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Lebensmittel, die nicht der Form entsprechen werden vom Einzelhandel kaum akzeptiert – mit Folgen für die Umwelt © Irina Tetereva/Shutterstock.com

Studie

Makellose Lebensmittel schaden der Umwelt

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 27.10.2020 - 11:11

Ziel der Studie war, Umwelt- und Klimawirkungen von landwirtschaftlichen Produkten, die durch Produktions- und Qualitätsstandards verursacht sind, zu erkennen. Auch Lösungsmöglichkeiten sollten aufgezeigt werden. Neben der Literaturrecherche führte man auch Interviews mit Experten aus Gartenbau und Landwirtschaft durch, wie das BZfE berichtet.

Ästhetik-Standards als Umweltproblem

Nicht nur die EU fordert von Produzenten hohe Standard ein: Neben den gesetzlichen Vorgaben, die Qualität und Nahrungsmittelsicherheit gewährleisten, stellt der Einzelhandel Forderungen nach Standards für Größe und Vergleichbarkeit der Produkte. Dadurch gehen besonders im Gemüse- und Obstbereich Erzeugnisse verloren weil sie den ästhetischen Ansprüchen bezüglich Form, Größe und Farbe nicht entsprechen. Sie werden dann weiterverarbeitet oder sogar vernichtet.

Wie die Studie festhält, kommt es neben dem Verlust von ansonsten einwandfreien Lebensmitteln auch zu Auswirkungen auf die Umwelt. So soll z. B. Kohlrabi mit makellosem Blatt vermarktet werden soll. Der Handel verlangt sattgrüne Blätter, die für den Verbraucher ein Symbol für Frische sind, obwohl diese nicht gegessen werden und sie sogar die Haltbarkeit verringern. Die zusätzlich dafür eingesetzten Pflanzenschutzmittel und Stickstoffaufwendungen können der Bodenqualität, den Ökosystemen in Grund- und Fließgewässern und der biologischen Artenvielfalt schaden. Noch ein Beispiel dafür ist Karfiol, der in Deutschland nach Stück und nicht nach Gewicht vermarktet wird und deshalb immer die gleiche Kopfgröße haben soll.

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Warum sollte ungewöhnlich geformtes Gemüse anders schmecken? © Svetlana Cherruty/Shutterstock.com

Flexibilität auf beiden Seiten entwickeln

Wenn der Lebensmitteleinzelhandel flexibler in Bezug auf Optik und Ästhetik werden würde und Verbrauchern vermittelt wird, dass nicht makelloses Gemüse und Obst genauso gut schmeckt und die gleichen Nährstoffe hat, dann könnten Umweltfolgen reduziert werden wie das Umweltbundesamt festhält. Die bereits vorhandenen alternativen Ansätze in Vermarktungsstrategien für "unperfekte" Produkte machen bisher nur einen kleinen Teil des Lebensmittelsortiments aus. Wäre das Angebot größer, könnte der Konsument auch selbst entscheiden was er kauft – was nicht da ist kann nicht gekauft werden.


Quelle: BZfE