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Mit pflanzenbestimmende Apps am Smartphone werden auch wertvolle Datensätze zu Standorten erfasst, die Infos zur Ausbreitung von Pflanzenarten sowie Veränderungen der Biodiversität liefern. (Symbolfoto) © fresh2021/Shutterstock.com

Forschung

Smartphones erfassen den ökologischen Wandel

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 19.05.2021 - 10:34

Smartphone-Apps zur Pflanzenbestimmung (wie „Flora Incognita“) können nicht nur 4.800 Pflanzenarten erkennen, sondern auch großräumige ökologische Muster erkennen. Diese Muster stimmen mit Langzeit-Kartierungen der deutschen Flora außerordendlich gut überein, obwohl sie in einem kurzen Zeitraum gewonnen wurden und stark vom Verhalten der App-Nutzer beeinflusst werden. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für die schnelle Erfassung von Veränderungen der Biodiversität.
Die Methoden der künstlichen Intelligenz, die Computerprogramme nutzen, können Pflanzenarten mit hoher Genauigkeit bestimmen. Diese Technik nutzen Smartphone Apps, um vor Ort Pflanzenbestimmungen durchzuführen. Dadurch erhalten auch Laien einen schnellen und effizienten Zugang zur biologischen Vielfalt. Im Hinblick auf den Klimawandel, den Verlust von Lebensräumen und veränderter Landnutzung könnten solche Programme noch einen weiteren Nutzen haben. Durch die Erfassung der Pflanzenstandorte entstehen wertvolle Datensätze, die Wissenschafter Aufschluss geben können, wie sich unterschiedliche Umweltbedingungen verändern.
Ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Biodiverstitätsforschung des Remote Sensing Center for Earth System Research der Universität Leipzig und das Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, das Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und die Technische Universität Ilmenau sind jetzt der Frage nachgegangen, wie zuverlässig diese gesammelten Informationen sind. Untersucht werden die Daten, die zwischen 2018 und 2019 durch die App „Flora Incognita“ in Deutschland erfasst wurden und verglich diese mit der Datenbank FlorKart des Bundesamtes für Naturschutz. Das ist eine herkömmliche Langzeit-Kartierung, die mit der Unterstützung von über 5.000 Pflanzenexperten über einen Zeitraum von 70 Jahren erstellt wurde.

Es konnte festgestellt werden, dass die Daten, die in nur zwei Jahren mithilfe der „Flora Incognita“-App gewonnen werden konnten, sich auf ökologische Muster in Deutschland ableiten lassen, die mit einer langfristigen Kartierung der Flora Deutschlands vergleichbar sind. Auch der Einfluss verschiedener Umweltfaktoren auf die Verbreitung verschiedener Pflanzenarten lassen die Daten erkennen. Datensätze aus der App, die aus Gebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte stammen, zeigen eine Abweichung der herkömmlichen Langzeit-Kartierung. In ländlichen Regionen war die Abweichung - aufgrund weniger Smartphone-Nutzer- stärker ausgeprägt - außer es sind beliebte touristische Ausflugsziele. Auch die Interessen der Nutzer haben einen starken Einfluss. So werden häufige und auffällige Arten öfter bestimmt als seltene sowie unscheinbare. Die Forscher konnten auf mehr als 900.000 Observationsdaten zugreifen und diese unglaubliche Menge hilft, um bekannte biogeographische Muster zu rekonstruieren.

Die Studie zeigt das enorme Potential dieser Art der Datenerfassung und die damit schnelle Erfassung von Änderungen in der Biodiversität. Mit einer steigenden Nutzerzahl von Pflanzenbestimmungs-Apps können ökologische Veränderungen weltweit in Echtzeit erfasst und analysiert werden. Die App „Flora Incognita“ haben die Teams von Jana Wäldchen sowie Patrick Mäder an der TU Ilmenau gemeinsam entwickelt.


Quelle: Max Planck Gesellschaft