kontinuierlich gesunken, so Karl Auer: „Hier müssen wir ansetzen und Lösungen finden, um nicht noch abhängiger von Importwaren zu werden. Dazu braucht es ganz klar mehr Fairness innerhalb der Produktionskette. Der österreichische Gemüsebau ist eine zukunftsorientierte und innovative Branche, die möglichst ressourcenschonend arbeitet. Das gibt es allerdings nicht zum Dumpingpreis. Gerade die im Vergleich mit anderen Ländern hohen Lohnnebenkosten sind dabei ein Wettbewerbsnachteil.“

In anderen EU-Staaten werden z.T. nach anderen Produktionsstandards gearbeitet, die Stefan Müßigang, Obmann der Tiroler Gemüsebauern als „lax“ bezeichnet. Stehen diese Produkte dann im Regal in unmittelbarer Konkurrenz zu regionalen Produkten gehe das zu Lasten der heimischen Landwirte und der regionalen Landwirtschaft. „Denn leider entscheidet im Supermarkt am Ende des Tages meistens der Preis darüber, welches Lebensmittel im Einkaufskorb landet. Um das langfristig zu ändern, fordern wir einheitliche Produktionsvoraussetzungen für alle EU-Mitgliedstaaten - nur so können wir eine faire und nachhaltige Produktion bei uns in der Region absichern.“

Klimaschutz durch Regionalität

Die Relevanz der heimischen Landwirtschaft wird allerdings verstärkt durch den Wunsch der Konsumenten nach regionalen Produkten sowie die Diskussionen zum Klimaschutz. Die durch den Preisdruck erfolgte Verlagerung der Produktion in Regionen außerhalb Europas tut der Umwelt keinen Gefallen. Wendelin Juen, Fachsbereichleiter in der LK Tirol: „Gerade der Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser in Produktionsregionen außerhalb Europas belastet die Umwelt. Ohnehin trockene Regionen werden quasi entwässert, der lange Transport treibt die Schadstoffbilanz in die Höhe. Warum also in die Ferne schweifen? In Tirol werden auf 1.428 ha über 60 Gemüsearten kultiviert. Diese Lebensmittel können unsere regionalen Konsumenten und Konsumentinnen frisch und in höchster Qualität genießen.“


Quelle: aiz.info, Fruchtportal