Tirol

Beet- und Balkonblumentag 2022

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 21.10.2022 - 09:50

Ausrichter der beliebten Fachtagung mit namhaften Aussteller-Firmen aus der grünen Branche ist der Erwerbsgartenbauverein „Die Tiroler Gärtner“ in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Tirol. Obmann Ing. Michael Jäger führte durch die Veranstaltung.

ÖR Helga Brunschmid, Vizepräsidentin der LK, begrüßte die Besucher und hob dabei die Rolle der Tiroler Gärtner als Kulturträger hervor: „Die herrlich bepflanzten Balkonkisten prägen das Bild Tirols bis weit über die Grenzen hinaus. Was wäre unser Bundesland ohne diese bunt blühenden Aushängeschilder?“

Nachhaltiger Zierpflanzenbau

Den Einstieg in die Fachvorträge machte Prof. Dr. Kai Sparke von der HS Geisenheim. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Nachhaltigkeit bei Zierpflanzen und präsentierte anhand des Weihnachtssterns seine Ergebnisse, wonach die Kunden viele Pflanzen gerne länger bei sich behielten. Oftmals fehlen einfach nur geeignete Hinweise zur richtigen Pflege für den Erfolg zu Hause. Weihnachtssterne werden zumeist sehr zeitig entsorgt. Die ausgewählten Testpersonen behielten aber dank der mitgegebenen Pflegeanleitung ihre Pflanzen teils bis Ostern in sehr gutem Zustand – ein Erfolgserlebnis und Motivation für einen neuerlichen Kauf.

Energieeinsatz und Existenzängste

IMG_20220921_154936.jpg

Obmann Ing. Michael Jäger (rechts) mit Bernd Schell © Bernhard Pless/LK Tirol

Thema Nummer 1 derzeit ist klar der Energieeinsatz im Gartenbau. Existenzängste und Unsicherheiten darüber, was auf alle zukommen wird, sind überall zu spüren. Ist das Heizen noch zu bezahlen? Bekommen die Gärtnereien überhaupt noch Gas, sollte es rationiert werden? Und gibt es Unterstützung, wenn es die Wasserleitungen durch den Frost zerreißt oder die Gewächshäuser zusammenbrechen durch die Schneelast, die nicht mehr abgeheizt werden kann?

Die Möglichkeiten von Biomasse-Heizsysteme als Ersatz für Öl und Gas im Gartenbau zeigte Manfred Linecker (Hargassner GmbH) auf. Das Problem des selten vorhandenen Platzes für Hackschnitzel- oder Pellets-Lagerstellen kann durch Container-Anlagen gelöst werden. Hierbei wird der Brennstoff im oberen Container über der Heizung gelagert. Somit werden solch nachhaltige Heizanlagen auch auf kleinem Raum möglich.

Bernd Schell (Schell GmbH Gewächshaustechnik) ging auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Energieträger ein. In seinem Vortrag zeigte er wie man durch technische Maßnahmen wie den Einbau von Ventilatoren, die warme Luft nach unten zu den Kulturen führen, erheblich Energie einsparen kann. Auch durch kulturangepasste Klimasteuerung lässt sich hier viel erreichen. Schell stellte u. a. das Weihenstephaner Model vor das hilft, den Energieeinsatz im Gartenbau zu senken.

Bestäuberfreundliche Pflanzen mit Nützlingen schützen

DI Ute Ruttensperger von der LVG Heidelberg stellte Ihre Forschungsergebnisse zu bestäuberfreundlichen Beet- und Balkonpflanzen vor und stieß dabei bei den Gärtnern auf großes Interesse. Sie konnte aufzeigen wie wertvoll Beet- und Balkonpflanzen gerade in den städtischen verbauten Gebieten sind. In Ihren Versuchen wurden auch nicht einheimische Blumen von bestäubenden Insekten aller Art stark besucht. Gerade in Balkonkästen und Pflanztrögen mit Wechselflor sind diese Pflanzen sogar im Vorteil zu den stark beworbenen Blumenwiesen, da viele Pflanzen in den Mischungen erst nach zwei bis drei Jahren für Insekten attraktiv werden.

DI Jasmin Deimel (Biohelp) referierte über den richtigen Einsatz von Nützlingen in der Produktion. Der Nützlingseinsatz gegen Schädlinge wie Blattläuse und Weißer Fliege ist in den Tiroler Gärtnereien bereits weit verbreitet. Durch ausführliche Portraits wie zum Beispiel der Raubmilben Phytoseiulus persimilis und Amblyseius californicus gegen die Rote Spinne erläuterte Deimel die richtige Handhabung im Betrieb und zeigte auf wie eine erfolgreiche Bekämpfung von Schädlingen mit Hilfe von Nützlingen sehr gut funktioniert.

Am Ende gratulierte DI Wendelin Juen von der Landwirtschaftskammer zu einer erfolgreichen und geglückten Veranstaltung: „Solch eine Veranstaltung wird von drei Faktoren getragen. Kompetente Referenten zu aktuellen Themen, namhafte Firmen aus der Branche als Aussteller und Ansprechpartner und der Austausch der Gärtner untereinander.“ Juen resümierte: „Alle drei Faktoren sind hier in hervorragender Weise zusammengekommen und wecken Lust und Freude auf den nächsten Beet- und Balkonblumentag hier in Tirol.“


Quelle: Bernhard Pless, Referent für Zierpflanzenbau/LK Tirol