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Im Herbst nutzen die Wiener Stadtgärtner das optimale Klima um Wien noch grüner zu machen. (Symbolfoto) © Shcherbakov Ilya/shutterstock.com

Wien

Noch mehr Bäume für die Stadt

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 12.11.2020 - 10:29

Wien gehört seit zehn Jahren zur lebenswertesten Stadt der Welt und ist seit heuer auch die „Greenes City“ weltweit. Weiterhin setzt die Stadt Wien auf Begrünung als Antwort auf den Klimawandel. Die Wiener Stadtbäume kühlen dicht besiedelte Gebiete, binden Feinstaub und CO2 und geben lebenswichtigen Sauerstoff ab. Mehr Grün und weniger Grau ist in Zeiten von steigenden Temperaturen sowie Hitzerekorden entscheidend - nicht nur für Wien. Die Stadt hat einen extrem hohen Baumbestand von rund einer halben Million, eine Tatsache, die auch international hohe Beachtung findet.

Die Wiener Stadtgärten (MA 42) sorgen dafür, dass Wien die grünste Stadt der Welt ist und die Stadtbäume müssen den hohen urbanen Anforderungen standhalten. Die Wiener Stadtgärten haben mit nationalen und internationalen Experten in den vergangenen Jahren eine Liste jener Baumarten erarbeiten, die mit dem Extremstandort Stadt gut zurechtkommen. Der Celtis wird seit  rund 10 Jahren verstärkt bei Neu- und Nachpflanzungen verwendet und kommt mit Stressfaktoren wie Verkehr, Bodenverdichtung, eingeklemmte Wurzeln, Erschütterungen und Abstrahlhitze gut zurecht.

Innovative Konzepte

Bei Baumpflanzungen wird ein, von den Wiener Stadtgärtnern und Forschern entwickeltes, neues Baumsubstrat eingesetzt. Das organische und mineralische Substrat garantiert eine verbesserte Wasserspeicherfähigkeit und eine gute Durchlüftung. Es ist kostengünstig, die notwendigen Materialien kommen aus der näheren Umgebung und werden von den Wiener Stadtgärtnern selbst zusammen gestellt. Sogar ein Patent hat das „Wiener Bausubstrat für Straßenbäume“.

In der Seestadt Nord kommt im großen Stil das sog. „Schwammstadt-Prinzip“ zum Einsatz. Das Prinzip sorgt für mehr Platz, Wasser und Luft im Wurzelbereich. Im Straßenraum werden unterhalb der befestigen Oberfläche Schotterkörper geschaffen und sollen somit das Überleben der Bäume nachhaltig sichern. Die Bäume stehen in Baumscheiben, haben aber einen direkten Kontakt zu den lockeren Schotterkörpern und können diese durchwurzeln. Das anfallende Oberflächenwasser wird z.B in Absetzbecken gefiltert, in den Schwammkörper geleitet und verteilt. Regenwasser wird damit gespeichert bzw. zurückgehalten und steht dadurch den Bäumen länger zur Verfügung. Dadurch sollen Bäume klimafit gemacht werden. Gemeinsam mit Wissenschaftern, Landschaftsarchitekten und den Wiener Stadtgärten wurde das Konzept entwickelt und sorgt dafür, dass die Bäume auch bei großer Hitze und längerer Trockenheit ausreichend Wasser bekommen.

1.000 automatische Bewässerungen sorgen in der ganzen Stadt für eine optimale Versorgung. Drei Jahre lang werden alle neu gepflanzten Bäume, mindestens einmal wöchentlich, händisch gegossen. Mit 400.000 Liter Wasser sind bis zu 150 Personen täglich in 50 Gießfahrzeugen unterwegs, um Wiens Stadtbäume zu bewässern. Um die Gießintervalle zu verdoppeln werden weitere 12 Bewässerungsanhänger, 7 Bewässerungssysteme für LKWs bis zum nächsten Sommer angeschafft. Bewässerungssäcke unterstützen das händische Gießen. Diese werden um den Stamm eines Jungbaumes gelegt und mit einem Reißverschluss fixiert. Die Gieß-Bags umfassen 75 Liter und weisen kleine Löcher auf, durch die das Wasser langsam austritt um im Wurzelballen zu versickern. 10.850 Stück Gieß-Bags sind im Stadtgebiet im Einsatz.  

Hilfreiche Maßnahmen

Um mehr Bäume pflanzen zu können, hat die Stadt Wien ein Sonderbudget von 8 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Die Kosten für eine Baumpflanzung im Straßenbereich hängt von unterschiedlichen Faktoren - wie Baumart, Standort - ab. Neben den Fassadenabständen und Straßenbreiten sind die sogenannten Einbauten, also alle Leitungen und Rohre, die unter der Erde verlaufen, entscheidend. Im Gegensatz zu anderen europäischen Städten laufen diese nicht in der Straßenmitte, sondern an den Rändern, um bei Reparaturen den Autoverkehr nicht zu behindern. Dort wo durch Einbauten von Wasser, Strom, Fernwärme oder Gas keine Baumbepflanzung möglich ist, greift die Aktion „Raus aus dem Asphalt“.  Dabei werden Asphaltflächen aufgebrochen und mit verschiedenen Pflanzen-Modulen bepflanzt. So entstehen in stark verbauten Gebieten kleine, blühende Zonen, die die Straßenzüge bunter machen und auch für Insekten Vorteile bieten.


Quelle: APA