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Eine effektvolle Strategie haben Kreuzblütler entwickelt, um Fressfeinde abzuwehren. © Lahore Qalandars7/Shutterstock.com

Forschung

Die Senfölbombe tickt

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 20.04.2021 - 10:54

Es gibt 120 verschiedene Senföle. Die Natur hat eine effektive Strategie entwickelt, um Fressfeinde abzuschrecken - das Zünden einer „Senfölbombe“. Insekten, Milben, Nager, Bakterien und Pilze werden dadurch in die Flucht geschlagen. Ein einfach konstruierter Mechanismus macht es möglich. Das Glucosinolat-Myrosinase-System besteht aus zwei Komponenten – den Glucosinolaten, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, und dem Enzym Myrosinase. Beide Komponenten werden getrennt voneinander in den Zellen gelagert und sind einzeln noch nicht giftig. Beißt eine Raupe in ein Rapsblatt, werden die Zellkompartimente zerstört und Glucosinolate und Myrosinase vermischen sich. Das Enzym spaltet dann die Glukosegruppe von den Glukosinolaten ab. Die verbleibenden Moleküle werden dann zügig in andere Produkte umgewandelt und es entstehen für viele Fressfeinde giftigen Substanzen - die Senföle.
Eine Gegenstrategie hat die Kohlmotte entwickelt. Sie kann mit einem von ihr produzierten Enzym die Spaltung verhindern und so die Zündung „entschärfen“. Daher müssen die Pflanzen ihre Abwehrstrategie stetig ändern, um erfolgreich zu sein. Aber auch die Schädlinge entwickeln immer wieder Maßnahmen, um gegen das Abwehrschild erfolgreich zu sein. Das Spiel mit dem giftigen Senföl beherrschen auch Blattläuse. Um Fressfeinde abzuschrecken saugen Blattläuse Glucosinolate aus Kreuzblütlern und speichern es in ihrem Blut. Das Enzym Myrosinase produzieren sie selber und reichern es im Muskelgewebe an. Kommt ein Fressfeind und beißt zu, kommt er mit Myrosinase und Glycosinolate in Berührung und es entstehen Senföle, die den Angreifer verletzen oder töten. Dabei kommt auch die Blattlaus ums Leben, rettet aber den Rest ihrer Blattlauskolonie.


Quelle: pflanzenforschung