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Forschungsprojekt

Erste Agri-PV-Anlage für CO2-neutralen Obstanbau

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 22.09.2021 - 13:56

Auf dem Bio-Obsthof Nachtwey in Gelsdorf (Rheinland-Pfalz) wurden im Zuge des Projekts „Agri-PV Obstbau“ eine Forschungsanlage aufgestellt. Errichtet wurde sie von BayWa r.e. und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie mit weiteren Forschungspartnern. Sie ist die erste Anlage dieser Art in Deutschland und hat eine Gesamtversuchsfläche vom rund 9.100 m2. Die  Agri-PV-Anlage hat eine Leistung von 258 kWp und nimmt rund ein Drittel der Fläche des Areales ein.

Zahlreiche Forschungsfragen sollen an acht Apfelsorten untersucht werden. Das Projekt läuft fünf Jahre.
Zunächst vergleicht das Projekt die Apfelerzeugung am gleichen Standort unter vier verschiedenen Kulturschutzsystemen: Folienschutz (nicht regendurchlässig), Hagelschutz (regendurchlässig) und Agri-PV mit festinstallierten, lichtdurchlässigen PV-Modulen (nicht regendurchlässig) sowie nachgeführten PV-Modulen (bei Bedarf regendurchlässig). Zum Einsatz kommen zwei verschiedene Modultypen mit unterschiedlich angeordneten Solarzellen (Streifen- bzw. Blockmuster). Untersucht wird, inwiefern Agri-PV-Anlagen die Pflanzen und Früchte vor schädlichen Umwelteinflüssen (Hagel, Starkregen, Sonnenbrand, Frost und extremen Temperaturen) bewahren, inwieweit sich unterunterschiedliches Lichtmanagement durch verschiedene PV-Modulkonfigurationen auf das Pflanzenwachstum und die Agrarerträge auswirkt sowie die Auswirkung der Anlage auf Landschaftsästhetik, Wirtschaftlichkeit, Sozialverträglichkeit sowie pflanzenbauliche Parameter.
Stephan Schindele (Head of Product Management Agri-PV bei BayWa r.e) sieht in dem Projekt eine langfristige Lösung, um Landwirte dabei zu unterstützen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. In den Niederlanden wird professioneller Beerenbau unter Agri-PV erfolgreich betrieben. Jetzt wird Spalierobst getestet. Die Kombination Dauerkulturen und Photovoltaik hat ein enormes Potential und ermöglicht den Ausbau der Photovoltaik ohne Einschränkung von Agrarerträgen.  

Ökonomische Vorteile

Das Vorhaben zeigt nicht eine Klimaanpassung sowie eine Schutz des Agrarguts, sondern macht auch die ökonomischen Vorteile für Landwirte deutlich. Das können geringere und besser kalkulierbare Energiekosten, weniger Investitionskosten in Kulturschutz sowie weniger Betriebsmittel- und Müllentsorgungskosten sein. Untersucht wird auch die Akzeptanz und Sozialverträglichkeit. Mit dem durch die Anlage erzeugten Strom wird z.B der zur Verfügung gestellte batterieelektische Traktor Fendt 100 Vario geladen. Das Kühllager wird bereits mit grünen Strom von der PV-Dachanalge versorgt. Durch die Umsetzung eines betrieblichen Energiekonzepts wird versucht, die CO2-Emissionen auf dem Hof durch eine solare Elektrifizierung erheblich zu reduziert werden.
Die Folien- und Hagelschutzsysteme - die als Referenzsysteme dienen - wurden von BayWa Agrar Obst und Hopfenzentrum aus Tettnang umgesetzt. „NEXT Farming“ ermöglicht das Pflanzenphysiologische Monitoring. Landwirte können ihren gesamten Betrieb sowie die Bewässerung mithilfe des Software-Management-Systems der BayWa AG steuern. Über Datenmonitoring und Wettervorhersagen werden die Landwirte kontinuierlich über mögliche Risiken informiert.


Quelle: Fraunhofer-Institut