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Am Meeresgrund kultiviert ein Italiener mit seinem Team Gemüse, Kräuter und Erdbeeren. Die Ernte müssen Taucher in Trockenboxen transportieren (Symbolfoto). © cosca/Shutterstock.com

Italien

Gemüseanbau unter Wasser

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 18.10.2021 - 09:13

Instabile Umweltbedingungen, wie extreme Temperaturschwankungen erschweren zunehmend den Anbau von Lebensmitteln weltweit. An alternativen Anbaukonzepten wird global geforscht. Der Italiener Sergio Gamberini tüftelt schon seit 2012 an seinem eigens erbauten Unterwassergarten in Noli, an der ligurischen Küste. Das mittlerweile mehrköpfige Team pflanzt erfolgreich Bohnen, Kräuter, Zucchini, Erdbeeren, Salat und Tomaten an.
Dem Projekt wird sowohl Skepsis als auch Neugier entgegengebracht. Das Anbauen am Meeresgrund erscheint vielversprechend. Die Plantage kommt fast ohne Zufuhr von Wasser und Energie aus. Acht Meter unter der Wasseroberfläche befindet sich der Unterwassergarten des Italieners. Das Sonnenlicht hat noch genug Kraft, um ausreichend Fotosynthese zu ermöglichen. Im Gegensatz zum Anbau an Land ist die Temperatur mit 18 Grad im Winter und knapp unter 30 Grad im Sommer weitgehend stabil. Der Anbau zeigt sich von Wind und Wetter unbeeinflusst. Durch das Nicht-Vorhandensein von Schädlingen muss auch nicht auf Pestizide zurückgegriffen werden. Möglich ist das durch ein halbkugelförmiges Gewächshaus aus Acryl, das mit Eisenketten und Gewichten am Meeresboden verankert ist. Die ballonartigen Biosphären ermöglichen ein autarkes Bewässerungssystem. Aufgrund des Temperaturunterschieds zwischen der Luft im Inneren und dem Meerwasser kommt es zu einer Verdunstung und Kondensation an der Innenfläche. Das Kondenswasser tropft dann auf die Pflanzen herab. 
Wie lange sich die Bevölkerung von konventioneller Landwirtschaft noch ernähren kann, ist fraglich. Obwohl das Meer in der Anbau-Forschung schon eine große Rolle spielt, gibt es eine so ausgeklügelte Unterwasserplantage bisher nur in Noli. Schwierigkeiten gibt es auch hier: Taucher müssen in Trockenboxen die Ernteprodukte an Land befördern. Das Team des Unterwassergartens tüftelt kontinuierlich an neuen Ideen und träumt von einem energie- und wasserneutralen Gemüseanbau in flachen Küstengewässern.


Quelle: diePresse